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# taz.de -- Corona-Quarantäne in Armenien: Der goldene Käfig
> Die Einschränkungen durch Infektionsvorbeugung können lästig sein. Für
> einige Verdachtsfälle ist die Quarantäne aber durchaus okay.
Bild: Quarantäne? Nur mit Cocktailbar!
BERLIN taz | Wer unter Corona-Verdacht steht, landet schnell in Quarantäne.
Abhängig von den konkreten Umständen kann das ein [1][eher eintöniger
Hausarrest] sein, bei schwereren Fällen Hospitalisierung. Ein paar Dutzend
österreichischer Urlauber*innen machen gerade Schlagzeilen, weil ihre
[2][Quarantäne im Urlaubsparadies der Malediven in einem hochwertigen
Resort reichlich entspannt wirkt].
Dasselbe kann Reisenden aber auch in [3][Armenien] geschehen, denn die
südkaukasische Republik bietet ebenfalls eine Art Luxusunterbringung für
Verdachtsfälle an: Ein Fünfsternehotel, mit Casino, Cocktailbars,
verschiedenen Pools und Wellnessbereichen und einem direkten Zugang zu
Skipisten. 32 Menschen sind derzeit im „Golden Palace Hotel“ auf einem
Hügel mitten im Wald isoliert. Tsachkadzor, etwa 50 Kilometer entfernt von
der Hauptstadt Jerewan, ist das Wintertourismus-Zentrum des Landes. Mit
einer Seilbahn auf die umliegenden Berge und Hügel ist die kleine Stadt ein
perfekter Ort für Skisport und Snowboard.
In Armenien hat sich offiziell bis heute nur eine Person mit dem
Coronavirus infiziert. Er war aus dem Nachbarland Iran nach Armenien
geflogen. 32 Passagiere, die in der Nähe des infizierten 29-Jährigen im
Flugzeug saßen, wurden nun für zwei Wochen in das Luxushotel verbracht.
Dafür muss nicht einmal ein Tourismusbetrieb entschädigt werden, denn das
Hotel ist in Staatsbesitz.
Seit der „samtenen Revolution“ im Frühjahr 2018 will Premierminister Nikol
Paschinjan die Korruption und die oligarchischen Clans bekämpfen. Seitdem
wurden unter anderem viele Oligarchen festgenommen. Auch Ex-Präsident
Sersch Sargsjan und einige seiner Familienangehörigen werden strafrechtlich
verfolgt. Millionen Dollar flossen durch die Bekämpfung von Korruption und
Schattenwirtschaft in den vergangenen Jahren in die Staatskasse.
Dazu gehören auch Vermögenswerte wie das Golden Palace Hotel. Bis vor einem
Jahr war der Besitzer Armen Avetisjan, der von 2001 bis 2008 Chef der
staatlichen Zollbehörde war. Noch immer gehören ihm zwei Fünfsternekomplexe
der Hotelkette „Golden Palace“ in der Haupstat Jerewan.
Das Hotel in Tsachkadzor hatte Avetisjan bei einer Offshore-Firma
registriert. Als die Ermittlungen gegen ihn wegen Geldwäsche und
unrechtmäßigen erworbenen Besitzes eingeleitet wurden, schenkte er den
Komplex im Wert von etwa 6 Millionen US-Dollar dem Staat.
Die geplante Auktion, bei der das Hotel gerade erst zugunsten der
Staatskasse versilbert werden sollte, wurde nun auf unbestimmte Zeit
verschoben. Und so hat Armenien dank des Coronavirus einen goldenen Käfig
für seine Quarantänefälle.
10 Mar 2020
## LINKS
[1] /Bericht-aus-der-Quarantaene/!5666060
[2] https://orf.at/stories/3157140/
[3] /!t5217142/
## AUTOREN
Tigran Petrosyan
## TAGS
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