| # taz.de -- Sanktionen in Großbritannien: Saudis und Russen im Visier Londons | |
| > Großbritannien verhängt Maßnahmen gegen mutmaßliche Verantwortliche von | |
| > Menschenrechtsverletzungen. Darunter sind etwa Einreiseverbote. | |
| Bild: Außenminister Dominic Raab: „Wir werden Ihnen Ihre mit Blut durchträn… | |
| London taz | Es war ein lang erhoffter Schritt. Seit Montag gelten in | |
| Großbritannien endlich neue und erstmalige Maßnahmen gegen 49 Individuen | |
| aus Russland, Nordkorea, Myanmar und Saudi-Arabien, deren Namen mit | |
| brutalen Menschenrechtsverletzungen in Verbindung gebracht werden. | |
| Außenminister Dominic Raab wandte sich in seiner Rede im britischen | |
| Unterhaus am Montag direkt an solche Personen: „Sie können dieses Land | |
| nicht betreten, und wir werden Ihnen Ihre mit Blut durchtränkten, | |
| unrechtmäßig erworbenen Gewinne nehmen, falls Sie es versuchen sollten.“ | |
| Neben Einreiseverboten sollen etwaige Vermögen dieser Personen jetzt | |
| eingefroren werden. Unter den Aufgelisteten befinden sich 25 russische | |
| Staatsfunktionär*innen und Politiker*innen, die für die Misshandlung und | |
| den Tod des russischen Steueranwalts Sergej Magnitskijs im Jahr 2009 | |
| verantwortlich sein sollen; 20 saudische Staatsbürger, die an der Ermordung | |
| des Journalisten Jamal Khashoggi 2018 beteiligt oder dafür | |
| mitverantwortlich gewesen sein sollen sowie zwei hohe Generäle Myanmars, | |
| die für die gegen die Rohingya-Minderheit gerichtete systematische | |
| ethnische Säuberung verantwortlich sein sollen. Außerdem enthalten sie zwei | |
| Einheiten des nordkoreanischen staatlichen Sicherheitsapparates, denen | |
| Verantwortung für geheime Arbeits- und Straflager nachgesagt wird. | |
| Einer der Russen ist Wladimir Putins enger Vertrauter Alexander Bastrykin, | |
| Chef des Ermittlungskomitees der Russischen Föderation. Schon vor dem Tod | |
| Magnitskijs hatte er mit dessen Ermordung gedroht und sich später | |
| geweigert, ein Verfahren zu seinem Tod einzuleiten. Andere sind die Ärtze | |
| Dmitry Kratov und Alexandra Gauss, die Magnitskij in der Gefangenschaft | |
| lebensnotwendige Hilfe verweigerten oder versucht haben sollen, seinen Tod | |
| zu vertuschen. | |
| Bei den Saudis handelt es sich um den inneren Kreis des Kornprinzen | |
| Mohammed bin Salman, so sein ehemaliger Berater Saud al-Qahtani, der sich | |
| die Ermordung Kashoggis ausgedacht haben soll, sowie der ehemalige | |
| stellvertretende Leiter des militärischen Nachrichtendienstes, Ahmed | |
| al-Asiri. Die Betroffenen in Myanmar sind unter anderem General Min Aung | |
| Hlaing und sein Stellvertreter General Soe Win. | |
| ## „Langer zehnjähriger Kampf“ | |
| [1][Bill Browder], Geschäftsführer des Hermitage Fonds, der Magnitskij zur | |
| Untersuchung von Steuerirregularitäten in Russland eingestellt hatte, und | |
| der sich seit dessen Tod für die Bestrafung der Verantwortlichen einsetzt, | |
| gab sich im Gespräch mit der taz am Dienstag zufrieden. Er habe Raabs | |
| parlamentarische Ankündigung aus dessen Büro heraus verfolgt, wohin der | |
| Außenminister ihn mit der Witwe und dem Sohn Magnitskijs eingeladen hatte. | |
| „Es war ein langer zehnjähriger Kampf hier in Großbritannien, um das Denken | |
| der Regierung zu ändern“, sagt Browder. 2012 hatte auf seinen Druck hin der | |
| US-Kongress das sogenannte Magnitski-Gesetz verabschiedet, das individuelle | |
| Sanktionen gegen Menschenrechtsverletzer*innen weltweit ermöglichte und | |
| [2][erstmals von US-Präsident Donald Trump 2017 angewandt wurde]. Raab | |
| hatte sich 2012 gegenüber Browder als konservativer Hinterbänkler gemeinsam | |
| mit dem einstigen Labour-Außenminister David Milliband zu einem britischen | |
| Magnitski-Gesetz bekannt. | |
| Raab habe ihm versprochen, dass auch Maßnahmen gegen Personen folgen | |
| sollen, die sich einen Namen für Korruption gemacht haben, so Browder | |
| weiter. Er hofft, dass es nicht bei Einzelmaßnahmen bleibt, sondern dass | |
| das „Teil einer robusten und konsistenten Politik“ wird. Auch die EU müsse | |
| sich nun bemühen, ihre im Dezember durch eine Entschließung des | |
| EU-Parlaments angekündigten Absichten in konkrete Schritte zu verwandeln. | |
| 7 Jul 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Daniel Zylbersztajn | |
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