| # taz.de -- Parlamentsdebatte zu Corona-Folgen: Bammel vor dem Sonnen-Sonntag | |
| > Rot-Rot-Grün lobt sich im Parlament für ihre Corona-Hilfe. Der Senat | |
| > hofft derweil auf ein schönes Wochenende ohne Verstöße in den Parks. | |
| Bild: Das Abgeordnetenhaus tagte am Donnerstag wegen Corona zum zweiten Mal nur… | |
| Berlin taz | Ein gewisser Bammel ist ihnen anzumerken. Sonne satt und 15 | |
| Grad sagen Wetterdienste für Sonntag voraus. Der Regierungschef und sein | |
| Innensenator sprechen am Donnerstag im Abgeordnetenhaus zwar von | |
| disziplinierten Berlinern, die die Corona-Regeln befolgen würden. | |
| Doch Michael Müller und Andreas Geisel (beide SPD) wollen nicht weiter | |
| unter Druck geraten, [1][Parks zu schließen]. „Wir sind noch nicht über den | |
| Berg“, warnt Müller, „es werden noch harte Wochen auf uns zukommen.“ Und… | |
| bittet er trotz Sonne innigst darum, Kontakte weiter auf das Nötigste zu | |
| beschränken und auch keine Verwandten zu besuchen. | |
| Zum zweiten Mal binnen sieben Tagen diskutiert das Parlament über die | |
| Coronakrise und ihre Folgen, dieses Mal mit den wirtschaftlichen Folgen im | |
| Fokus. Knapp 2.800 bestätigte Coronfälle und 15 Tote, bundesweit sind es | |
| 832, zählt Berlin an diesem Vormittag. Redner der rot-rot-grünen Koalition | |
| loben die Anstrengungen des eigenen Senats, konkret die beiden | |
| Hilfsprogramme – Zuschüsse von je 5.000 Euro für Solo-Selbstständige, bis | |
| zu 500.000 Euro zinsfreie Überbrückungskredite für kleine Unternehmen. | |
| Über 140.000 Hilfeanträge seien nicht nur bearbeitet und bewilligt, nein, | |
| das Geld [2][sei auch schon ausgezahlt] und überwiesen. „Ein | |
| Wahnsinnsleistung unserer Investitionsbank, und das lassen wir uns auch | |
| nicht von Miesmachern klein reden“, ist vom Grünen-Abgeordneten Benedikt | |
| Lux zu hören. | |
| Die Miesmacher, das sind für Lux und seine Koalitionspartner Menschen wie | |
| CDU-Fraktionschef Burkard Dregger. Dem ist das nämlich zu wenig an Hilfe, | |
| „unzureichend“ nennt er die Liquiditätshilfen. Brandenburg stelle bei | |
| deutlich weniger Einwohnern doppelt soviel dafür bereit. Und für die | |
| mittelständischen Unternehmen gebe es gar nichts mehr, seit die | |
| vorgesehenen 100 Millionen ausgeschöpft seien – die meisten anderen | |
| Bundesländer würden das anders handhaben. | |
| ## CDU will Regelungen lockern | |
| Dregger spricht zudem von der Hoffnung, strenge Corona-Auflagen „behutsam | |
| zu lockern“ – die Unternehmen bräuchten verlässliche Perspektiven. Das ist | |
| an diesem Vormittag ein zentraler Punkt bei allen drei | |
| Oppositionsfraktionen. FDP-Vizefraktionschefin Sibylle Meister, selbst | |
| lange im Einzelhandel in einem großen Kaufhaus tätig, drängt darauf, Läden | |
| zumindest in kleinem Umfang wieder öffnen zu lassen, etwa mit | |
| Mundschutzpflicht. „Wirtschaft braucht Hoffnung“, sagt sie. Sonst | |
| befürchtet sie künftig aus reiner Not Verstöße gegen die Corona-Regeln. Und | |
| die AfD-Abgeordnete Kristin Brinker fordert vom Senat: „Lassen Sie sich von | |
| einem Expertengremium beraten, das nicht nur aus Virologen besteht.“ | |
| Ramona Pop (Grüne), die Wirtschaftssenatorin, hört das in diesen Tagen so | |
| oder in ähnlicher Form des öfteren. Im Parlament rechnet sie vor, dass man | |
| mit den weit über hundertausend bewilligten Hilfsanträgen konkret schon | |
| über 350.000 Menschen geholfen habe. Überraschenderweise zitiert sie, die | |
| Grüne, den selbst vielen SPDlern als zu konservativ geltenden Ex-Kanzler | |
| Helmut Schmidt. „In der Krise zeigt sich der Charakter“, habe der gesagt. | |
| Sie selbst treibt auch das Prinzip Hoffnung an: „Es wird ein Leben nach der | |
| Krise geben.“ | |
| Ihr Senatskollege vom Innenressort, Andreas Geisel, guckt derweil erstmal | |
| nur bis Sonntag, der so sonnenüberflutet sein soll. 900 Verstöße gegen die | |
| Corona-Auflagen habe man bis Dienstag registriert, am Mittwoch seien | |
| nochmal 39 hinzu gekommen. „39 Verstöße bei 3,8 Millionen Einwohnern – fa… | |
| nichts“, sagt Geisel. Und deshalb mag er der Forderung der | |
| Polizeigewerkschaft, die Parks wegen zu großer Kontaktgefahr zu schließen, | |
| nicht nachkommen. | |
| „Natürlich ist das schöne Wetter, das uns bevorsteht, eine Herausforderung, | |
| aber die Berliner haben sich verantwortungsvoll verhalten“, sagt Geisel. | |
| Zwar habe sich der Senat dazu noch nicht festgelegt – das sollte erst in | |
| einer Sitzung nach Redaktionsschluss erfolgen, in der es auch um die | |
| Verlängerung der Ausgangsbeschränkungen ging. Er jedenfalls sei der | |
| Auffassung, „dass wir die Verordnungen nicht ständig verschärfen können, | |
| solange die Akzeptanz in der Bevölkerung so hoch ist.“ | |
| 2 Apr 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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