# taz.de -- Junge Aushilfsärzt*innen vs. Covid-19: Bauer sucht Rekrut*innen | |
> Die grüne Wissenschaftsministerin in Baden-Württemberg Theresia Bauer | |
> prescht voran. Sie ruft Medizinstudierende dringend zur Mithilfe auf. | |
Bild: Es wird mehr medizinisches Personal gebraucht. Hier die Universitätsklin… | |
Berlin taz | „Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen.“ M… | |
diesen Worten beginnt [1][die baden-württembergische | |
Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne)] am Mittwoch ihren Aufruf an | |
Studierende zur Mithilfe im Gesundheitswesen. Die | |
Wissenschaftsminister*innen Bayerns, Schleswig-Holsteins und Niedersachsens | |
appellieren im [2][Kampf gegen Covid-19] ebenfalls an die | |
Studierendenschaft. | |
Die Zeiten sind ungewöhnlich: Die Corona-Pandemie wird für das deutsche | |
Gesundheitswesen zu einer unvergleichlichen Belastungsprobe. Das | |
medizinische Personal arbeite hart und an den Grenzen der Belastung, äußert | |
sich Bauer über die aktuelle Situation an den Kliniken. | |
Nun sind die Studierenden zur Unterstützung aufgerufen. Diese können | |
Universitätskliniken, Krankenhäuser und Gesundheitsämter im Bereich der | |
Patientenversorgung, bei Corona-Tests, Diagnostik, aber auch bei der | |
Beratung und Betreuung der Menschen, beispielsweise über Telefonhotlines, | |
unterstützen, so Bauer. | |
Am Montag bittet der bayerische Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) | |
gemeinsam mit den ärztlichen Direktoren der sechs bayerischen | |
Universitätskliniken die Studierenden der medizinischen Fächer, „dort | |
anzupacken, wo es nötig ist“. Gerade in einer humanen und demokratischen | |
Gesellschaft gelte es, zusammenzuhalten, so Sibler. | |
## Grobkonzept Infrastruktur | |
Diese Maßnahme ist Teil des Konzepts der vorausschauenden Personalplanung, | |
auf das sich der Chef des Bundeskanzleramts und die Chef*innen der Staats- | |
und Senatskanzleien der Länder am Dienstag im Rahmen des Grobkonzepts | |
Infrastruktur Krankenhaus verständigt haben. Neben den Studierenden können | |
sich Ärzt*innen und Pflegekräfte aus dem Ruhestand ebenfalls zur Verfügung | |
stellen. | |
Diese Voraussicht geht jedoch unterschiedlich weit: Vor allem im Süden des | |
Landes, wo sich die Pandemie bereits stärker ausgebreitet hat, setzt man | |
auf schnelle Unterstützung durch die Studierendenschaft. An den | |
Universitätskliniken Heidelberg und Freiburg können sich Medizinstudierende | |
auf einer Onlineplattform registrieren. Unter Angabe von Fortschritt des | |
Studiums, Vorerfahrung in medizinischen Bereichen und zusätzlichen | |
Qualifikationen werden die Studierenden je nach Bedarf gezielt eingesetzt. | |
In Baden-Württemberg haben sich mittlerweile mehr als 2.200 Studierende | |
registriert, in Heidelberg haben bereits einige ihre Tätigkeit zur | |
Unterstützung aufgenommen, so eine Sprecherin des Klinikums. An den | |
bayrischen Unikliniken sind derzeit mehr als 1.000 Studierende im Einsatz | |
und man erwarte, dass diese Zahl noch deutlich steigen werde, teilte das | |
bayrische Wissenschaftsministerium auf Anfrage mit. | |
## Verlässlichkeit und Planbarkeit | |
Im Norden kann man (noch) deutlich entspannter sein. In Schleswig-Holstein, | |
wo Stand Freitag 266 Menschen positiv auf das Virus getestet worden sind, | |
setze man am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein „auf Verlässlichkeit | |
und Planbarkeit“ bei der Rekrutierung des Aushilfspersonals. „Niemand wird | |
in die Klinik gestellt und weiß nicht, was er oder sie tun soll“, so ein | |
Sprecher des Klinikums. Man arbeite deswegen an einer Einweisung für die | |
Neuzugänge. Die Arbeit der Studierenden wird indes nicht vergütet. Man | |
werde demnächst womöglich zu Geldspenden aufrufen, teilte das Klinikum mit. | |
Anders in Niedersachsen: Am Klinikum der Medizinischen Hochschule Hannover | |
(MHH) können Freiwillige bereits online bei der Bewerbung entscheiden, ob | |
sie als kurzfristig Beschäftigte*r oder Minijobber*in angestellt werden | |
wollen. „Dass die Studierenden bezahlt werden würden, sei von Anfang an | |
klar gewesen“, so ein Sprecher des MHH. Es gäbe genug Studierende, die für | |
ihre Hochschule als Hilfskräfte arbeiten und ebenfalls entsprechend bezahlt | |
würden. Das werde man in dieser Sache nicht anders regeln. Die Situation | |
solle nicht ausgenutzt werden, um Studierende auszubeuten. | |
Viele Studierende können sich die Aushilfsarbeit jedoch auch als | |
Pflegepraktikum, Famulatur, ein Praktikum, das im klinischen Teil des | |
Studiums erfolgt, oder als praktisches Jahr anrechnen lassen, die | |
Medizinstudierende im Laufe ihres Studiums ohnehin absolvieren müssen. | |
Dort, wo Studierende im Rahmen ihrer klinischen Ausbildung eingesetzt | |
werden und sich diese Leistung anerkennen lassen können, zahlen die meisten | |
Universitätskliniken keinen Lohn. | |
20 Mar 2020 | |
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## AUTOREN | |
Luisa Kuhn | |
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