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# taz.de -- Lokalzeitung zensiert Demobild: Protest weggepixelt
> Die Allgemeine Zeitung in Uelzen pixelt auf ihrer Titelseite das Foto
> eines Protestplakats, das den Verleger der Zeitung kritisiert.
Bild: Unerwünschte Äußerung: „Ippen“ stand auf dem Schild bei der Mahnwa…
Hannover taz | Nur ein Wort steht auf seinem Schild: „Ippen“. Gesprüht mit
schwarzer Farbe. Damit hat sich ein Demonstrant am vergangenen Donnerstag
mitten in die Menschenansammlung einer Mahnwache gestellt, die die Grüne
Jugend organisiert hatte, um in Uelzen [1][gegen die Morde von Hanau] zu
protestieren.
Am nächsten Tag erschien ein Foto von der Demo in der lokalen Allgemeinen
Zeitung der Lüneburger Heide. Nur das Schild mit dem Namen „Ippen“ haben
sie verpixelt. Denn die AZ gehört zur Ippen-Verlagsgruppe, wie übrigens
auch der Hanauer Anzeiger.
Der Demonstrant, der seinen Namen lieber nicht in der Zeitung lesen möchte,
ist sich nun sicher: Er hat einen wunden Punkt getroffen, deshalb wandte er
sich an die taz.
„Schon seit Jahren beobachte ich, wie hier der Volkszorn auf Facebook
regelrecht gefüttert wird mit Artikeln, die in eine ganz bestimmte Richtung
zielen“, sagt er.
Anfangs habe er noch geglaubt, das ginge von einem einzelnen Mitarbeiter
vor Ort aus. Nun vermutet er eine Haltung der Ippen-Verlagsgruppe. Auf
Facebook würden die sich unter den Artikeln sammelnden Hasskommentare nicht
gelöscht oder ausgebremst.
## Zeitung widerspricht
Und nicht nur auf Facebook betrachte er das selbstbewusste Auftreten der
Rechten mit großer Sorge. [2][Gerade erst wurde in der Nähe der
Niedersachse Tony E. festgenommen, als mutmaßlicher Führungskader der
rechtsextremen Terrorzelle „Gruppe S.“.] Er soll Sprengstoff besorgt haben.
Auch völkische Siedler und Reichsbürger sind in der Lüneburger Heide immer
wieder ein Problem.
Das sieht Michael Michalzik, Redaktionsleiter bei der AZ, durchaus ähnlich.
Allerdings weist er jeden Verdacht weit von sich, sein Blatt würde solchen
rechten Tendenzen in irgendeiner Art und Weise in die Hände spielen.
„Wir haben uns hier immer klar gegen rechts positioniert und auch den
Aufruf zur Mahnwache geteilt“, sagt Michalzik, der erst seit vier Wochen
im Amt ist. Er selbst sei von Neonazis bedroht worden, als er vor Ort zu
Tony E. recherchiert habe.
Dass Facebook-Diskussionen – auch auf der Seite der AZ – allerdings
zunehmend aus dem Ruder liefen und sich dort eine rechte Blase gebildet
habe, findet er ebenfalls problematisch. „Wir sind dabei, uns zu überlegen,
ob und wie wir das in Zukunft besser moderieren und steuern können.“
## Leser nicht irritieren
[3][Zur Entscheidung, das Plakat zu verpixeln, steht er allerdings
weiterhin.] Dies sei keineswegs vorauseilender Gehorsam gegenüber dem
eigenen Verleger gewesen, sagt Michalzik. Es sei einfach völlig unklar
gewesen, was der Verfasser des Plakates damit habe sagen wollen. In jedem
Fall habe das Schild vom eigentlichen Thema der Mahnwache weggeführt, sagt
Michalzik.
Weil aber kein anderes Foto zur Verfügung gestanden habe, habe man sich für
diese Lösung entschieden – um die Leser nicht zu irritieren. Die
Möglichkeit, dass Leser auch irritiert sein könnten, wenn ihre Zeitung eine
Botschaft auf einem Protestschild unkenntlich macht, kam der AZ-Redaktion
offenbar nicht in den Sinn.
26 Feb 2020
## LINKS
[1] /Mutmasslich-rassistischer-Anschlag/!5665203&s=Hanau/
[2] /Nach-Festnahmen-von-Rechtsextremen/!5663835&s=Tony+E.+Uelzen/
[3] /Bildmanipulation-beim-MDR/!5661312/
## AUTOREN
Nadine Conti
## TAGS
Schwerpunkt Rechter Terror
Niedersachsen
Zensur
Zeitungsverlage
Hasskommentare
Rechtsextremismus
Hessen
Rechtsextremismus
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