# taz.de -- Gedenkdemo für Maria B.: Ermittlungen eingestellt | |
> Vor sechs Monaten wurde Maria B. von Polizist:innen in | |
> Berlin-Friedrichshain erschossen. Eine Demo verlangt trotz Einstellung | |
> des Verfahrens Aufklärung. | |
Bild: Vor dem Wohnhaus in Friedrichshain wo Maria erschossen wurde sind Blumen … | |
BERLIN taz | Exakt ein halbes Jahr ist es her, dass [1][Maria B. in | |
Friedrichshain] von Polizisten in ihrer Wohnung erschossen wurde. Am | |
Freitag soll eine Gedenkdemo am Boxhagener Platz um 17 Uhr an den Tod der | |
33-Jährigen erinnern. „Gemeinsam wollen wir der Opfer tödlicher | |
Polizeigewalt gedenken“, heißt es in einem Demo-Aufruf zum „Anlass der | |
Ermordung von Maria B. durch die Polizei“. | |
Maria B. war eine von vielen wohl psychisch erkrankten Personen, die von | |
der Polizei erschossen wurde. Häufig stellen sich in diesen Fällen Fragen, | |
inwiefern die Polizei [2][deeskalierender hätte vorgehen müssen] – zu | |
Anklagen gegen Beamt:innen kommt es dennoch in den wenigsten Fällen. | |
Die Ermittlungen gegen die beteiligten vier Polizisten sind laut | |
Staatsanwaltschaft mittlerweile eingestellt. Offene Fragen bleiben für die | |
Demonstrierenden dennoch viele: Vor allem linke Initiativen bezeichneten | |
den Tod der 33-Jährigen als Mord. | |
Ihr Mitbewohner hatte in der Nacht zum 24. Januar die Polizei gerufen, weil | |
B. aggressiv gewesen sei und ihn mit einem Küchenmesser bedroht habe. Als | |
die Polizei eintraf, hatte B. sich in ihrem Zimmer eingeschlossen. Obwohl | |
sich Maria B. im psychischen Ausnahmezustand befunden haben soll, hat die | |
Polizei keinen psychiatrischen Notdienst gerufen. | |
## „Situationen regeln, ohne dass Menschen sterben müssen“ | |
Vier bewaffnete Beamte sollen direkt ihre Tür aufgebrochen und Maria B. | |
erschossen haben, als diese mit einem Messer in ihrem Zimmer stand und sich | |
damit auf die Polizisten zubewegt haben soll. B. soll polizeibekannt | |
gewesen sein, unter psychischen Problemen und multipler Sklerose gelitten | |
haben. Sie wog wohl weniger als 50 Kilogramm. Maria B. war wohl auch in der | |
linken Szene aktiv, in ihrem Flur sollen Antifa-Flaggen gehangen haben. | |
Im [3][Demoaufruf] heißt es, dass viele Berufsgruppen regelmäßig mit | |
Messern konfrontiert seien: „Sozialarbeiter:innen, Pfleger:innen, | |
Türsteher:innen. Diese Menschen haben nicht die Möglichkeit und (...) den | |
Willen ihr Gegenüber zu erschießen.“ Trotzdem seien diese in der Lage, | |
solche „Situationen zu regeln, ohne dass Menschen dabei sterben müssen“. | |
Zudem gebe es in Berlin sozialpsychiatrische Dienste, welche die Polizei | |
dazu hätte rufen können, um die Situation zu entschärfen. | |
Laut Staatsanwaltschaft wurden die Ermittlungen bereits im Februar wieder | |
eingestellt. Die vier beschuldigten Polizist:innen hätten in Notwehr | |
gehandelt. Die vorsätzliche Schussabgabe sei gerechtfertigt gewesen. | |
Erkenntnisse zu psychischen oder physischen Vorerkrankungen oder | |
Drogeneinfluss hätte es nicht gegeben. Rechtsmittel könnten gegen die | |
Einstellung des Verfahrens nicht mehr eingelegt werden. | |
24 Jul 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.vice.com/de/article/xgqw4z/der-fall-maria-wenn-polizisten-schie… | |
[2] https://taz.atavist.com/polizeitote#chapter-2274951 | |
[3] https://www.abc-berlin.net/ | |
## AUTOREN | |
Gareth Joswig | |
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