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# taz.de -- Krisenpläne im italienischen Fußball: Wirre Konzepte
> Die Wiederaufnahme der Saison in der italienischen Serie A wird kaum vor
> Juni möglich sein. Der deutsche Beschluss könnte richtungsweisend sein.
Bild: Letzter Auftritt von Sassuolo Calcio: Anfang März vor leeren Rängen geg…
Für Sassuolo Calcio war der Wiedereinstieg ins Training ganz einfach. „Wir
tauschen einfach den Park gegen unser Trainingszentrum aus“, ließ sich
Sportdirektor Giovanni Carnevali vernehmen. Drei seiner Spieler
vollbrachten am Montagvormittag den historischen Akt, den
Post-Corona-Trainingsbetrieb in Italiens Profifußball wieder aufzunehmen.
Sassuolo hatte auch das bislang letzte Match der Serie A bestritten,
[1][ein Geisterspiel am 9. März gegen Aufsteiger Brescia]. Damals dabei war
Mittelfeldakteur Filip Djuričić, in jungen Jahren in der niederländischen
Eredivisie wegen seiner Kunstfertigkeit am Ball „Cruyff des Balkan“
genannt. Jetzt mutierte er zum „Stachanov der Serie A“ – aktiv im letzten
Match überhaupt und auch Erster auf dem Trainingsplatz.
Dort hatten er und seine Kollegen jeweils eine Spielfeldhälfte ganz für ihr
Sololauftraining. Bälle waren bei der vom Klub brav dokumentierten Session
nicht zu sehen. Umgezogen hatten sich die Spieler bereits zu Hause.
[2][Videoreportagen à la Salomon Kalou] bei der schrägen alten Tante Hertha
waren bei dem solide geführten Mittelklasseverein aus der Emilia-Romagna
auch nicht zu erwarten.
Verblüffenderweise stieg neben Sassuolo aber nur noch Aufsteiger Lecce am
Montag ins Training ein. Vertreter der meisten Vereine hatten zwar empört
reagiert, als Sportminister Vincenzo Spadafora zögerte, die
Trainingserlaubnis für Einzelsportarten ab dem 4. Mai auch auf den
Mannschaftssport auszudehnen. Dann überrumpelten den Fachminister aber die
Gouverneure der Regionen Emilia-Romagna, Sardinien und Kampanien mit der
Genehmigung für Klubs in ihrem Herrschaftsgebiet. Am Sonntag gab es dann
grünes Licht für alle aus Rom.
Viele Vereine wirkten darauf aber schlecht vorbereitet. Acht Klubs gaben
nicht einmal Terminplanungen für die Aufnahme des Trainings an. Andere, wie
Inter Mailand, Lazio Rom und SSC Neapel, wollen den Kader erst komplett
durchtesten und können frühestens Mittwoch mit dem Training beginnen. Bei
Juventus wurden immerhin schon am Montag Abstrichtests bei den ersten fünf
Profis unternommen. Unter ihnen befanden sich aber nicht die an Covid-19
erkrankten und inzwischen als geheilt geltenden Daniele Rugani und Blaise
Matuidi.
## Entgegen der Regierungsvorgaben
Ebenfalls nicht im medizinischen Komplex am Rande der Arena von Turin wurde
Paulo Dybala gesichtet. Der Argentinier lieferte [3][nach dem vierten Test
noch ein positives Ergebnis]. Am 21. März wurde bei ihm erstmals Covid-19
diagnostiziert. Er ist ein prominentes Beispiel für kompliziertere
Krankheitsverläufe – und ein deutliches Warnsignal an jene, die zu forsch
zum Alltag übergehen wollen. Von15 Serie A-Spielern, verteilt auf sechs
Vereine, sind positive Tests bekannt.
Umstritten ist auch das medizinische Konzept zur Rückkehr. „Wir Ärzte sind
von der Kommission des Verbands nicht angehört worden“, beschwerte sich
Enrico Castellacci, früherer Mannschaftsarzt der Squadra Azzurra, gegenüber
der Website sport_lab.it. Castellacci bemängelte vor allem, dass das
Protokoll bei erneuten positiven Fällen nur eine Quarantäne des betroffenen
Spielers selbst und keine Isolierung der Kontaktpersonen vorsieht. „Das
steht im Widerspruch zu den Vorgaben der Regierung“, kritisierte er.
Spätestens zur geplanten Aufnahme des Mannschaftstrainings ab 18. Mai
sollte dies geklärt sein.
Gerade noch rechtzeitig für diesen Termin kehrte Cristiano Ronaldo aus
Portugal zurück. Am späten Montagabend landete er in Turin und trat dort
die obligatorische 14-tägige Quarantäne an. Zahlreiche weitere Profis
weilen allerdings noch in Südamerika. Stand jetzt können sie sich mit der
Rückkehr auch Zeit lassen. Die optimistischen Pläne mit der Aufnahme eines
Spielbetriebs noch Ende Mai sind inzwischen Makulatur. Der Branchendienst
tuttomercatoweb hält den 13. Juni für den frühestmöglichen Zeitpunkt eines
Beginns.
In der nächsten Woche trifft sich der italienische Fußballverband zu
Beratungen. Vorher noch wird ein Statement von Premierminister Conte zum
Fußball erwartet. Die Tageszeitung Repubblica spekulierte, dass Conte sich
am Beispiel Frankreichs orientieren und die Serie A für beendet erklären
könnte.
Richtungsweisend dürfte auch die Coronakonferenz von Angela Merkel und den
Ministerpräsidenten der einzelnen Bundesländer am Mittwoch sein. Dort ist
der Bundesliga-Restart ein Thema. „Die Entscheidung in Berlin hat
zweifellos Gewicht für die Zukunft der Serie A“, meinte die Turiner Zeitung
La Stampa. Cristiano Ronaldos nächste Monate werden also auch in Berlin
mitentschieden.
6 May 2020
## LINKS
[1] /Coronavirus-in-Italien/!5664286
[2] /Corona-Video-von-Salomon-Kalou/!5682975
[3] https://www.ran.de/fussball/serie-a-italien/news/corona-dybala-zum-vierten-…
## AUTOREN
Tom Mustroph
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