# taz.de -- Flugzeugbauer in der Krise: Airbus will Tausende Jobs streichen | |
> Wegen der Coronakrise will der Flugzeugbauer in Deutschland mehr als | |
> 5.000 Stellen abbauen. Gewerkschaften setzen auf mehr Kurzarbeit. | |
Bild: Airbus-Montage in Hamburg-Finkenwerder | |
HAMBURG taz | Nun sind die Zahlen offiziell, die Beschäftigen zittern um | |
ihre Jobs. Der [1][Airbus-Konzern] will aufgrund der coronabedingten | |
Auftragseinbrüche weltweit rund 15.000 Stellen abbauen, davon allein 5.100 | |
in Deutschland. Außerdem sind die Arbeitsplätze zahlreicher Beschäftigter | |
der Airbus-Zulieferer gefährdet. Airbus Deutschland beschäftigt nach | |
eigenen Angaben 46.000 Mitarbeiter an fast 30 Standorten – etwa in | |
Hamburg-Finkenwerder, Stade oder Bremen. In der Verkehrsflugzeugsparte | |
arbeiten hierzulande gut 28.000 Menschen, weltweit sind es 90.000. | |
Nach bislang unbestätigten Meldungen soll die deutsche | |
Hauptproduktionsstätte in Hamburg-Finkenwerder mit einem Abbau von etwa | |
2.500 Stellenstreichungen betroffen sein. Weitere 5.000 Jobs sollen im | |
Mutterland des Konzerns, in Frankreich, wegfallen, 1.700 in Großbritannien, | |
weitere 900 in Spanien. Das teilte Konzernchef Guillaume Faury am | |
Dienstagabend in einer Telefonkonferenz JournalistInnen mit. Faury schloss | |
dabei betriebsbedingte Kündigungen ausdrücklich nicht aus. | |
Airbus hat nach eigenen Angaben wegen des coronabedingten | |
[2][Totalzusammenbruchs der zivilen Luftfahrt] im ersten Quartal des Jahres | |
einen Verlust von 481 Millionen Euro gemacht. Im Vorjahresquartal hatte | |
unter dem Strich noch ein Gewinn von 40 Millionen Euro gestanden. | |
Die Konzernspitze erwartet, dass sich der Luftverkehr nicht vor 2023 erholt | |
und wohl erst 2025 das Vor-Corona-Niveau erreicht. Deshalb wird Airbus | |
seine Produktion um 40 Prozent drosseln. Alle Modelle würden, so Faury, | |
„weiter produziert, aber in langsamerem Tempo“. So sollen von der | |
meistverkauften Baureihe A320 etwa nur noch 40 statt 60 [3][Maschinen] pro | |
Monat gefertigt werden. Die Details des Stellenabbaus will die | |
Konzernleitung in den kommenden Wochen mit den Sozialpartnern besprechen. | |
Gewerkschaften und Airbus-Betriebsräte monieren, dass Deutschland von der | |
angekündigten Stellenstreichung überproportional betroffen sei, und | |
kündigten an, betriebsbedingte Kündigungen verhindern zu wollen. Statt auf | |
Jobabbau setzen sie auf Umverteilung der Arbeit und verstärkte Kurzarbeit. | |
„Der Gesetzgeber muss die Möglichkeit der Kurzarbeit für von der Pandemie | |
besonders betroffene Branchen auf die Dauer der Krise – also auch über ein | |
Jahr hinaus – ausweiten“, fordert IG-Metall-Küste-Tarifsekretär Carsten | |
Brenner im Gespräch mit der taz. Es gehe nun darum, Arbeitsplätze und damit | |
das Know-how zu sichern, bis die Produktion wieder hochgefahren werde. | |
Jürgen Kerner, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall und | |
Airbus-Aufsichtsratsmitglied, dagegen befindet: „Kurzarbeit alleine reicht | |
nicht aus, um diese Lage zu überbrücken.“ Kerner will weniger Arbeit auf | |
möglichst viele Schultern verteilen und fordert „Modelle für eine | |
tarifliche Arbeitszeitabsenkung“. Airbus könne sich nicht „den Abbau | |
Tausender Fachkräfte leisten, die noch vor der Krise händeringend gesucht | |
wurden“ und nach der Auftragsdelle wieder dringend benötigt würden. | |
„Dafür brauchen wir eine Brücke in die Zukunft statt einen Kahlschlag“, | |
ergänzt der Bezirksleiter der IG Metall Küste, Daniel Friedrich. Der | |
Hamburger Airbus-Betriebsrat will mit seiner Stellungnahme noch abwarten, | |
bis offiziell klar ist, was Airbus in Finkenwerder plant. Zu Gesprächen | |
soll es kommende Woche kommen. Der deutsche Airbus-Konzernbetriebsrat | |
fordert unterdessen neben dem Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen und | |
der Erhaltung aller Produktionsstandorte auch die Ausweitung „der | |
Eigenproduktion und Rückholung fremdvergebener Arbeit“. | |
1 Jul 2020 | |
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## AUTOREN | |
Marco Carini | |
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