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# taz.de -- Ärger wegen Flug- und Bahntickets: Beschwerden auf Rekordhoch
> Die Coronapandemie strapaziert die Nerven von Flugpassagieren und
> Bahnkunden. Doch nicht alle dürfen auf Kulanz hoffen.
Bild: Lufthansamaschine geht steil nach oben, so wie die Zahl der Kunden, die s…
Berlin taz | Die Zahl der Kundenbeschwerden über Fluggesellschaften und die
Deutsche Bahn ist in den vergangenen Monaten auf ein Rekordhoch gestiegen.
Das berichtet die [1][Schlichtungsstelle für den öffentlichen
Personenverkehr (SÖP)] in ihrer Halbjahresbilanz. Demnach haben sich mehr
als dreimal so viele Verbraucher an die Stelle gewandt wie im Vorjahr.
Insgesamt stieg die Zahl der Beschwerden um 23 Prozent auf 14 647.
In rund 80 Prozent der Fälle ging es um ausgefallene Flüge. Eigentlich
müssen Airlines Tickets innerhalb von sieben Tagen erstatten. Wegen der
Pandemie hätten die Fristen jedoch nicht immer eingehalten werden können,
teilte der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft mit. Weil der
Flugverkehr zusammenbrach, gerieten Airlines in Geldnot. Kurzarbeit
erschwerte die Bearbeitung der Beschwerden.
„Viele Kunden mussten sehr lange auf ihr Geld warten“, sagte Marion
Jungbluth vom Bundesverband der Verbraucherzentralen der taz. Die Airlines
hätten zuerst versucht, die Passagiere mit Gutscheinen abzuwimmeln. Die
EU-Kommission hatte allerdings im Mai entschieden, dass das nicht zulässig
ist. Weil die Rechtslage nun klar ist, seien die meisten
Schlichtungsverfahren auch erfolgreich, sagte Heinz Klewe, Geschäftsführer
der SÖP. Ein Großteil der Fluggäste hätte mittlerweile ihr Geld
zurückerhalten.
Anders als Bahnkunden: Der Konzern hatte Zugreisenden anfangs Gutscheine
für vor dem 13. März gebuchte Fahrten gewährt, die drei Jahre gültig sind.
„Ab dem 4. Mai gab es allerdings keine Kulanz mehr“, sagt Klewe. Konkret
betrifft das Sparpreistickets. Zwar können Kunden ihre Fahrkarten bis
einschließlich 31. Oktober flexibel nutzen, die gebuchte Verbindung können
sie allerdings nicht verändern. Fällt der eigentliche Reisezweck weg – zum
Beispiel ein Konzertbesuch – macht es auch keinen Sinn, die Reise zu
verschieben.
## 61 Prozent mehr Bescherden bei der Bahn
Unter anderem deshalb haben sich im ersten Halbjahr 2308 Bahnkunden an die
Schlichtungsstelle gewandt – das sind 61 Prozent mehr als im Vorjahr. “Dass
es keine Rückgabemöglichkeit für die Tickets gibt, ist ärgerlich“, sagt
auch Karl Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn. Aus Kulanzgründen
wäre es seiner Ansicht nach sinnvoll gewesen, die Kunden zu entschädigen.
Gleichzeitig verzichteten Passagiere bei Sparpreisen aber nun einmal auf
die Möglichkeit, das Ticket zu stornieren – rechtlich könne man der Bahn
also keinen Vorwurf machen.
Für Verbraucher sei die mangelnde Kulanz der Bahn dennoch „ein großes
Aufregerthema“, sagt Jungbluth. So könnten viele Kunden nicht verstehen,
warum der Konzern erst eine Gutscheinlösung anbot und dann ab Mai plötzlich
nicht mehr. Eine Bahnsprecherin teilt hierzu auf Anfrage der taz mit: „Auch
wir unterliegen unternehmerischen Zwängen und müssen für unsere
Kulanzmaßnahmen einen Rahmen setzen.“
Verbrauchern, die aktuell noch mit Airlines und Bahn streiten, rät
Jungbluth dennoch, sich an die Schlichtungsstelle des Personenverkehrs zu
wenden. 2019 konnten dort zumindest in 90 Prozent der Fälle eine Einigung
gefunden werden.
18 Jul 2020
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[1] https://soep-online.de/
## AUTOREN
Sandra Röseler
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