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# taz.de -- Deutscher Filmpreis 2020: Verleihung ohne Galapublikum
> „Systemsprenger“ gewann gleich acht Auszeichnungen. Moderator Edin
> Hasanovic tanzte einsam über die Bühne und erinnerte an die missliche
> Lage der Filmbranche.
Bild: Die elfjährige Helena Zengel gewann für „Systemsprenger“ die Lola a…
Berlin dpa | Beim Deutschen Filmpreis hat das Drama „Systemsprenger“ gleich
acht Auszeichnungen gewonnen, darunter die Goldene Lola für den besten
Spielfilm. Die [1][Hamburger Regisseurin Nora Fingscheidt] erzählt darin
von einem Mädchen, das es anderen nicht leicht macht. In der Nacht zum
Samstag gewann sie dafür eine Lola für Regie und Drehbuch – zugeschaltet
aus der Ferne.
Denn der Filmpreis wurde nicht bei einer Gala, sondern als Fernsehsendung
im Ersten verliehen. Prominente wurden aus ihren Wohnzimmern und Küchen
eingeblendet. Die elfjährige Helena Zengel gewann für „Systemsprenger“ die
Lola als beste Hauptdarstellerin. Sie schrie vor Freude und bedankte sich
bei ihrer Mutter: „Danke, Mama!“
Das Drama, das bereits auf DVD und bei Streamingdiensten zu sehen ist, war
auch als deutscher Oscar-Beitrag ins Rennen gegangen. Es ist Fingscheidts
erster abendfüllender Spielfilm. Gleich drei der Schauspieler gewannen eine
Lola. Neben Zengel wurde Gabriela Maria Schmeide als beste weibliche
Nebendarstellerin geehrt.
Albrecht Schuch gewann sogar doppelt. Der 34-Jährige spielt in
„Systemsprenger“ einen Sozialarbeiter. Er bekam dafür eine Auszeichnung als
bester Hauptdarsteller. Eine Lola als beste männliche Nebenrolle gewann er
zudem [2][in „Berlin Alexanderplatz“]. Die Literaturverfilmung von
Regisseur Burhan Qurbani soll noch ins Kino kommen und gewann eine Silberne
Lola. Eine Lola in Bronze ging an die Produzenten des Dramas „Es gilt das
gesprochene Wort“.
Der Film ist ebenfalls eine Hamburger Produktion – von
Hamburg-Media-School-Absolvent Ilker Çatak. Zudem konnte das Biopic über
Udo Lindenberg von Hermine Huntgeburth, „Lindenberg! Mach dein Ding“, in
den Kategorien bestes Kostümbild und bestes Maskenbild überzeugen.
## Forderung nach weiteren Unterstützungsmaßnahmen
Der Deutsche Filmpreis gilt als wichtigste nationale Auszeichnung in der
Branche. Die rund 2000 Mitglieder der Deutschen Filmakademie stimmen über
viele Gewinner ab. Die Preise sind mit insgesamt rund drei Millionen Euro
für neue Projekte dotiert, das Geld kommt aus dem Haus von
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU). Sie würdigte „Systemsprenger�…
als „Überraschungskinoerfolg des vergangenen Jahres“.
Wegen der Corona-Pandemie wanderte die Verleihung ins Fernsehen. Moderator
Edin Hasanovic tanzte einsam über die Bühne, bewegte sich zwischen
Briefkasten und Telefonzelle („Ich fühle mich fast wie James Bond“). Der
Schauspieler unterhielt mit geplanten Pannen, bekam Besuch von Ronald
Zehrfeld auf einem Motorrad und hatte Unterstützung von Hund Wilma.
Hasanovic schlug aber auch politische Töne an und erinnerte an die Lage der
Filmbranche. Bundesweit sind Kinos geschlossen, um die Ausbreitung des
neuartigen Coronavirus einzudämmen. Dreharbeiten ruhen. Die gesamte Branche
stehe still, sagte Hasanovic. Schauspieler Ulrich Matthes hatte als
Präsident der Filmakademie bereits vorab auf die Lage von
Produktionsstudios, Kinos und Schauspielern hingewiesen.
„Der deutsche Kinofilm lebt, das haben wir heute wieder gesehen, aber er
steht vor den größten Bedrohungen seit Bestehen der Bundesrepublik“, teilte
der Präsident der Filmförderungsanstalt (FFA), Bernd Neumann, mit. Weitere
Unterstützungsmaßnahmen von Bund und Ländern seien unverzichtbar. „Geeignet
wären Maßnahmen, wie sie etwa die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft
mit ihrem 560-Millionen-Stabilisierungsfonds vorgeschlagen hat.“
Mit der Fernsehshow wollte die Filmakademie ein Hoffnungszeichen setzen.
Sie sei so lange nicht im Kino gewesen, sagte Komikerin Anke Engelke am
Freitagabend. Zwei Monate? Zwei Jahre? 20 Jahre? Sie wollten heute die
Filmkunst feiern. Grütters sprach in einer Mitteilung von einem wichtigen
Zeichen der Hoffnung in einer historischen Ausnahmesituation.
Verliehen wurde der Filmpreis zum 70. Mal. In der Kategorie „Bester
Spielfilm“ setzte sich „Systemsprenger“ gegen fünf andere Kandidaten dur…
gegen „Berlin Alexanderplatz“, das Drama „Es gilt das gesprochene Wort“
über eine Scheinehe, den Musikfilm „Lindenberg! Mach dein Ding“, das
Liebesdrama „Undine“ und das Mutter-Sohn-Drama „Lara“ mit Corinna Harfo…
Regisseur Edgar Reitz („Heimat“) bekam den Ehrenpreis der Filmakademie. Die
Lola für den besten Dokumentarfilm ging an „Born in Evin“ von Regisseurin
und Schauspielerin Maryam Zaree. Die Komödie „Das perfekte Geheimnis“ mit
Elyas M'Barek wurde als besucherstärkster Film ausgezeichnet. Regisseurin
Nora Fingscheidt hätte einen wichtigen Moment übrigens fast verpasst. Als
ihr der Regie-Preis zugesprochen wurde, hakte es kurz in der Leitung.
25 Apr 2020
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