# taz.de -- Militärrabbiner für die Bundeswehr: Einigkeit im Bundestag | |
> Nach mehr als 100 Jahren sollen Rabbiner im deutschen Militär wieder | |
> Seelsorge betreiben. Der Beschluss wurde einstimmig vom Parlament | |
> verabschiedet. | |
Bild: Der Bundestag hat grünes Licht gegeben: Soldaten werden auch von Militä… | |
BERLIN taz | Zustimmung von allen Seiten gibt es nur für wenige | |
Gesetzesvorhaben. Am Donnerstagabend beschloss der Bundestag aber | |
einstimmig ein [1][Gesetz über die jüdische Militärseelsorge]. Alle Redner | |
begrüßten die Einführung von Militärrabbinern für die Bundeswehr, sprachen | |
von der historischen Bedeutung des Gesetzes und dankten dem Zentralrat der | |
Juden für seine Initiative. Parteiliche Unterschiede ließen sich bei der | |
Ausgestaltung der Reden trotzdem erkennen. | |
Den Anfang machte Hermann Gröhe, stellvertretender Vorsitzender der | |
Unionsfraktion, der die Geschichte von jüdischen Soldaten und Seelsorgern | |
im Erste Weltkrieg skizzierte. Den Gesetzesentwurf lobte er als | |
institutionelle Antwort auf Ausgrenzungserfahrungen. Es sei ein starkes | |
Signal der jüdischen Glaubensgemeinschaft mit großer Bedeutung. | |
Seine Parteikollegin Kerstin Vieregge unterstrich Gröhes Ausführungen. | |
Zugleich merkte sie aber an, dass das Gesetz zu klein sei, um Antizionismus | |
und Antisemitismus in der Bundeswehr zu beseitigen. Es zeige aber, dass das | |
jüdische Leben zu Deutschland gehöre. | |
Sogar die Rednerin der AfD, Beatrix von Storch, bezeichnete die Ausweitung | |
der militärischen Seelsorge auf jüdische Vertreter als nächsten – an die | |
Geschichte anknüpfenden – Schritt. Bei jüdischen Soldaten sei das | |
unstrittig, muslimischen Glaubensvertretern dürfe man den Einzug in die | |
Bundeswehr aber nicht ermöglichen. Deren Dachverbände würden sich nicht | |
ausreichend von der Scharia abgrenzen. | |
## Künftig auch Imame in Bundeswehr? | |
Die Ausweitung der Seelsorge auch auf muslimische Vertreter wurde von | |
Katrin Budde (SPD), Tobias Lindner (B90/Grüne) und Petra Pau (Die Linke) | |
aufgegriffen. Sie sprachen sich für die zukünftige Repräsentation von | |
Muslimen und anderen Konfessionen durch Seelsorger aus. | |
Die Abgeordnete der Linken fügte hinzu, dass sie die [2][Initiative des | |
Zentralrats der Juden] als Angebot empfunden habe und dass sie sich freue, | |
dieses nun anzunehmen. Als Linke sei sie für die Gleichstellung der | |
Religionen und für „Vielfalt in einer offenen Gesellschaft“. Im Kampf gegen | |
Antisemitismus seien jüdische Militärseelsorger bitter nötig. Im Namen | |
ihrer Fraktion ließ sie es sich aber nicht nehmen anzumerken, dass sie | |
Auslandseinsätze der Bundeswehr generell ablehne. | |
Für die FDP sprach Pascal Kober, der selber als Militärseelsorger | |
gearbeitet hat. Durch die Ausweitung der Seelsorge werde das Leben in der | |
Bundeswehr für alle reicher gemacht, da Seelsorge sich an alle Soldaten | |
richte. Er glaubt, dass die „jüdische Militärseelsorge auf ein freundliches | |
Umfeld treffen wird.“ | |
## Die Bedeutung von Militärrabbinern | |
In der Bundeswehr sind bisher evangelische und katholische Militärseelsorge | |
gewährleistet. Nachdem im Dezember ein Staatsvertrag zwischen der | |
Bundesrepublik und dem deutschen Zentralrat der Juden geschlossen wurde, | |
soll sie nun um eine jüdische Militärseelsorge erweitert werden. Mit dem | |
jetzt beschlossenen Gesetz wird der Vertrag umgesetzt. | |
Konkret sieht das Gesetz die Einrichtung eines Militärrabbinats mit | |
voraussichtlich 48 Dienstposten vor, das als nachgeordnete Bundesbehörde | |
dem Verteidigungsministerium unterstellt sein soll. Die Kosten beziffert | |
die Bundesregierung auf jährlich rund 4,67 Millionen Euro sowie einmalig | |
auf rund 900.000 Euro. Nach mehr als hundert Jahren sollen so wieder | |
Rabbinern als militärische Seelsorger in einer deutschen Armee dienen. | |
29 May 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/180/1918074.pdf | |
[2] /Josef-Schuster-ueber-Bundeswehr-Rabbis/!5651450 | |
## AUTOREN | |
Bennet Groen | |
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