# taz.de -- Negative Emissionen für den Klimaschutz: Steinstaub, der CO2 bindet | |
> Die Menschheit hat lange beim Klimaschutz geschlampt. Nun müssen Filter | |
> her, die das Kohlendioxid aus der Atmosphäre holen. | |
Bild: Wie würde ein Basalt-Staub-Himmel wohl aussehen? | |
BERLIN taz | Die Menschheit hat den Klimaschutz so lange verschleppt, dass | |
sie womöglich nicht darum herumkommt, CO2 aus der Luft zu filtern. Im | |
Jargon spricht man von negativen Emissionen. Das Problem ist, dass viele | |
der erforderlichen Technologien hohe Risiken bergen oder wahnsinnig viel | |
Platz brauchen. Eine Forschungsgruppe um den US-Klimawissenschaftler James | |
Hansen hat im Fachmagazin Nature aber gerade eine Methode vorgestellt, auf | |
die das nicht zutrifft. Es geht um das Ausstreuen von gemahlenem | |
Basaltgestein. | |
Das funktioniert so: Der Steinstaub verwittert. Dabei entsteht Karbonat, in | |
dem das CO2 dauerhaft gebunden bleibt. Das geschieht auch bei der | |
Verwitterung von Basalt in Großform. Die Nutzung kleiner Stücke | |
beschleunigt den Prozess aber enorm. | |
Die Methode hätte sogar positive Nebeneffekte. Das Karbonat würde | |
irgendwann in die Ozeane gelangen und dort der Versauerung entgegenwirken. | |
Der Steinstaub dürfte außerdem die Bodenqualität verbessern. Er enthält | |
Stoffe, mit denen man düngt. Deshalb würde es sich anbieten, dass | |
Landwirt:innen den Steinstaub auf ihren Äckern verteilten. | |
2 Milliarden Tonnen CO2 könnte man so laut der Studie jedes Jahr aus der | |
Atmosphäre ziehen. Zum Vergleich: Aktuell stößt die Welt pro Jahr rund 40 | |
Milliarden Tonnen CO2 aus. Andere Studien haben dem Steinstaub auch schon | |
eine gute Klimawirkung attestiert. An dieser ist vor allem neu, dass sie | |
zumindest für manche Regionen der Welt auf deutlich geringere Kosten kommt | |
als bisher angenommen. | |
Aufwendig wäre es schon: Um 2 Milliarden Tonnen CO2 einzusparen, bräuchte | |
man mehr als 6 Milliarden Tonnen Basalt, sagt die Klimawissenschaftlerin | |
Jessica Strefler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. Die Menge | |
entspricht drei Viertel von dem, was die Welt aktuell an Kohle abbaut. Der | |
Steinstaub wäre also eine Riesenindustrie. Und die positiven Nebeneffekte | |
müssen noch in den Praxistest. „Es gibt noch zu wenig Feldexperimente zu | |
diesem Thema“, so die Wissenschaftlerin. Sie warnt davor, über Steinstaub | |
den [1][Klimaschutz] zu vergessen. „Es kann nur um einen Ausgleich gehen | |
für die vergleichsweise kleine Menge an Emissionen, die sich wirklich nicht | |
vermeiden lässt“, betont sie. | |
20 Jul 2020 | |
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## AUTOREN | |
Susanne Schwarz | |
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