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# taz.de -- Grenzverkehr für Ärzte in Bayern: Der belesene Arzt von drüben
> Dr. Jan Příbaň bleibt unverzichtbar – der tschechische Arzt kommt aber
> nur per Sonderverfügung an seinen Arbeitsplatz in Bayern.
Bild: Vorbild mit Mundschutz: Dr. Jan Příbaň
Berlin taz | Jan Příbaň geht gerne auf Risiko – dieser Tage allerdings
mehr, als ihm lieb ist. Mit seinen 74 Jahren zählt er zu der viel zitierten
Gruppe derer, die sich besonders schützen sollten. Doch anstatt den
wohlverdienten Ruhestand zu genießen, ist Příbaň weiter berufstätig. Er
arbeitet, in Teilzeit, als Arzt in der Ambulanz des psychiatrischen
Krankenhauses in der oberpfälzischen Kleinstadt Cham (Bayern). Erst vor
Kurzem hat er seinen Vertrag um weitere vier Jahre verlängert. „Ich bin
gesund, habe einen angenehmen Arbeitsplatz, tolle Vorgesetzte und mein Job
macht mir einfach Spaß“, sagt Příbaň.
Doch in [1][Zeiten von Corona] ist es mit dem Spaßfaktor so eine Sache.
Denn seit Jahren pendelt Příbaň zwischen seinem Arbeitsplatz und dem
tschechischen Städtchen Böhmisch Krumau, wo er seinen Hauptwohnsitz hat.
Für den Weg zur Arbeit von seinem kleinen Haus auf dem Land auf
tschechischer Seite in Grenznähe braucht er normalerweise 30 Minuten. Aber
was ist heutzutage schon normal. Zuerst verlängerte sich die Fahrzeit fast
um das Doppelte, dann wurde die Grenze komplett geschlossen. Erst seit
wenigen Tagen gelten spezielle Regeln für medizinisches Personal, das sich,
mit einer speziellen Bescheinigung ausgestattet, weiter frei zwischen den
beiden Staaten bewegen darf.
Příbaň, der die deutsche und tschechische Staatsbürgerschaft besitzt, wurde
1945 in Prag geboren. 1967 floh er in die Bundesrepublik und beantragte
dort politisches Asyl. In den 70er Jahren studierte er in Freiburg Medizin.
Nach seinem Abschluss begann er als Mediziner zu arbeiten, vor allem in den
Bereichen Psychosomatik und Psychiatrie. Nebenbei bestätigte er sich in den
1980er Jahren als Schmuggler, indem er in Zusammenarbeit mit dem in Paris
lebenden Historiker und Publizisten Jan Tesař dabei half, verbotene
Literatur in die ČSSR zu bringen.
In Cham arbeitet der Vater eines Sohnes jetzt seit drei Jahren. „Ich bin in
der letzten Zeit merklich angespannter als sonst“, sagt Příbaň. „Da ist
diese Unsicherheit, nicht zu wissen, wie lange das alles dauert und wie es
weitergeht.“ In der Klinik fährt das Personal jetzt auf Sparflamme. Die
Betreuung der PatientInnen in der Ambulanz erfolgt derzeit telefonisch.
Allerdings mutmaßen Příbaň und seine KollegInnen, dass der Bedarf an
psychiatrischer Behandlung in der nächsten Zeit steigen könnte.
Bis zum 9. April hat Příbaň erst einmal Urlaub. Auch das Gymnasium in
Krumau mit dem Schwerpunkt Kunst, wo er einmal wöchentlich eine
psychotherapeutische Beratung anbietet, ist wegen des Virus geschlossen.
Daher hat Příbaň jetzt Zeit, sich ausgiebig seinen Hobbys zu widmen. So
macht er regelmäßig Interviews zu Politik und Kultur für die tschechische
Literaturzeitung in Prag, die sich kritischem Denken verschrieben hat. „Ich
möchte mich eben nicht durch den Mainstream verblöden lassen“, sagt er.
Etwas mulmig sei ihm schon, wenn er an seine Arbeit denke. Aber Angst habe
er nicht. Denn die sei, Coronakrise oder nicht, im Leben immer ein
schlechter Ratgeber.
30 Mar 2020
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## AUTOREN
Barbara Oertel
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