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# taz.de -- Olympische Spiele 2021 und Antirassismus: Hinknien verboten
> Das Internationale Olympische Komitee versteht sich als antirassistisch,
> will aber weiterhin antirassistischen Protest bestrafen – ein Irrsinn.
Bild: Tommie Smith und John Carlos während der Siegerehrung bei den Olympische…
Antirassistische Demonstrationen von Sportler:innen bei Olympischen Spielen
gehören bestraft. Das ist weiterhin die Auffassung des Internationalen
Olympischen Komitees (IOC), wie der [1][Daily Telegraph am Mittwoch
berichtete]. Angesichts der zunehmenden, auch von Athlet:innen getragenen
[2][Proteste gegen rassistische Polizeigewalt in den USA] nach der
Ermordung George Floyds verweist das IOC auf seine Verfassung.
Die Regel 50 der olympischen Charta verbietet politische und religiöse
Propaganda an den Sportstätten und würde auch bei den Sommerspielen
nächstes Jahr in Tokio zur Anwendung kommen. Man hält also an einer alten
Tradition fest. Schon bei den Spielen 1968 in Mexico City wurde der
ikonografische Protest gegen Rassismus bei der Siegerehrung des
200-Meter-Laufs abgestraft. Die afroamerikanischen Sprinter Tommie Smith
und John Carlos senkten beim Abspielen der US-Hymne die Köpfe und reckten
die Fäuste und wurden deshalb von den Spielen ausgeschlossen. Der damalige
IOC-Chef, Avery Brundage, stufte das Verhalten als eine „üble Demonstration
gegen die amerikanische Flagge durch N***r“ ein.
Nach Regel 3 der IOC-Charta hätte damals eigentlich der IOC-Chef
ausgeschlossen werden müssen: „Jede Form der Diskriminierung eines Landes
oder einer Person aufgrund von Rasse, Religion, Geschlecht oder aus
politischen und sonstigen Gründen ist mit der Zugehörigkeit zur olympischen
Bewegung unvereinbar.“
Antirassismus in seiner Charta zu bekunden und unter Strafe zu stellen –
das geht nicht zugleich. Selbst dem einflussreichen Nationalen Olympischen
Komitee der USA (USOPC) ist dieser Widerspruch mittlerweile aufgefallen. Am
Dienstag kündigte das USOPC an, man werde eine von Athlet:innen geführte
Arbeitsgruppe einsetzen und die eigenen Regeln infrage stellen.
Es scheint, als ob das IOC sich erneut mit seiner Unbeweglichkeit und
seinem Starrsinn blamiert. Zu Beginn der Coronapandemie hielt man zum
Unverständnis aller Athlet:Innen [3][ewig am Termin der Sommerspiele in
diesem Jahr fest]. Damals knickte man erst nach einer Stellungnahme des
USOPC ein, als dieses ankündigte, gegebenenfalls kein Team nach Japan zu
schicken. Offenkundig muss der Druck auf das IOC aktuell weiter erhöht
werden.
10 Jun 2020
## LINKS
[1] https://www.telegraph.co.uk/olympics/2020/06/09/athletes-taking-knee-tokyo-…
[2] /Black-Lives-Matter-Protest-in-Deutschland/!5687873
[3] /Tokio-2020-als-Corona-Beschleuniger/!5677116
## AUTOREN
Johannes Kopp
## TAGS
Black Lives Matter
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Protest
Japan
Kolumne Über den Ball und die Welt
Black Lives Matter
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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