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# taz.de -- Islamisten in NRW festgenommen: Mutmaßliche IS-Zelle ausgehoben
> Fünf Tadschiken sollen Anschläge auf US-Streitkräfte und Einzelpersonen
> in Deutschland geplant haben. Nun wurden sie festgenommen.
Bild: Bei einer Razzia haben Ermittler in Nordrhein-Westfalen vier Tadschiken f…
Berlin taz | Bei einer Razzia gegen eine mutmaßliche Zelle des „Islamischen
Staates“ haben Ermittler am Mittwochmorgen in Nordrhein-Westfalen vier
Tadschiken festgenommen. Zusammen mit einem bereits inhaftierten weiteren
Tadschiken waren sie offenbar fest entschlossen, islamistische Anschläge zu
verüben. Zwei US-Luftwaffenstützpunkte in Deutschland kundschafteten sie
bereits aus, auch einen tadschikischen Dissidenten hatten sie im Visier.
Am Mittwochmorgen vereitelten Polizei und Bundesanwaltschaft diese Pläne.
Bei der Razzia in Nordrhein-Westfalen nahmen sie die vier Tadschiken fest.
Der fünfte Mann und mutmaßliche Anführer, Ravsan B., saß bereits seit März
2019 in U-Haft.
Die Festnahmen fanden in Essen, Neuss, Solingen, Wuppertal, Kreuztal,
Werdohl und Selfkant statt. Neben den Wohnungen der Beschuldigten wurden
sieben weitere Objekte in NRW durchsucht. Nach taz-Informationen ging es
den Männern insbesondere um einen Mordanschlag auf den tadschikischen
Dissidenten. Dieser hatte sich „aus Sicht der Beschuldigten islamkritisch
in der Öffentlichkeit geäußert“, so die Bundesanwaltschaft. Einer der
Beschuldigten soll den Mann bereits ausgespäht haben.
Laut Ermittlungen sollen sich die Männer bereits im Januar 2019 dem [1][IS]
angeschlossen und in dessen Auftrag eine Zelle in Deutschland gegründet
haben. Zunächst hatten sie demnach vor, nach Tadschikistan auszureisen, um
dort an Kämpfen gegen die Regierung teilzunehmen. Doch schließlich
entschieden sie sich, in Deutschland zuzuschlagen. Sie standen laut
Bundesanwaltschaft dabei mit zwei hochrangigen IS-Führungsmitgliedern in
Syrien und Afghanistan in Kontakt, von denen sie entsprechende Anweisungen
erhielten.
## „Das hat eine riesige Dimension“
Die Zelle hat sich laut Bundesanwaltschaft bereits scharfe Schusswaffen und
Munition besorgt. Zudem beschaffte Ravsan B. Anleitungen für die
Herstellung von Sprengvorrichtungen. Einige der notwendigen Materialen
hatten die Verdächtigen bereits im Internet gekauft.
Zur Finanzierung ihrer Pläne hatten die Männer Geld gesammelt, B. soll
zudem einen mit 40.000 US-Dollar dotierten Auftrag für einen Mordanschlag
in Albanien angenommen haben. Dazu reiste B. gemeinsam mit einem weiteren
Beschuldigten dorthin. Die Ausführung des Auftrages aber scheiterte und die
beiden kamen nach Deutschland zurück.
Der mutmaßliche Anführer Ravsan V. landete bereits Mitte März 2019 in Haft
– wegen eines Waffendelikts. Nun ließ die Bundesanwaltschaft auch die
anderen vier Tatverdächtigen festnehmen. Laut NRW-Innenminister Herbert
Reul (CDU) waren alle fünf „schon relativ lange im Blick“ von Polizei und
Verfassungsschutz im Bundesland. „Wir waren da immer sehr unruhig.“
Zwei der Männer waren laut Reul als Gefährder eingestuft, drei als
sogenannte „relevante Personen“, die als „Akteure“ im terroristischen
Spektrum gelten. Es sei den Beschuldigten „sehr ernst“ gewesen mit ihren
Plänen, so Reul. „Das hat eine riesige Dimension.“ Unmittelbar
bevorgestanden hätten die Anschläge indes noch nicht.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hatte zuletzt betont, dass
hierzulande weiter von einer islamistischen Terrorgefahr auszugehen ist.
Das BKA zählt derzeit rund 680 islamistische Gefährder, der
Verfassungsschutz stuft 2.170 Personen als „islamistisch-terroristisch“
ein. Dessen Präsident Thomas Haldenwang sagte zuletzt, der IS habe zwar
sein Kernterritorium und seinen Anführer Abu Bakr al-Baghdadi verloren,
besetze aber „nach wie vor die Köpfe und Herzen zahlreicher Anhänger“. Und
durch die politische Instabilität in Syrien und Irak sei auch ein
Wiederaufstieg der Terrorgruppe möglich. Die Bedrohungslage habe sich
deshalb „lediglich stabilisiert“.
Aktualisiert am 15.04.2020 um 12:40 Uhr
15 Apr 2020
## LINKS
[1] /IS-Rueckkehrerin-kommt-vor-Gericht/!5671905
## AUTOREN
Sabine am Orde
Konrad Litschko
## TAGS
Terrorismus
„Islamischer Staat“ (IS)
Islamismus
Polizei NRW
Rückkehrer
Sahel
Schwerpunkt Afghanistan
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