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# taz.de -- Debatte über Achille Mbembe: Klein bekommt Unterstützung
> Nach Kritik am Antisemitismusbeauftragten Felix Klein melden sich dessen
> Unterstützer zu Wort. Indes fordert Mbembe eine Entschuldigung Kleins.
Bild: Kritisiert und verteidigt: Felix Klein, der Antisemitismusbeauftragte der…
Berlin taz | In der Debatte über die Besatzungskritik des Philosophen
Achille Mbembe und den umstrittenen Antisemitismusbeauftragten der
Bundesregierung, Felix Klein, haben mehrere deutsch-jüdische Initiativen
Stellung für Klein bezogen. „Herr Dr. Klein ist, nach wie vor, eine
ausgezeichnete Besetzung für diese Stelle“, heißt es in einem offenen Brief
an Bundesinnenminister Horst Seehofer.
Mehrere Dutzend jüdische Gelehrte und KünstlerInnen hatten Ende April
[1][die Absetzung Kleins gefordert]. Sie warfen ihm eine „Indienstnahme des
Antisemitismus gegen Kritiker der israelischen Regierung“ vor. Die Debatte
war entbrannt, nachdem Klein Mbembe vorgeworfen hatte, das Existenzrecht
Israels infrage zu stellen und den Holocaust zu relativieren.
In dem jüngsten [2][Schreiben] an Seehofer, das Elio Adler, der Vorsitzende
des Lobbyvereins „Werteinitiative“, aufgesetzt hat, heißt es: „Wer den
Themenkomplex ‚Antisemitismus‘ ernsthaft bekämpft und sich nicht nur auf
den leicht erkennbaren, offensichtlichen Antisemitismus fokussiert, muss
bereit sein, ans ‚Eingemachte‘ zu gehen.“ Felix Klein tue dies.
„Wir unterstützen ihn und seine Arbeit“, heißt es weiter in dem Schreiben,
das unter anderem von der Amadeu Antonio Stiftung, dem Verein Makkabi
Deutschland, dem Mideast Freedom Forum Berlin sowie der Berliner Jüdischen
Gemeinde unterzeichnet wurde. Zuerst hatte die Welt über das Schreiben
berichtet.
## Mbembe fordert Entschuldigung
Mbembe sprach in einem ausführlichen [3][Beitrag auf Facebook] indes von
Rassismus, sprach von einer „Diffamierungskampagne“ und forderte eine
Entschuldigung Kleins. „Weil er sich kraft seines Amtes geäußert hat und
daher im Namen des deutschen Staates, schuldet mir Felix Klein eine
öffentliche Entschuldigung, und bis zu meinem letzten Atemzug werde ich
nicht aufhören, sie von ihm einzufordern.“
Der Streit um Mbembe und Klein wird ausgetragen vor dem Hintergrund zweier
größerer Debatten: zum einen über die [4][Beziehung von postkolonialer
Theorie und Antisemitismus], zum anderen über eine Einengung der Debatte
über den Nahostkonflikt und schrumpfende Handlungsspielräume für
KritikerInnen der israelischen Besatzung der palästinensischen Gebiete.
Mbembe sieht in der israelischen Herrschaft über die palästinensischen
Gebiete eine „koloniale Besatzung“ und kritisiert diese mit umstrittenen
Vergleichen mit der südafrikanischen Apartheid sowie mit dem Holocaust –
Letzteres explizit mit einem Hinweis auf die Grenzen der Vergleichbarkeit.
KritikerInnen werfen ihm aufgrund dieser Aussagen Antisemitismus vor.
Kritiker Felix Kleins hingegen sehen in dessen Antisemitismusvorwürfen eine
Einschränkung der Meinungsfreiheit und beklagen, Klein missbrauche den
Antisemitismusbegriff, um eine offene Diskussion über Menschenrechte in den
israelisch besetzten Gebieten zu verhindern. In der Kritik an Mbembe sehen
sie eine gezielte Diffamierung des Intellektuellen, [5][um ihn mundtot zu
machen].
Für Verwunderung hatte gesorgt, dass zunächst unklar war, ob Klein das
Gesamtwerk Mbembes bekannt war, als er die Antisemitismusvorwürfe gegen ihn
erhob. Von der FAZ um entsprechende Nachweise gebeten, hatte Klein
lediglich auf ein Schreiben verwiesen, in dem der kulturpolitische Sprecher
der FDP-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag, Lorenz Deutsch, aus
Mbembes Werk zitierte.
11 May 2020
## LINKS
[1] /Debatte-ueber-Antisemitismus/!5679768
[2] https://werteinitiative.de/bm_seehofer03/
[3] https://www.facebook.com/achille.mbembe/posts/10157204379976451
[4] /Debatte-ueber-den-Denker-Achille-Mbembe/!5679420&s=Mbembe/
[5] /Debatte-um-Achille-Mbembe/!5679782
## AUTOREN
Jannis Hagmann
## TAGS
Achille Mbembe
Felix Klein
Israel
Antisemitismus
Palästina
Schwerpunkt Nahost-Konflikt
Israel
BDS-Movement
Afrobeat
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