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# taz.de -- Krieg im Jemen: Saudis kündigen Waffenruhe an
> Das von Saudi-Arabien geführte Militärbündnis kündigt eine Feuerpause im
> Krieg gegen die Huthi-Milizen an. Die haben bisher noch nicht reagiert.
Bild: Schiitische Stammesangehörige heben ihre Waffen zur Unterstützung der H…
KAIRO taz | Das Coronavirus kann auch positive Auswirkungen haben. So hat
Saudi-Arabien wegen der Coronakrise jetzt erstmals einen Waffenstillstand
im Jemenkrieg angekündigt. Der trat Donnerstagmittag in Kraft. Der
Waffenstillstand gilt für alle alliierten Truppen Saudi-Arabiens im Jemen
und für alle saudischen Luftangriffe.
Turki Al-Malik, der Sprecher der saudischen Militärkoalition im Jemen,
erklärte gegenüber der saudischen Fernsehstation Al-Arabiya, dass die
Waffen zunächst für zwei Wochen ruhen sollen, mit der Möglichkeit den
Waffenstillstand zu verlängern.
Es ist das erste Mal, dass es eine reale Chance gibt, den seit fünf Jahren
andauernden militärischen Konflikt zwischen der von Saudi-Arabien geführten
Militärkoalition gegen die Huthi-Rebellen zu beenden. Diesen Krieg
bezeichnet die UN als die derzeit größte menschengemachte humanitäre
Katastrophe.
Im Interview mit Al-Arabiya erläutert Al-Malik, dass die Entscheidung durch
die Coronakrise ausgelöst worden sei. „Die Coronapandemie trifft die
Jeminiten ebenso wie alle anderen, sie leben ja nicht auf einem anderen
Planeten“, sagte er.
## UN-Generalsekretär hatte Waffenstillstand gefordert
Saudi-Arabien folgt damit [1][einem Aufruf des UN-Generalsekretärs Antonio
Guterres]. „Die Wut des Virus veranschaulicht den Irrsinn des Krieges.
Deshalb rufe ich heute zu einem sofortigen globalen Waffenstillstand in
allen Teilen der Welt auf. Es ist an der Zeit, bewaffnete Konflikte zu
beenden und sich gemeinsam auf den wahren Kampf unseres Lebens zu
konzentrieren“, hatte er gefordert.
Bisher gibt es noch keine offizielle Antwort der Huthi-Rebellen auf den
einseitigen saudischen Waffenstillstand. Aber einer ihrer Sprecher,
Mohammed Abdulsalam, hatte kurz zuvor erklärt, dass er dem
UN-Sondergesandten für Jemen, Martin Griffiths, einen umfassenden Vorschlag
für Friedensgespräche geschickt habe. Darin soll er gefordert haben, den
Krieg und die Blockaden gegen den Jemen zu beenden und einen politischen
Dialog zu beginnen, der eine Übergangsphase einleiten soll.
„Wir wollen eine umfassende Lösung, mit der auch die Konsequenzen aus dem
Krieg angegangen werden“, erklärte Muhammad Al-Huthi, ein andrer Sprecher
der Rebellen. „Wir müssen die Fehler vermeiden, durch die vorherige
Verhandlungen gescheitert sind. Unser Volk will sich nicht für Nichts
geopfert haben.“ Ein klarer Hinweis darauf, dass die Huthis nicht bereit
sind, zum Status Quo vor dem Krieg zurückzukehren.
Die Gretchenfrage wird sein, ob sich Saudi-Arabien auf einen Deal einlässt,
dass sich die von ihr kontrollierte Regierung im Jemen die Macht mit den
Huthi-Rebellen teilt. Bisher hat die saudische Koalition dies öffentlich
stets abgelehnt. Aber inoffiziell befindet sich Saudi-Arabien schon seit
Monaten in Geheimverhandlungen mit den Huthi-Rebellen, um deren
Raketenangriffe auf saudisches Territorium und vor allem auf saudische
Ölanlagen zu stoppen und die Huthis möglichst von ihren iranischen
Unterstützern abzuspalten.
## Auch saudische Königsfamilie von Corona betroffen
Die Coronakrise könnte hier nun tatsächlich etwas Positives bewirken.
Bisher gibt es im Jemen keine offizielle vermeldeten Covid-19-Fälle. Das
liegt aber auch daran, dass gar nicht getestet wird. Hilfsorganisationen
warnen vor katastrophalen Folgen, wenn das Virus sich in einem der ärmsten
Länder ausbreitet, dessen Gesundheitswesen durch den Krieg praktisch
zusammengebrochen ist.
Und in Saudi-Arabien selbst scheint das Coronavirus selbst auch bei der
königlichen Familie eingeschlagen zu haben. Laut der New York Times
befindet sich der Gouverneur der Hauptstadt Riadh auf der Intensivstation.
Etwa 150 Mitglieder der königlichen Familie Saud sollen ebenfalls erkrankt
sein. Ein Elite-Krankenhaus, das in der Regel Mitglieder des Saud-Clans
behandelt, befinde sich im Alarmzustand. Angebllich sollen dort 500 Betten
für andere Mitglieder der erweiterten königlichen Familie vorbereitet
werden. Der 84-jährige König Salman hat sich auf einen Inselpalast im Roten
Meer in der Nähe Dschiddahs zurückgezogen. Sein Kronprinz, der 34-jährige
Bin Salman, der de facto das Land regiert, hat sich ebenfalls an einen
entlegenen Ort an der Rotmeer-Küste zurückgezogen.
Alle größeren Städte in Saudi-Arabien befinden sich unter 24stündiger
Ausgangssperre. Nur der Weg zum nächsten Supermarkt oder zu nächsten
Apotheke ist erlaubt. Außerdem verdichten sich die Hinweise, dass die
diesjährige Pilgerfahrt nach Mekka, die im Sommer stattfinden sollt, dieses
Jahr ausfallen wird.
9 Apr 2020
## LINKS
[1] /Angriff-auf-saudische-Hauptstadt/!5673290
## AUTOREN
Karim El-Gawhary
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