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# taz.de -- Schule und Corona: Besser zurück in die Klasse
> Landesschülervertreter*innen ziehen Homeschooling-Bilanz und mahnen:
> Corona darf die Bildungsungleichheit nicht verschärfen.
Bild: Schülervertreter*innen in Berlin wollen wieder Präsenzunterricht
BERLIN taz | Im Festsaal des Charlottenburger Rathauses scheint am
Donnerstagvormittag wieder alles normal. Höchstpersönlich sitzen die vier
Leiter*innen der Landesschülervertretungen von Berlin, Brandenburg,
Niedersachsen und dem Saarland den Pressevertreter*innen gegenüber. Ohne
Mundschutz – den brauche man hier nicht. Nur das Desinfektionsmittel am
Ausgang erinnert an den Anlass des Termins: die Lehren aus der
Corona-Pandemie.
„Wir begrüßen die Schulöffnungen“, sagt Miguel Góngora, Leiter des
Landesschülerausschusses Berlin. Er selbst habe seine Abiprüfung im
Lockdown mit Hausschuhen in der Turnhalle geschrieben. Begeistert habe ihn
dieses Provisorium nicht, andererseits sei er froh, dass es endlich
geschafft sei. Trotz Corona.
„Mittlerweile ist es der große Wunsch der Schülerschaft, zum Unterricht
zurückzukehren“, so Góngora. Das Lernen zu Hause habe besonders in Berlin
nicht funktioniert. Vielen Lehrer*innen fehle Digitalkompetenz, manche
hätten sich sogar vor den Herausforderungen des Homeschoolings
„weggeduckt“. Dort, wo es die Hygienekonzepte zuließen, solle darum wieder
regulär in den Klassenräumen gelernt werden, findet der
Landesschülersprecher.
Verantwortlich für das mangelhafte Homeschooling sind laut den
Schülervertreter*innen die Schulleitungen und Kultusministerien. An diese
richten sie ein gemeinsames Forderungspapier: Zentral ist demnach die
Fortbildung für Lehrkräfte zur Nutzung digitaler Medien. Zusätzlich sollte
es benachteiligen Schüler*innen ermöglicht werden, am digitalen Lehrangebot
teilzuhaben, etwa durch Ausleihgeräte. Nur so könne der
Bildungsungerechtigkeit entgegenwirkt werden, die durch das Homeschooling
verschärft wurde, erklärt Miguel Góngora.
## Lesekompetenz wichtig
Der Forderungskatalog betont zudem den positiven Effekt kleiner Klassen. Im
reduzierten Präsenzunterricht habe sich das Lernen mit nur 15
Mitschüler*innen als sehr effektiv herausgestellt. Die Forderung nach mehr
Lehrkräften sei also sehr aktuell. Auch Investitionen in die Schulgebäude
stehen auf der Liste.
Im Hinblick auf die Bildungsungerechtigkeit seien besonders Investitionen
in die Lesekompetenz wichtig. Gerade Erstklässler, die das Lesen erst
lernen, seien durch das Homeschooling besonders stark von der Coronakrise
betroffen, erklärt Florian Reetz von der Landesschülervertretung
Niedersachsen.
Ob die Forderungen erhört werden, ist fraglich. „Die Kommunikation zwischen
Landesschülerausschüssen und dem Kultusministerien ist oft schwer. Über die
Schulschließung haben wir über die Presse erfahren“, kritisiert Miguel
Góngora. Dennoch habe die Pandemie die Zusammenarbeit mit der Politik
verbessert: „Wir telefonieren jetzt wöchentlich mit der Bildungsverwaltung.
Ich hoffe, das bleibt so.“
19 Jun 2020
## AUTOREN
Jannis Hartmann
## TAGS
Schule
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