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# taz.de -- Das Syndikat hat einen Räumungstermin: Last Order: Resistance
> Am 17. April droht dem linken Kneipenkollektiv Syndikat die Räumung.
> Dabei läuft das Berufungsverfahren gegen das Urteil noch.
Bild: Christian, Sprecher des Syndikats, lässt Ballons bei der Wir-gehen-steil…
Berlin taz | Die Neuköllner Kiezkneipe Syndikat hat einen Räumungstermin.
Am 17. April, einem Freitag, soll um 9 Uhr morgens die [1][linke
Institution] im Schillerkiez rausgeschmissen werden. Das machte das
Betreiberkollektiv am Montagabend auf seiner Webseite bekannt. Derzeit
läuft nach Angaben der Kneipe noch ein Berufungsverfahren gegen das
erstinstanzliche [2][Räumungsurteil], das zugunsten von Eigentümer Pears
Global ausgefallen ist. „Damit gerät das rechtsstaatliche Prozedere noch
mehr zur Farce als bereits durch die absurden ‚Terrorprozessauflagen‘ in
der ersten Instanz“, schreibt das Kollektiv in einem [3][emotionalen
Blogeintrag].
Die Neuköllner Kneipe hatte sich nach dem Auslaufen des Mietvertrags Ende
2018 geweigert, die Schlüssel abzugeben, aber seither weiter Miete gezahlt.
Zudem hatte das Kollektiv die undurchsichtigen Firmenstrukturen ihres
Eigentümers aufgedeckt und dabei nebenbei den britischen Immobilienriesen
[4][Pears Global enttarnt]. Hinter dem Firmennamen steht eine englische
Milliardärsfamilie, die über ein Netz von Briefkastenfirmen mutmaßlich
deutlich mehr als 3.000 Wohnungen in Berlin besitzt – genug also, um unter
das Enteignungsvolksbegehren zu fallen.
Die Durchsetzung der Räumung ist in Berlin offenbar Chefsache. Laut
Syndikat ist derselbe Obergerichtsvollzieher für die Räumung zuständig wie
für die [5][Friedel 54 im Jahr 2017]. Damals hatte ein Aufgebot von 500
Polizist:innen eine Sitzblockade von rund 150 Personen teils brutal mit
Schmerzgriffen aufgelöst. Auch Journalist:innen wurden damals zur Seite
gedrängt, deeskalierende Vermittlungsversuche und Kompromissvorschläge von
parlamentarischen Beobachter:innen scheiterten.
Schon jetzt richtet sich die Kritik des Kollektivs in Richtung des
rot-rot-grünen Senats: Der müsse sich allen Sympathiebekundungen zum Trotz
fragen, warum er sich zum „Erfüllungsgehilfen großer Investoren macht“,
wenn ein massives Polizeiaufgebot die Nachbarschaft abriegle und Protest
unterbinde, um den Willen von Pears Global durchzusetzen. „Wir werden den
Räumungstermin nicht unwidersprochen hinnehmen, genauso wenig, wie wir dies
schon bei unserer Kündigung und der Schlüsselübergabe gemacht haben“, hei�…
es. Das Syndikat sei als sozialer und politischer Ort „weit wichtiger als
die Profitinteressen der Milliardärsfamilie Pears“. Danach werde man
handeln.
## Kundgebung und Kiezversammlung
Anwohner:innen und Sympathisant:innen lädt die Kneipe derweil zu
einer Kiezversammlung am Donnerstag, den 5. März, ab 19 Uhr ein. Eine
Kundgebung ist für dieselbe Uhrzeit am Tag darauf geplant.
Während das Syndikat seit 1985 in der Weisestraße 56 günstig Bier
ausschenkt, sind gleich eine Reihe jüngerer und älterer linke Projekte
ebenfalls bedroht. So steht etwa der Räumungsprozess der Kreuzberger Kneipe
Meuterei am 18. März an. Auch beim queerfeministischen Hausprojekt Liebig
34 soll es eine Entscheidung am 30. April geben. Die Schöneberger
Jugendeinrichtungen Potse und Drugstore sind ebenfalls bedroht.
Zusammen mit der Köpi, der Rigaer 94 und weiteren sei man Teil einer
stadtpolitischen und emanzipatorischen Bewegung, wie das Syndikat schreibt:
„Verbreitet die Nachricht, werdet aktiv! Das Räumungsjahr 2020 hat
begonnen.“
3 Mar 2020
## LINKS
[1] /Am-Tresen-vom-bedrohten-Syndikat/!5640949
[2] /Raeumungsprozess-gegen-Kneipe-Syndikat/!5633768
[3] https://syndikatbleibt.noblogs.org/post/2020/03/02/tag-x-ist-da-wir-haben-d…
[4] /Linke-Kneipe-enttarnt-Immobilienriesen/!5548679
[5] /Raeumung-Friedel-54-in-Berlin-Neukoelln/!5425465
## AUTOREN
Gareth Joswig
## TAGS
Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin
Kneipe
Syndikat
Räumung
Soziale Bewegungen
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