Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Sexualisierte Gewalt in Nigeria: #JusticeForVera
> Nach dem Tod mehrerer junger Frauen diskutiert Nigeria über
> Vergewaltigungen und Missbrauch. Viele fordern eine Bestrafung der Täter.
Bild: No means no: Protest von Frauen gegen sexuelle Gewalt in Abuja am 5. Mai
Cotonou taz | Der Tod der 22-jährigen Vera Uwaila Omozuwa hat in Nigeria
eine Welle der Empörung ausgelöst, die besonders in den sozialen Netzwerken
zu spüren ist. Die Studentin der Mikrobiologie war Ende Mai vergewaltigt
und ermordet worden. Der Tatort: ausgerechnet eine Kirche in Benin City im
Süden des Landes.
Nigeria gilt als [1][sehr religiöses Land], und Religion ist ein ständiges
Gesprächsthema. In die Kirche hatte sich die junge Frau, die sich sehr für
Theologie interessierte, zum Lernen zurückgezogen und um Ruhe zu finden.
Irgendwann fand sie ein Wächter, als sie in ihrer Blutlache lag. Sie starb
wenige Tage später an ihren Verletzungen. Die letzten Fotos von ihr zeigen
eine strahlende junge Frau, die noch viel in ihrem Leben erreichen wollte.
Ein Einzelfall ist das nicht, im Gegenteil: Keine Woche später wurde die
18-jährige Barakat Bello in Ibadan im Haus ihrer Eltern überfallen. Auch
sie wurde vergewaltigt und erstochen. Seitdem gibt es manchmal im
Minutentakt neue Twitter-Posts mit den Hashtags #JusticeForUwa und
#JusticeForBarakat.
Mittlerweile tauchen immer mehr Namen auf. Unter #JusticeForTina wird an
die 16-jährige Tina Ezekwe erinnert, die in der Wirtschaftsmetropole Lagos
von einem Polizisten erschossen wurde, weil sie während der
Corona-Ausgangssperre an einer Bushaltestelle stand. Im April starb die
18-jährige Jennifer nach einer Gruppenvergewaltigung im nordnigerianischen
Kaduna.
Die Gewalt wollen vor allem Frauen in Nigeria nicht mehr hinnehmen und
fordern vor allem besseren Schutz, Aufklärung der Taten und die Bestrafung
der Täter. Zugleich werden Kontakte von staatlichen und privaten
Organisationen geteilt, die Opfern helfen. Die Menschenrechtskommission
(NHRC) appelliert in einem Kurzvideo indes an Männer und rät ihnen, bei
Gedanken an eine Vergewaltigung einen Psychologen aufzusuchen. Ein
wichtiger Schritt sollte im vergangenen Jahr das nationale Register für
Sexualstraftäter*innen sein, das Ende November an den Start ging. Zuvor
hatte es das nur in den Bundesstaaten Lagos und Ekiti gegeben.
Für eine bundesweite Datenbank, die unter der nationalen Behörde gegen den
Menschenhandel (Naptip) operiert, hatten sich auch
Menschenrechtsorganisationen stark gemacht. Aktuell wird auf der
[2][Webseite] jedoch gerade einmal von 21 bestätigten Fällen gesprochen.
Niemand weiß, wie oft und intensiv überhaupt Daten eingepflegt werden.
Im Jahr 2019 wurde geschätzt, dass es in Nigeria (200 Millionen
Einwohner*innen) jährlich zwei Millionen Fälle gibt. Dass bisher kaum über
Vergewaltigung und Missbrauch gesprochen wird, liegt aber auch daran, dass
viele Familien Angst vor Stigmatisierung haben. Häufig heißt es: Niemand
heiratet eine Frau, die vergewaltigt wurde. Das Tabu bleibt trotz
Online-Kampagnen groß.
8 Jun 2020
## LINKS
[1] /Pfingstkirchen-und-Coronavirus/!5675919
[2] https://nsod.naptip.gov.ng/view_cases.php#
## AUTOREN
Katrin Gänsler
## TAGS
taz-Serie Sexuelle Gewalt
Nigeria
Sexuelle Gewalt
Vergewaltigung
Filmrezension
Schwerpunkt Coronavirus
Afrobeat
Nigeria
## ARTIKEL ZUM THEMA
ARD-Spielfilm „Alles ist gut“: Vergewaltigung, echt jetzt?
Eva Trobisch erzählt von einer Frau, die kein Opfer sein will. Und die ARD
klopft sich für 20 Jahre „FilmDebüt im Ersten“ auf die Schulter.
Koranschüler in Nigerias Coronakrise: Wie lästige Insekten
In Nigeria gehen kleine Kinder aus bitterarmen Familien zur Koranschulen
und schlagen sich als Bettler durch. Sie sind unsichtbare Opfer der
Coronakrise.
Nachruf auf Afrobeat-Legende Tony Allen: Coole Energie
Tony Allen ist am Donnerstag im Alter von 79 Jahren in Paris gestorben. Der
nigerianische Schlagzeuger war der Begründer des Afrobeat.
Prophet gegen Coronavirus: T.B. Joshua hat sich geirrt
In Nigeria prophezeite einer der bekanntesten Pfingstkirchenführer das Ende
des Coronavirus für vergangenen Freitag. Es kam anders.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.