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# taz.de -- Türkisches Eingreifen in Libyen: Scheitert Haftars Krieg?
> Das militärische Eingreifen der Türkei stärkt die Regierung in Tripolis.
> Haftars Rebellen verlieren Städte und nun sind ihre Nachschubwege
> bedroht.
Bild: Nach einem Haftar-Luftangriff auf Abu Slim nahe Libyens Hauptstadt Tripol…
Tunis taz | Nach einem massiven Einsatz des türkischen Militärs sind die
Truppen des libyschen Rebellenführers Chalifa Haftar vor der Hauptstadt
Tripolis in die Defensive geraten.
Die mit der international anerkannten Einheitsregierung in Tripolis
verbündeten Milizen konnten am Wochenende nach [1][Sabratha und Surman]
weitere strategisch wichtige Orte einnehmen, die zuvor unter Kontrolle der
Libyschen Nationalarmee (LNA) von Haftar standen.
Haftars Antwort ist die verstärkte Bombardierung der Stadtteile Salahedin
und Ben Ashour in Tripolis.
Bewohner von Tripolis hatten eigentlich zuletzt mit einer verstärkten
[2][Offensive der LNA] auf die zwei Millionen Einwohner zählende Metropole
gerechnet. Denn zuvor war ein Angriff der regierungstreuen Einheiten auf
die Luftwaffenbasis al-Watia in der Nähe von Sabratha gescheitert.
Das riesige Areal war zu Gaddafis Zeiten strategisch günstig für die
Überwachung der tunesischen Grenze und der westlibyschen Mittelmeerküste
angelegt worden.
Noch am Abend des gescheiterten Watia-Angriffs marschierte Haftars LNA in
die Orte Dschmell, Regdalin und al-Asra ein. Das rief die türkischen
Militärs auf den Plan – und das Blatt wendete sich.
Seit Ende März beteiligen sich erstmals die [3][türkischen Fregatten vor
der libyschen Küste] und die von der Türkei gelieferten Drohnen an den
Kämpfen, türkische Luftabwehrpanzer schossen mehrere von Haftars Drohnen
ab, die dieser aus den Arabischen Emiraten erhalten hatte.
## Es droht die Schlacht um Tarhouna
Nach der Eroberung von Sabratha und weiteren Orten durch die
regierungstreuen Milizen konzentrieren sich die Kämpfe nun auf die südlich
von Tripolis gelegene Stadt Tarhouna.
Sollte die 13.000-Einwohner-Stadt Tarhouna an die regierungstreuen Milizen
aus Misrata und Tripolis fallen, dürfte Haftars Offensive auf Tripolis ein
Jahr nach ihrem Start ein jähes Ende finden. Denn sämtliche Nachschubwege
aus dem Osten Libyens an die LNA-Einheiten im Westen des Landes laufen
durch die Hochebene südlich der libyschen Hauptstadt.
Neben Tarhouna liegt dort auch die Stadt Beni Walid. Unter Gaddafi
florierte dort die Landwirtschaft. Nach der Revolution von 2011 wurden fast
alle Amtsträger aus Tarhouna und Beni Walid von öffentlichen Ämtern
ausgeschlossen, und so sind sie heute Haftar-Anhänger.
Seit dem Vormarsch der regierungstreuen Kämpfer aus Misrata suchen
Repräsentanten aus Beni Walid den Dialog mit ihren Gegnern. Am Samstag
trafen sich erstmals seit Beginn der Haftar-Offensive vor einem Jahr
Delegationen aus Misrata und Beni Walid.
## Waffenembargo ständig gebrochen
Doch den Krieg zu beenden liegt, so befürchten viele Libyer, nicht mehr in
libyscher Hand. Dazu sind die ausländischen Verbündeten beider Seiten zu
tief involviert. Die internationalen Verstöße gegen das seit 2011 geltende
Waffenembargo haben [4][seit der Berliner Libyen-Konferenz vom Januar]
sogar noch zugenommen.
Nach Einschätzung der UN-Expertengruppe zur Überprüfung der Einhaltung des
Libyen-Waffenembargos haben vor allem die beiden türkischen Kriegsschiffe
und das Luftabwehrsystem Korkut die militärische Balance zugunsten der
Einheitsregierung geändert.
Die Korkut-Panzer wurden mit Containerschiffen nach Tripolis und Misrata
gebracht. Die Arabischen Emirate rüsten derweil Haftars Truppen mit
gecharterten Transportflugzeugen auf.
Am Freitag beobachteten die Experten der auf den Mittelmeerraum
spezialisierten Flugüberwachungsplattform ItalMilRadar den Anflug von drei
türkischen Tank- und Radarflugzeugen. Nach Informationen dieser
italienischen Experten waren auch mehrere F-16-Kampflugzeuge Richtung
Libyen unterwegs.
„Das könnte eine Übung für einen groß angelegten Kampfeinsatz in Libyen
gewesen sein oder die Begleitung eines Waffentransports“, so einer der
Analysten zur taz.
19 Apr 2020
## LINKS
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[4] /Kaempfe-und-Waffenfluege/!5660471/
## AUTOREN
Mirco Keilberth
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