# taz.de -- Schwangerschaft in Corona-Zeiten: Kein Aufschub für Geburten | |
> Das Risiko für Schwangere soll nicht erhöht sein. Die Kliniken richten | |
> eigene Kreißsäle ein. Hebammen müssen Besuche am Wochenbett aber | |
> einschränken. | |
Bild: Hebammen haben Sorge, bei ihren Wochenbett-Besuchen, das Virus weiter zu … | |
BREMEN taz | Manches lässt sich nicht verschieben in bessere virusfreie | |
Zeiten: Geburten zum Beispiel. Mit Stand vom Donnerstag hat es an den | |
beiden städtischen Kliniken Bremens mit einer geburtshilflichen Abteilung | |
noch keinen Corona-Fall gegeben. Am [1][Klinikum Links der Weser] (LdW) hat | |
man dennoch vorsorglich einen Kreißsaal eingerichtet, in dem eine mit | |
Sars-CoV-2 infizierte Frau oder eine mit nicht ausgeräumten Verdacht auf | |
Infektion isoliert gebären könnte. | |
Auch das Neugeborene könnte so versorgt werden, dass eine Verbreitung des | |
Virus verhindert wird, sagte am Dienstag Carsten Oberhoff, Chefarzt der | |
Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am LdW. „Die Geburten laufen | |
ansonsten genau so ab wie alle anderen“, sagte Oberhoff, [2][kein Kind | |
werde wegen des Virus per Kaiserschnitt geholt]. | |
Auch dürfe das Kind bei seiner Mutter bleiben und gestillt werden, unter | |
Einhaltung von Hygienemaßnahmen. „Die dürfen auch mit dem Vater ins | |
Familienzimmer“, so der Gynäkologe, der derzeit auch Chefarzt der | |
entsprechenden Abteilung am Klinikum Nord ist. Dort sei es ähnlich: Er gehe | |
davon aus, dass auch die anderen Geburtshilfekliniken sich darauf | |
eingestellt hätten. | |
Zudem sei eine Geburt auch in einem normalen Kreißsaal möglich, | |
Schutzkleidung und Desinfektionsmittel seien noch ausreichend vorhanden. | |
Grundsätzlich hätten Hebammen und Ärzt*innen durchaus Erfahrung mit der | |
Problematik, weil es auch immer wieder Geburten gebe, bei denen die | |
Gebärende etwa mit den hoch ansteckenden Windpocken oder mit Influenza | |
infiziert war. | |
## Kein erhöhtes Risiko | |
Nach [3][Aussage der deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und | |
Geburtshilfe] gibt es derzeit keinen Hinweis darauf, dass Schwangere | |
gefährdeter sind als Nicht-Schwangere – es sei denn, sie leiden unter | |
Vorerkrankungen. Auch sei kein erhöhtes Risiko für Fehlgeburten bekannt. | |
„Es gibt auch keine Hinweise darauf, dass das Virus während der | |
Schwangerschaft auf das Baby übertragen werden kann“, so die | |
Fachgesellschaft. | |
Gefährdet sein kann allerdings die Wochenbett-Versorgung, weil die Hebamme, | |
die zum Hausbesuch von Mutter und Säugling kommt, entweder selbst erkrankt | |
ist oder keine Schutzkleidung tragen kann. „Die Hebammen haben keine | |
Schutzkleidung und wissen nicht, wo sie sie her bekommen sollen“, sagt | |
Schiffling. Atemschutzmasken, Overalls und Brillen sowie | |
Desinfektionsmittel sind bekanntermaßen derzeit nicht lieferbar, auch | |
viele Hausärzt*innen stehen vor dem Problem, dass sie möglicherweise | |
infizierte Patient*innen untersuchen müssen, ohne sich vor einer Ansteckung | |
schützen zu können. | |
Laut Schiffling ist Schutzkleidung vom Land Bremen bestellt, die | |
Gesundheitsbehörde wisse um die Not der freiberuflichen Hebammen. Eine | |
feste Zusage, dass deren Bedarf gedeckt wird, sobald wieder etwas verfügbar | |
ist, habe sie nicht bekommen. | |
Die Hebammen im [4][Geburtshaus Bremen] haben deshalb bereits ihre Besuche | |
eingeschränkt, sagte dessen Geschäftsführerin Brigitte Schlieper. „Wir | |
versuchen, uns auf akute Fälle zu beschränken.“ Im frühen Wochenbett | |
würden die Kolleginnen persönlich kommen, aber bei älteren Säuglingen | |
versuchen, viel über Skype zu klären. | |
Auf diese Weise hoffen sie, möglichst viele Frauen weiter versorgen zu | |
können, ohne selbst krank zu werden oder den Virus unerkannt weiter zu | |
geben. Ausgeschlossen sei die Betreuung von Infizierten und | |
Verdachtsfällen, auch in der Vorsorge und unter der Geburt: „Das können | |
wir nicht machen, dann müssten wir danach dicht machen.“ | |
Die freiberufliche Hebamme Sylvia Rico Schweter hingegen macht ihre | |
Hausbesuche weiter wie bisher in den Stadtteilen Gröpelingen und | |
Oslebshausen, nur die Hand gibt sie nicht mehr. Auf Händehygiene habe sie | |
schon vorher geachtet, sagt sie, aber einen Mundschutz hat auch sie nicht | |
und bisher noch keine Weg gefunden, daran zu kommen. | |
Die Besuche seien wichtig, sagt sie. „Das gibt den Frauen Stabilität.“ Sie | |
höre von einigen Frauen, dass Mitarbeiter*innen des öffentlichen Dienstes | |
die Besuche in den zum Teil belasteten Familien eingeschränkt hätten. „Dann | |
wollen sie von mir wissen, ob wenigstens ich noch komme.“ | |
Besonders schwer hätten es diejenigen Frauen, die alleine da stehen oder | |
finanzielle Sorgen haben. Sie versuche, Ruhe rein zu bringen und zu | |
vermitteln, dass weder die Schwangeren, die frisch Entbundenen oder die | |
Neugeborenen eine Risikogruppe seien. „Außerdem sind sie ja vor und nach | |
der Geburt kaum in der Öffentlichkeit unterwegs.“ | |
Manche Frauen, sagt Schweter, hätten aber Sorge, dass sie als Hebamme den | |
Virus in die Familie hinein tragen könne, weil sie so viel unterwegs ist. | |
Die meisten erlebe sie als eher entspannt, entweder weil sie kurz nach der | |
Geburt noch ganz verzaubert von ihren Kindern seien, „wie in einem anderen | |
Film“, wie sie es nennt. Oder weil sie bereits Schlimmeres erlebt haben, | |
eine Flucht zum Beispiel. | |
Verboten sind nach Auskunft von Heike Schiffling, Vorsitzende des | |
Hebammenverbands Bremen, jetzt auch Geburtsvorbereitungskurse für werdende | |
Eltern oder Mütter, weil sie von der Behörde als Veranstaltungen und nicht | |
als Dienstleistungen betrachtet würden. Letztere sind weiter erlaubt. | |
19 Mar 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.gesundheitnord.de/krankenhaeuserundzentren/ldw.html | |
[2] https://www.rnd.de/gesundheit/corona-schwangere-entscheiden-sich-vermehrt-f… | |
[3] https://www.dggg.de/fileadmin/documents/Weitere_Nachrichten/2020/20200312_G… | |
[4] https://geburtshaus-bremen.de | |
## AUTOREN | |
Eiken Bruhn | |
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