# taz.de -- Gutschein-Idee der Grünen: Besser als Steuersenkungen | |
> Die Grünen wollen kleine Betriebe fördern. Am besten wäre, das Geld | |
> direkt an die Mini-Firmen zu verteilen. | |
Bild: Einkaufsgutscheine für alle Bundesbürger sollen Kleinstgeschäfte vor d… | |
Die Idee der Grünen klingt charmant: Alle Bundesbürger sollen einen | |
staatlichen Einkaufsgutschein von 250 Euro erhalten, mit dem sie dann ihre | |
Lieblingsläden und -kneipen aufsuchen können. Gedacht ist also an eine Art | |
öffentliche Nachbarschaftshilfe. Die Grünen wollen die kleinen Betriebe vor | |
Ort stützen, die durch die [1][Corona-Krise] am meisten gelitten haben. | |
Supermärkte und Online-Handel sind ausdrücklich ausgenommen. | |
20 Milliarden Euro soll das Projekt kosten. Doch so bodenständig die | |
Gutschein-Idee klingt – diese staatlichen Milliarden würden weitgehend | |
verschwendet. Ein gutes Beispiel sind die Kneipen: Sie dürften kein Problem | |
haben, ihr Stammpublikum anzulocken, sobald die Corona-Krise vorbei ist. | |
Auf nichts warten die Deutschen sehnlicher, als endlich ihre Freunde auf | |
ein Bier zu treffen. | |
Normalerweise würden sie dafür ihr eigenes Geld ausgeben, aber wenn es | |
einen staatlichen Gutschein gibt, dann zahlen sie natürlich damit. Im | |
Ergebnis würden die Kneipen also gar nicht mehr Umsatz machen. Stattdessen | |
würde das staatliche Geld letztlich auf den Sparbüchern der Bürger landen. | |
Natürlich gibt es arme Familien, die sich ohne den Gutschein einen Gang ins | |
Restaurant nicht leisten könnten. | |
Und natürlich ist vorstellbar, dass es zu indirekten Effekten kommt – dass | |
also die [2][Kneipengänger] das Geld, das sie durch den Gutschein sparen, | |
hinterher in einem Kleiderladen oder im örtlichen Buchhandel ausgeben. Aber | |
diese indirekten Geld-Kaskaden sind unkalkulierbar und erinnern stark an | |
den Spruch „Hätte, hätte, Fahrradkette“. Die Idee der Grünen krankt dara… | |
dass sie sich auf einem Umweg ans Ziel pirschen wollen. | |
## Der schlauste aller dummen Vorschläge | |
Ihr Anliegen ist, völlig richtig, die kleinen Betriebe zu unterstützen, die | |
durch die Corona-Krise an den Rand des Bankrotts geraten. Aber der | |
effektivste Weg wäre, die 20 Milliarden Euro direkt an diese Mini-Firmen zu | |
verteilen. Dann wäre den Kneipen und Läden tatsächlich geholfen: Sie hätten | |
das staatliche Geld und zusätzlich den Umsatz, der sowieso anfällt. Auch | |
den Grünen dürfte klar sein, dass ihr Plan suboptimal ist. Aber sie | |
befinden sich gerade in einer politischen Abwehrschlacht. | |
Mit ihrer Gutschein-Idee wollen sie nämlich einen noch dümmeren Plan | |
verhindern: Viele Politiker aus CDU und CSU trommeln inzwischen für | |
[3][Steuersenkungen], die sehr teuer wären, von denen nur die Reichen | |
profitieren würden, die den Kleinstbetrieben gar nicht helfen würden – und | |
die in alle Ewigkeit gelten würden. Insofern ist der grüne Plan doch ganz | |
pfiffig. Er ist gerecht, billig, zeitlich begrenzt, hilft auch den Armen | |
und sicher auch ein paar Kleinstbetrieben. Im Wettstreit der dummen | |
Vorschläge ist die Gutschein-Idee die schlauste. | |
26 Apr 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Corona-Queere-Community-verunsichert/!5678347 | |
[2] /Corona-und-Feiern-in-Berlin/!5677197 | |
[3] /Konjunkturpaket-fuer-Unternehmen/!5667205 | |
## AUTOREN | |
Ulrike Herrmann | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Bündnis 90/Die Grünen | |
Shutdown | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
Schwerpunkt Coronavirus | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Grünen-Vorschlag gegen Coronakrise: 250 Euro für jeden | |
Die Grünen wollen an alle Gutscheine verteilen, um kleine Läden, Friseure | |
und Kneipen zu unterstützen. Das sei gerechter als Steuersenkungen. | |
Soziologie der Seuche: Alles auf Abstand | |
Die mit der Corona-Pandemie einhergehenden Abstandsregeln haben einen | |
Nebeneffekt: Sie verbessern den Umgang miteinander. | |
Studieren in Corona-Krise: Die Sache mit dem Geld | |
Die Uni hat wieder angefangen, doch die Coronakrise stellt viele | |
Studierende vor existenzielle Nöte. Verbände fordern deshalb Entlastung und | |
Hilfe. | |
Corona und Feiern in Berlin: Tanz über die lange Distanz | |
Corona bedroht das Berliner Nachtleben. Um ein Clubsterben zu verhindern, | |
braucht es Engagement durch UnterstützerInnen. |