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# taz.de -- BAKJ-Kongress: „Es geht ums große Ganze“
> Die Deutsche Wohnen ist im DAX, in Berlin muss sie um ihre Wohnungen
> bangen. Mit Eigentum beschäftigt sich ein Kongress kritischer
> JuristInnen.
Bild: Bei einer Demo gegen die Deutsche Wohnen im Mai in Berlin
Laura Jacobs liebt Schnapspralinen, trinkt täglich einen Liter Kaffee und
kämpft für die große Utopie – dem Känguru aus den berühmten Chroniken ist
sie darin nicht unähnlich.
[1][Morgen, auf dem rechtspolitischen Kongress des Bundesarbeitskreises
Kritischer Juragruppen (BAKJ)] wird Jacobs in einem Vortrag die
„Zusammenhänge von Privatrecht und kapitalistischen Verhältnissen“
aufdröseln und utopische Alternativen aufzeigen. Zusammen mit anderen
linken Rechtswissenschaftler*innen hat sie das Treffen schon einmal
mitorganisiert, das seit 1989 zweimal jährlich durch verschiedene deutsche
Städte rotiert. Pandemiebedingt steht jetzt die Online-Premiere an.
„Ich freue mich sehr darauf“, erzählt Jacobs der taz am Telefon. Das neue
Format sei spannend und: „Dieses Jahr geht es ums große Ganze“, erklärt s…
und meint damit die Eigentumsverhältnisse in Deutschland. Es überrascht
nicht, dass die Berliner Gruppe dieses Thema für den Kongress gewählt hat.
[2][Dort will ein Volksbegehren große Wohnungsunternehmen enteignen
lassen.]
Die Initiative richtet sich vor allem gegen die Deutsche Wohnen, die eben
in den DAX aufgenommen ist, also zu den 30 größten Unternehmen am deutschen
Aktienmarkt gezählt wird. In einem ersten Schritt hatte die Initiative im
Vorjahr rund 77 000 Unterschriften gesammelt, um die Einleitung des
Volksbegehrens zu beantragen. Aber die Berliner Innenverwaltung prüft seit
Juli 2019, ob das Volksbegehren zu lässig ist. Erst wenn sie positiv
verlaufen ist, kann die eigentliche Unterschriftensammlung für das Begehren
starten.
## Feministische Perspektiven in Jura sind unterrepräsentiert
Gesellschaftliche Debatten wie die um die Mietpolitik waren es, die Laura
Jacobs zum Jurastudium motiviert haben, nicht das Klischee von Geld und
Status. Dafür ist die gebürtige Berlinerin 2012 nach Hamburg gezogen. „Die
Stadt hat mich gelockt, aber auch das starke Netzwerk kritischer und
feministischer Jurist*innen dort.“
Jacobs beginnt sich hochschulpolitisch zu engagieren, wird in den
Fakultätsrat gewählt und arbeitet in der Law Clinic für Geflüchtete mit. In
der Examensvorbereitung beginnt sie mit einer Kommilitonin [3][das Blog
„Staat–sex–amen“, um Alternativen zu kommerziellen Vorbereitungskursen
aufzuzeigen]. „Wir wollen das Projekt nutzen, um das System der
juristischen Ausbildung ganzheitlich auf den Prüfstand zu stellen“, heißt
es auf dem Blog.
Auch als Lehrbeauftragte und Forschende in Hamburg stellt Jacobs sich
diesem Ziel, möchte Themen einbringen, die die juristische
Standardausbildung nicht vorsieht. Es käme auf Einzelpersonen an, die etwa
feministische Perspektiven in die Lehre einbrächten. Zum Thema „Ziviler
Ungehorsam und Zivilrecht“ forscht sie in ihrer Dissertation. „Während es
zum Zivilen Ungehorsam in den Sozialwissenschaften eine differenzierte
Diskussion gibt, ist in der Rechtswissenschaft noch viel Luft nach oben.
Dabei ist das Thema durch die Klimaproteste sehr relevant geworden.“ Denn:
Wenn der Großkonzern RWE einzelne Aktivist*innen verklagt, stünden sich
keineswegs gleiche Parteien gegenüber. Und wenn Ende-Gelände in die Gruben
geht, sei das nicht nur eine Frage des Strafrechts.
Von dieser Forschung wird noch zu hören sein, spätestens auf dem nächsten
BAKJ-Kongress. Mit der Kaffee- und Schokoladendynastie hat Jacobs, trotz
ihrer persönlichen Vorlieben, übrigens nichts zu tun.
Infos aus und zu den Sozialen Bewegungen finden Sie unter
[4][taz.de/bewegung]
5 Jun 2020
## LINKS
[1] https://bakj.de/?page_id=289
[2] https://www.dwenteignen.de/
[3] http://staat-sex-amen.de/
[4] /Bewegung/!p4715/
## AUTOREN
Stefan Hunglinger
## TAGS
Mietenwahnsinn
Wohnungspolitik
Kritische JuristInnen
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