# taz.de -- Rechtsextreme in Schleswig-Holstein: Razzien beim Arischen Kreis | |
> Neonazis aus Schleswig-Holstein sollen eine kriminelle Vereinigung | |
> gebildet haben. Ihr Anführer ist ein notorischer Gewalttäter. | |
Bild: Polizisten durchsuchen eine Wohnung bei den Razzien gegen den „Aryan Ci… | |
HAMBURG taz | Der Dienstagmorgen begann für Bernd Tödter wie schon einige | |
Morgen. Um sechs Uhr stand die Polizei bei dem mehrfach verurteilten | |
Rechtsextremen vor der Tür in Bad Segeberg. Zeitgleich ließ die | |
Staatsanwaltschaft Flensburg die Wohnungen von elf weiteren Anhängern der | |
von Tödter gegründeten Gruppe „Aryan Circle Germany“ in Schleswig-Holstei… | |
Niedersachsen und Hessen durchsuchen. Die Beschuldigten sollen sich | |
zusammengeschlossen haben, um rassistische Körperverletzungen und | |
Sachbeschädigungen sowie Straftaten nach dem Waffengesetz zu begehen. | |
Bei den Beschuldigten im Alter zwischen 19 und 57 Jahren stellten die | |
Polizei Datenträger und auch Drogen sicher. Mit der Maßnahme wollen die | |
Ermittler den Vorwurf der Bildung einer kriminellen Vereinigung überprüfen. | |
[1][Im Juli 2019 hatte Bernd Tödter die Gruppe gegründet]. Da war der | |
Mittvierziger, der auch mal vor einem Bild Adolf Hitlers posiert, gerade | |
aus Nordhessen in seinen Geburtsort Bad Segeberg zurückgekehrt. In einem | |
Aufruf erklärte Tödter, dass nach dem Verbot seiner früheren Kameradschaft | |
Sturm 18 im Jahr 2015 in Hessen „die dahinterstehenden Personen deshalb | |
nicht gebrochen“ seien. Sie würden ihr „(Un-)wesen jetzt unter der Fahne | |
des international tätigen ‚Aryan Circle‘ treiben“. Tödters Appell: „E… | |
Zeit zu handeln, komm zu uns.“ | |
## 1993 Obdachlosen zu Tode geprügelt | |
Tödter hatte schon 1993 mit einem Mittäter einen Obdachlosen zu Tode | |
geprügelt. Dafür wurde er zu zwei Jahren Haft verurteilt. Weitere | |
Haftstrafen folgten – auch wegen Vergewaltigung. [2][Im Mai 2016 musste er | |
schließlich in Haft], weil er mit Anhängern des Sturms 18 mehrere Personen | |
misshandelte, die der Kameradschaft nicht beitreten oder austreten wollten. | |
Ein Mann wurde auf Befehl Tödters eine Woche lang festgehalten und gequält. | |
Seit 2002 hatte Tödter die Kameradschaft Nordhessen und den Sturm 18 | |
angeführt. In Haft gründete er zudem die „Aryan Defense Jail Crew“. 2011 | |
bot Tödter dem hessischen Verfassungsschutz aus der Haft heraus | |
Informationen zum NSU an. Als er dazu 2015 in den NSU-Prozess geladen | |
wurde, konnte er sich daran angeblich nicht mehr erinnern. Für Tobias von | |
Pein, SPD-Innenexperte in Schleswig-Holstein, ist Tödter „einer der | |
gewaltbereitesten und gefährlichsten rechtsextremen Intensivtäter“. Für | |
diesen sei ein Menschenleben nichts wert. | |
In Bad Segeberg konnte Tödter zuletzt Jugendliche für den vermeintlichen | |
Kampf um den „Erhalt der weißen Rasse“ gewinnen. [3][Als er versuchte, | |
Schüler*innen anzusprechen, erhielt er am Berufsbildungszentrum | |
Hausverbot.] Zudem fotografierte Tödters Aryan Circle im September in Bad | |
Segeberg auch die Teilnehmer*innen des Klimastreiks. Mitglieder der Gruppe | |
suchten die Anmelderin auch zu Hause auf. Am 17. Oktober griff ein Anhänger | |
in Sülfeld zudem zwei Personen an, die Aufkleber mit rechtsextremen Parolen | |
entfernten. | |
3 Mar 2020 | |
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## AUTOREN | |
Andreas Speit | |
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