# taz.de -- Zweite Staffel „Mapa“ in ARD-Mediathek: Sadcom mit Harpunenwitz | |
> Zwischen Kita-Streit, Dating und Job fragt sich ein Alleinerziehender, | |
> wie viel sein Witwerbonus noch wert ist. Die zweite Staffel „Mapa“ | |
> überzeugt. | |
Bild: Sonntagmorgen für Vater (Max Mauff) und Tochter (Pola Friedrichs) | |
Für die meisten Menschen ist eine Beförderung ein Grund zur Freude, für den | |
alleinerziehenden Vater Metin (Max Mauff) wirkt sie wie eine Bedrohung. | |
Seit Jahren arbeitet er im Writers-Room der Soap „Was zählt ist jetzt“, die | |
aktuell gute Quoten bringt, weil dort „Sandra ihren Papi fickt“. Nun soll | |
er möglicherweise Chefautor werden, denn obwohl er nur noch halbarschig | |
arbeitet, ist er laut seiner Chefin Sophie (Amélie Miloy) immer noch der | |
beste Autor im Team. | |
Die kann seine abwehrende Haltung gegenüber einer möglichen Beförderung | |
deswegen gar nicht verstehen und sagt genervt: „Och Metin, ich weiß, du | |
hast da auch noch einen zweiten Fulltimejob.“ Und fügt nach einer kurzen | |
Pause hinzu: „Und außerdem ist dein Witwerbonus langsam aufgebraucht.“ | |
Den sogenannten „Witwerbonus“ trägt Metin jetzt schon fünf Jahre mit sich | |
rum – seit seine Freundin Emma (Lia von Blarer) ganz plötzlich ohne | |
Vorerkrankung gestorben ist und er zum alleinerziehenden Vater eines sechs | |
Monate alten Babys wurde. [1][In der ersten Staffel „Mapa“] versucht Metin | |
zwischen Kitaplatzsuche und Streitereien mit seiner liebevollen aber | |
anstrengenden Mutter seine Trauer zu bewältigen und das Leben irgendwie | |
wieder in den Griff zu bekommen. | |
Die Auftraggeber Joyn und rbb kündigten die Miniserie 2020 als erste | |
„Sadcom“ in Deutschland an – und obwohl sie durchaus komische Momente | |
hatte, überwog der melancholische Grundton. Denn angesichts der harten | |
Lebensrealität der Hauptfigur blieb einem als Zuschauer_in ständig das | |
Lachen im Hals stecken. | |
## Das Leben geht halt doch irgendwie weiter | |
[2][Ein Erfolg wurde die „Sadcom“] trotz oder gerade deswegen. Dem Autor | |
Alex Lindh und Regisseur Jano Ben Chaabane gelang es eine deutsche Serie | |
ohne Stereotype und peinliche Dialoge zu schaffen. Sie wirkte wie aus dem | |
echten Leben geschnitten. Trotz guter Kritiken und Preisnominierungen | |
wollte Joyn die Serie nicht weiter produzieren. | |
Drei Jahre später gibt es nun trotzdem eine zweite Staffel – mit der ARD | |
Degeto als zweitem Geldgeber. In der Serie ist der Zeitsprung noch größer, | |
aus dem sechs Monate alten Baby Lene ist eine energiegeladene 5-Jährige | |
geworden. Die Trauer von Metin ist zwar nicht verschwunden, doch sie hat | |
sich verändert. | |
Er möchte jetzt nicht mehr nur überleben, sondern auch wieder mehr leben. | |
Diese Entscheidung erfolgt aber nicht rein freiwillig, denn nicht nur die | |
Chefin, auch seine Sexpartnerin und seine Mutter geben ihm das Gefühl: Es | |
reicht jetzt mal mit der Rücksicht und der Trauer – das Leben geht halt | |
doch irgendwie weiter. | |
Und das hält für ihn noch immer einige Herausforderungen parat. Wenn seine | |
Tochter Lene nicht in die Kita will (Pola Friedrichs legt hier wirklich | |
eine erstaunliche Performance hin) oder auf eine rote Perücke besteht, die | |
bei ihr zu allergischen Reaktionen führt. Oder seine Mutter, die ganz | |
eigene Erziehungsideen für Lene im Kopf hat. Oder der ständige Spagat | |
zwischen ausreichender Fürsorge für seiner Tochter, genug Elan bei der | |
Arbeit und Zeit für Privatsphäre. Denn Metin will sich wieder ins | |
Datingleben stürzen und lernt gleich eine attraktive Astrophysikerin | |
kennen. Doch zählt hier der Witwerbonus noch? | |
Obwohl die verstorbene Freundin Emma auch in der zweiten Staffel noch eine | |
verhältnismäßig große Rolle einnimmt, hat in der zweiten Staffel „Mapa“ | |
eindeutig die Komik die Oberhand. Die überzeugt vor allem in der | |
Interaktion zwischen Vater und Kind oder in höchst absurden Szenen, wenn | |
ein Gast in einer Bar versehentlich von einer Harpune aufgespießt wird. Es | |
sitzt zwar nicht jeder Witz – aber das ist im echten Leben ja auch nicht | |
anders. | |
16 May 2023 | |
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## AUTOREN | |
Carolina Schwarz | |
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