# taz.de -- Diskussion über Kali-Berg: Schön fürs Auge | |
> Niedersachsen möchte eine Kalihalde bei Celle abdecken und begrünen. Ein | |
> Gutachten für den Kreistag zeigt: Gegen die Salzauswaschung hilft das | |
> nicht. | |
Bild: Soll begrünt werden: Wathlinger Kalihalde | |
Hamburg taz | Die Abdeckung der [1][Kalihalde in Wathlingen] bei Celle mag | |
zwar ein Entsorgungsproblem lösen – den Schutz des Grundwassers vor | |
ausgewaschenem Salz gewährleistet sie nicht. Das ergibt sich aus einem | |
Gutachten, das der Celler Kreistag in Auftrag gegeben hat. Als langfristig | |
tragfähige Lösung empfahl der Gutachter stattdessen, die Halde nach dem | |
Stand der Deponietechnik abzudecken. | |
Die mehr als 100 Meter hohen Kalihalden, von denen es in Niedersachsen acht | |
gibt, bestehen aus dem Abraum des [2][Kasseler Bergbaukonzerns K+S], der | |
Mineralien für die Landwirtschaft und die Industrie produziert. Anwohner | |
und Umweltschützer wie der BUND beäugen die Halden kritisch, weil sie zum | |
großen Teil aus Kochsalz bestehen, das vom Regen ausgewaschen wird und das | |
Grundwasser zu versalzen droht. | |
Mit der Abdeckung des Wathlinger Kalibergs würde das Land aus Sicht von | |
Umweltminister Olaf Lies (SPD) zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Es | |
könnte Bauschutt entsorgen und den grauen Berg begrünen. „Ich halte es für | |
richtig, die Kalihalden zu rekultivieren und zur Rekultivierung gehört die | |
Abdeckung“, sagte der Minister im Landtag. | |
Anwohner, die sich in der [3][Bürgerinitiative Umwelt Wathlingen] | |
organisiert haben, fürchten dagegen Lärm und Staub, den die Bauarbeiten für | |
die Abdeckung mit sich bringen, schwere Lkw, die das Material auf die | |
Deponie schaffen, Schadstoffe, die in dem Bauschutt stecken könnten – und | |
den Wertverlust ihrer Häuser. | |
## Begrünung ist keine Sanierung | |
Angesichts der Bürgerproteste hatte der Kreistag den [4][Wittener Ingenieur | |
Christoph König] gebeten, den vorläufigen Planfeststellungsbeschluss des | |
Landesamtes für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) für die Abdeckung zu | |
prüfen. In seinem Gutachten hat er untersucht, wie sich die jetzige Halde | |
verhält, und versucht, die entsprechenden Prozesse zu quantifizieren. Eine | |
Abdeckung wie geplant durch Erde und Bauschutt würde den Schadstoffaustrag | |
kaum verringern. „Es ist kaum ein Unterschied durch die Abdeckung | |
festzustellen“, sagt König. | |
Der Ingenieur plädiert dafür, den Kaliberg als mögliche zukünftige | |
Umwelt-Altlast wie eine Mülldeponie zu sichern. „Eine Abdeckung nach dem | |
Stand der Deponietechnik würde den Schadstoffaustrag auch nicht komplett | |
unterbinden, sie wäre aber von Vorteil mit Blick auf mögliche rechtliche | |
Änderungen in der Zukunft“, sagt König. Mit Blick auf mögliche Umweltfolgen | |
würde er stets dazu raten, eine Altlast nicht einzukapseln. „Wenn man das | |
zudeckt“, sagt König, „kommt man da nicht mehr ran.“ | |
Mit dem Gutachten sei die Katze aus dem Sack, sagt der grüne | |
Kreistagsabgeordnete Gerald Sommer. „Unser Grundwasser im Landkreis Celle | |
wird durch die Halde bei dieser Abdeckung noch Jahrhunderte versalzen.“ | |
Damit liegt er auf der Linie des [5][BUND], der vorrechnet, dass die Halden | |
im Jahr um rund zehn Zentimeter abgetragen würden. Eine typische Halde | |
werde also in 1.000 Jahren aufgelöst sein und zig Kubikkilometer Süßwasser | |
unbrauchbar gemacht haben. Das betreffe sowohl das Grundwasser als auch | |
Fließgewässer. Dabei werde die Grundwasserversalzung erst in einigen | |
Hundert oder Tausend Jahren ihr Maximum erreicht haben. | |
## Grüne dringen nicht durch | |
Die Grünen hatten im Februar im Landtag keine Mehrheit für ihren Antrag | |
gefunden, die Halden zu sanieren, statt ein Abdecken mit Bauschutt und | |
Industrieabfällen zu erlauben. Eine Abdeckung, warnten sie, verzögere nur | |
das Versickern salzhaltiger Abwässer. An allen Standorten, an denen das | |
Landesbergamt Grundwasseruntersuchungen durchgeführt habe, sei eine | |
Versalzung festgestellt worden. | |
Die Celler Grünen warfen dem Landesbergamt vor, es habe den Kreistag außen | |
vor halten wollen. Zwar hat dieser mit der eigentlichen Plangenehmigung | |
für die Haldenabdeckung nichts zu schaffen, wohl aber mit Genehmigungen am | |
Rande. Dazu gehört ein Platz zum Zertrümmern von Bauschutt, für den das | |
Grundwasser abgesenkt werden musste. Bei dessen Genehmigung hätte das LBEG | |
das Einvernehmen mit dem Kreis herstellen müssen – was nicht geschah. | |
30 Jun 2020 | |
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## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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