# taz.de -- Joyn-Serie voller Tragik und Komik: Ein sympathisches Vaterbild | |
> In „MaPa“ überzeugt Max Mauff als alleinerziehendes Elternteil: mit | |
> überraschend glaubwürdigen Dialogen und plausibler Emotionalität. | |
Bild: Max Mauff als plötzlich alleinerziehender Vater Metin | |
Mit Urlaubserinnerungen fängt „MaPa“ an. Ein junges Paar samt Baby in | |
Griechenland, lauter fröhliche Fotos und Handyvideos. Doch unmittelbar im | |
Anschluss springt die Handlung sechs Monate weiter, und von Heiterkeit ist | |
keine Spur mehr. | |
Metin (Max Mauff) ist inzwischen alleinerziehender Vater, seine Freundin | |
Emma (Lia von Blarer) ist gestorben. Woran, erfährt man als Zuschauer*in | |
nicht, zumindest nicht in den drei Folgen, die der Presse vorab zur | |
Verfügung gestellt wurden. Darum geht es aber auch nicht in dieser Serie, | |
die vor allem erzählen will, wie man sich so durchschlägt, wenn man | |
plötzlich als Mann allein für ein Kleinkind verantwortlich ist. | |
Der Titel „MaPa“, der bei Serien-Fans womöglich Erinnerungen an | |
„Transparent“ weckt (wo die erwachsenen Kinder ihren Vater nach seinem | |
Coming-out als Transfrau zunächst so nennen), will wohl bedeuten, dass | |
Metin nun Mama und Papa gleichzeitig sein muss. Was natürlich Quatsch ist: | |
Metin ist einfach Vater, nicht mehr und nicht weniger. Nur dass eben | |
niemand mehr da ist, mit dem er die Verantwortung für Töchterchen Lene | |
teilen kann. | |
Von Reiswaffeln auf dem Spielplatz bis hin zum Abstecher in die Shisha-Bar | |
unten im Haus, die zwar eigentlich eher trostlos ist, aber wenigstens noch | |
Babyfon-Empfang hat – „MaPa“ lässt keine Banalitäten und Problemchen des | |
Elternseins aus. Übermüdung, Kita-Eingewöhnung, vom Tisch gefegter | |
Frühstücksbrei, alles mit dabei. Nur dass Metin eben nebenbei auch noch mit | |
dem Planen der Trauerfeier beschäftigt ist, irgendwann zurück in den | |
Berufsalltag finden muss und plötzlich vor Fragen steht wie der, was man | |
eigentlich mit dem Handy der verstorbenen Verlobten macht. | |
## Kloß im Hals | |
Als „Sadcom“ bewirbt Joyn die neueste Eigenproduktion, was eine unnötige | |
Wortschöpfung ist, wo es doch das schöne und sehr treffende Wort | |
Tragikomödie gibt. In der Sache liegt man aber natürlich richtig: Mit einer | |
klassischen Sitcom hat „MaPa“ nur gemein, dass jede Folge eine gute halbe | |
Stunde lang ist. Ansonsten wandelt die Serie – für deutsche Verhältnisse | |
eher ungewöhnlich – im Tonfall eher auf den Spuren von „Better Things“, | |
„Work in Progress“ oder auch „Fleabag“. | |
Humor ist zwar omnipräsent, aber es ist einer, der sich meist aus | |
Verzweiflung und Bitterkeit, manchmal auch Absurdität speist. Und weil, | |
trotz Fokus auf das Vatersein, eben auch sehr ernsthaft von Trauer erzählt | |
wird, ist einmal pro Folge ein Kloß im Hals noch das Geringste, was an | |
Gefühlsregungen hier ausgelöst wird. | |
Bei all dem gelingt Alex Lindh, dem Schöpfer und hauptverantwortlichen | |
Autor, eine Wahrhaftigkeit, wie sie selten ist. Nicht jeder Einfall | |
funktioniert oder wird konsequent durchgezogen, etwa wenn Metin ein | |
Gespräch, dem er im Möbelhaus zuhört, buchstäblich nur als „Blabla“ | |
wahrnimmt, oder später in seinem Job als Seifenopern-Schreiber eine arg | |
bemühte Metaebene Einzug hält. Die Dialoge allerdings sind bestechend | |
authentisch und ungekünstelt, in den komischen Momenten genauso wie in den | |
traurigen. Und das Gleiche gilt für die Beziehung zwischen Metin und Emma, | |
die in Rückblenden zusehends neue Facetten gewinnt. | |
Besonders zum Gelingen dieser ungemein sympathischen Serie tragen nicht | |
zuletzt die Darsteller*innen bei. Von Blarer ist umwerfend und Lina Wendel | |
als Metins ebenso liebevolle wie anstrengende Mutter setzt komödiantische | |
Glanzlichter. Aber natürlich steht und fällt alles mit Max Mauff, der zwar | |
bereits seit bald 20 Jahren vor der Kamera steht, Grimme- und | |
Ophüls-Preisträger ist und sogar schon mit Steven Spielberg drehte, aber | |
irgendwie trotzdem noch das bestgehütete Geheimnis im deutschen Kino und | |
Fernsehen ist. Mühelos trägt der 32-Jährige „MaPa“ in jeder einzelnen Sz… | |
auf seinen schmalen Schultern und zeichnet dabei ein Vater- und | |
Männlichkeitsbild, an dem man sich kaum sattsehen kann. Mit seinem Metin | |
würde man jedenfalls liebend gerne noch mehr Zeit verbringen, als es diese | |
erste kurze Serienstaffel zulässt. | |
15 Apr 2020 | |
## AUTOREN | |
Patrick Heidmann | |
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