| # taz.de -- Kopftuch im Gerichtssaal: Gericht verteidigt Verbot | |
| > Rechtsreferendarinnen in Hessen dürfen nicht mit Kopftuch ins Gericht, | |
| > wenn sie den Staat repräsentieren. Das ist rechtens, hat Karlsruhe nun | |
| > entschieden. | |
| Bild: Wer die Justiz oder den Staat repräsentiert, dem darf das Tragen eines K… | |
| Karlsruhe dpa | Der Gesetzgeber darf muslimischen Rechtsreferendarinnen | |
| verbieten, bei ihrer praktischen Ausbildung im Gerichtssaal ein Kopftuch zu | |
| tragen. Die Entscheidung für eine Pflicht, sich in | |
| weltanschaulich-religiöser Hinsicht neutral zu verhalten, sei zu | |
| respektieren, entschied das Bundesverfassungsgericht in einem Fall aus | |
| Hessen. Der Beschluss wurde am Donnerstag in Karlsruhe veröffentlicht. Ein | |
| Kopftuch-Verbot ist demnach aber nicht zwingend. (Az. 2 BvR 1333/17) | |
| [1][Geklagt hatte eine in Frankfurt geborene Deutsch-Marokkanerin]. Sie | |
| hatte im Januar 2017 ihren juristischen Vorbereitungsdienst angetreten. In | |
| Hessen können Referendarinnen ihre Ausbildung zwar mit Kopftuch machen. Sie | |
| dürfen damit aber keine Tätigkeiten ausüben, bei denen sie als | |
| Repräsentantinnen der Justiz oder des Staates wahrgenommen werden können. | |
| Das bedeutet zum Beispiel, dass sie Verhandlungen nicht wie die anderen | |
| Referendare von der Richterbank verfolgen dürfen, sondern sich in den | |
| Zuschauerraum setzen müssen. Sie dürfen auch keine Sitzungen leiten oder | |
| Beweise aufnehmen. | |
| Dagegen hatte die 1982 geborene Frau erst vergeblich Beschwerde eingelegt | |
| und dann vor den Verwaltungsgerichten geklagt. Schließlich reichte sie | |
| Verfassungsbeschwerde ein – am Ende ohne Erfolg. | |
| Das Verbot greife zwar in die Glaubensfreiheit der Klägerin ein, | |
| entschieden die Richter. Dies sei aber durch andere Verfassungsgüter | |
| gerechtfertigt – etwa die Verpflichtung des Staates zu religiöser | |
| Neutralität und die Funktionsfähigkeit der Rechtspflege. Anders als etwa in | |
| der Schule trete der Staat dem Bürger in der Justiz klassisch-hoheitlich | |
| gegenüber. Das Verbot ist für die Richter aber nicht zwingend. Keine der | |
| konkurrierenden Rechtspositionen sei von überragendem Gewicht. | |
| Einige Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Berlin | |
| haben ähnliche Vorschriften. In anderen Ländern ist die Frage gar nicht | |
| geregelt, weil sich das Problem entweder noch nie stellte oder sich im | |
| Einzelfall eine einvernehmliche Lösung fand. | |
| 27 Feb 2020 | |
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