| # taz.de -- Nordkoreas Kehrtwende gegen den Süden: Koreanischer Tango | |
| > Pjöngjang braucht Südkorea als Feindbild. Das gilt umgekehrt auch für | |
| > konservative Kreise im Süden. | |
| Bild: Alles nur gestellt? Arbeiter demonstrieren gegen Südkorea | |
| Ein Schritt vor, ein Schritt zurück, manchmal sogar zwei vor und früher | |
| oder später wieder zwei zurück: Nach diesem Muster bewegt sich der Konflikt | |
| mit Nordkoreas Regime seit Jahren und damit letztlich auf der Stelle. Jetzt | |
| geht es mit Pjöngjangs Kappung der Kommunikationskanäle zur Regierung des | |
| Südens gerade wieder rückwärts. Als Vorwand dienen Propagandaballons mit | |
| Anti-Regime-Botschaften, die nach Süden geflohene Nordkoreaner und lokale | |
| Rechte, die von einem vereinigten Korea unter konservativer Führung | |
| träumen, in den Norden senden. | |
| Für [1][das Regime Kims] sind die Propagandabotschaften aus dem Süden | |
| sicher lästig, kratzen sie doch an dessen Informationsmonopol. Doch sind | |
| sie eben auch ein willkommener Vorwand. Denn Nordkoreas Regime kann keine | |
| wirkliche Entspannung gebrauchen, weil es damit seine Existenz riskieren | |
| würde. Pjöngjang wird sich wohl auch nicht seine behaupteten Atomwaffen | |
| abhandeln lassen, weil es darin seine wichtigsten Regimegaranten sieht. | |
| Das Regime braucht [2][Südkorea und die USA] als klare Feindbilder, mit | |
| deren wirklichen wie unterstellten Aggressionen es die Menschen in seinem | |
| Sinne manipulieren, einschüchtern, mobilisieren und beherrschen kann. Damit | |
| lässt sich auch gut von der eigenen wirtschaftlichen Misere ablenken, an | |
| der dann natürlich nur der Süden schuld ist. Abgeschwächt gilt dies | |
| umgekehrt auch für konservative Kreise im Süden. Auch sie rechtfertigen | |
| ihre autoritäre, antidemokratische Politik stets mit Verweis auf den | |
| gefährlichen Norden. | |
| Hinzu kommt das geostrategische Problem der koreanischen Halbinsel: | |
| Nordkorea dient als Pufferstaat zwischen dem chinesischen und dem | |
| amerikanischen Einflussbereich. Deshalb würde keine Seite einer | |
| Grenzverschiebung – in Form einer Wiedervereinigung – freiwillig zustimmen. | |
| Solange diese Interessenskonstellation fortbesteht, dürfte sich am Wechsel | |
| von entspannenden und konfliktverschärfenden Schritten nichts ändern, | |
| sofern keine Seite einen großen Fehler macht oder durch ein Missverständnis | |
| der Konflikt außer Kontrolle gerät. | |
| 10 Jun 2020 | |
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| Sven Hansen | |
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