# taz.de -- Terror in Tunesien: Anschlag vor US-Botschaft | |
> Attentäter haben sich in Tunis in die Luft gesprengt. Ähnliche Anschläge | |
> haben das vom Tourismus abhängige Land in der Vergangenheit hart | |
> getroffen. | |
Bild: Ort des Anschlags in Tunis: am Freitag in der Straße vor der US-Botschaft | |
TUNIS taz | Zwei Selbstmordattentäter haben sich am Freitagmittag an der | |
Einfahrt der US-Botschaft in Tunis in die Luft gesprengt und mindestens | |
einen Polizisten getötet. Die bisher nicht identifizierten Attentäter | |
hatten sich mit einem Motorroller dem mit Betonblöcken und Metallsperren | |
geschützten Botschaftsgelände genähert, als tunesische Polizeibeamte auf | |
sie aufmerksam wurden. | |
Bei der folgenden Explosion starben die Täter und ein Polizist, vier | |
weitere am Botschaftsgelände stationierte Beamte wurden teilweise schwer | |
verletzt. Die US-Botschaft rief per Twitter dazu auf, die Gegend weiträumig | |
zu meiden – tunesische Medien spekulierten über mögliche weitere | |
Attentäter. | |
Die US-Botschaft in dem Geschäftsdistrikt Lac 2 gilt als eine der größten | |
diplomatischen Vertretungen der USA in Nordafrika und der Sahelregion und | |
wird von einer hohen Mauer und mehreren Kontrollpunkten des tunesischen | |
Innenministeriums gesichert, seit das Gelände im September 2012 während | |
einer Protestaktion von Islamisten gestürmt und teilweise in Brand gesteckt | |
wurde. Drei Tage zuvor war der US-Botschafter für Libyen, Christopher | |
Stevens, bei einem Besuch in der Provinzhauptstadt Bengasi nach einem | |
Angriff von radikalen Gruppen gestorben. | |
Seit dem Vorfall bilden amerikanische und europäische Spezialisten die | |
tunesischen Sicherheitskräfte [1][im Kampf gegen Terroristen] aus. Fast | |
jede Woche heben tunesische Anti-Terror-Einheiten versteckte Terrorzellen | |
aus, zuletzt am vergangenen Mittwoch in dem Küstenort Hammamet. | |
## 70 Prozent weniger Touristen | |
Wegen der [2][verschlechterten Sicherheitslage im Nachbarland Libyen] sowie | |
in Ägypten wurden in den letzten Jahren viele Botschaften und | |
Hilfsorganisationen nach Tunis verlegt. An besonders empfindlichen Punkten | |
des Botschaftsviertels wurden nach 2012 Kontrollpunkte der Polizei | |
errichtet. | |
Immer wieder kam es in Tunesien nach der Revolution von 2011 zu Anschlägen | |
von radikalisierten Einzeltätern. Im März 2015 starben bei einem Attentat | |
20 Touristen im Nationalmuseum Bardo in Tunis. Drei Monate später tötete | |
Seifeddine Yacoubi 39 meist britische Urlauber am Strand von Sousse. | |
Die Anschläge hatten dazu geführt, dass die Zahl der Touristen, die das | |
Land besuchten, um rund 70 Prozent zurückging. In [3][Tunesien leben viele | |
Menschen von den Urlaubern] – der Tourismussektor macht rund 16 Prozent des | |
Bruttoinlandsproduktes aus (Stand 2018). | |
Im letzten Sommer waren viele Hotels entlang der 800 Kilometer langen | |
Mittelmeerküste dann wieder ausgebucht. Mit dem Anschlag vor der | |
US-Botschaft will die radikale Szene offenbar zeigen, dass sie noch aktiv | |
ist, glauben viele tunesische Journalisten. Letzte Woche bestätigten | |
einschlägige tunesische Webseiten, dass der tunesisch-stämmige Anführer der | |
berüchtigten Terrorgruppe AQMI, Abu Iyadh, von einem französischen | |
Spezialkommando in Mali getötet wurde. | |
6 Mar 2020 | |
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## AUTOREN | |
Mirco Keilberth | |
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