# taz.de -- Automobilschau geht nicht nach Berlin: Kein Ort für den mobilen Tr… | |
> Die Entscheidung bei der Internationalen Automobilaustellung ist | |
> getroffen: Es wird München, nicht Berlin. | |
Bild: Der mobile Traum, noch nicht ausgepackt | |
Schade. Sehr schade. Was hätte das für eine Kombination sein können: Die | |
Internationale Automobilausstellung, kurz IAA, in neuer Form in der | |
Berliner City und am östlichen Stadtrand das neue Epizentrum der | |
Elektromobilität, die Tesla-Fabrik in Grünheide. Dienstagabend war der | |
Traum ausgeträumt: Die IAA zieht von Frankfurt am Main nach München, nicht | |
nach Berlin. | |
Dass die Vision nicht Wirklichkeit geworden ist, mag an vielem liegen: an | |
alten Zöpfen beim Veranstalter, dem Verband der Automobilindustrie, dem | |
VDA, an besseren Verbindungen Münchens über den ortsansässigen BMW-Konzern, | |
an Millionen, die München angeblich für die Messe lockermachen will. | |
Dass es nicht klappte, dürfte aber mutmaßlich auch daran gelegen haben, | |
dass dem VDA eine Berliner Bewerbung vorlag, die gar nicht alle dortigen | |
Regierungsparteien mittrugen. Am 9. Dezember hatte sich der Landesparteitag | |
der Grünen klar positioniert, wenn auch mit knapper Mehrheit: [1][Keine | |
Bewerbung für die IAA!] | |
Da mochten führende grüne Köpfe aus Fraktion und Partei noch so sehr | |
argumentieren, man könne die IAA als Plattform für Mobilität der Zukunft | |
nutzen und nicht länger als Bolidenschau mit Frauen auf dem Kühler – eine | |
Mehrheit wollte einfach nur ein Signal gegen das Auto an und für sich und | |
desavouierte dabei die eigene [2][Wirtschaftssenatorin Ramona Pop]. | |
Fast hätte sich beim selben Parteitag auch ein Antrag der Grünen Jugend | |
durchgesetzt, bis 2030 jeglichen Individualverkehr – egal ob mit | |
Verbrennungs- oder Elektromotor – aus Berlin zu verbannen. Mag ein | |
Auto-Lobbyverband sich auf so eine Stadt einlassen? Es überrascht schon, | |
dass es unter diesen Umständen Berlin überhaupt neben Hamburg unter die | |
letzten drei Bewerber schaffte. | |
Natürlich ist Elektromobilität nicht der Weisheit letzter Schluss, | |
natürlich ist das Thema Batterie ein schwieriges, natürlich muss auch | |
dieser Strom irgendwoher kommen, natürlich wäre es besser, wenn Tesla seine | |
Elektromotoren in weniger wuchtige und energiefressende Autos stecken | |
würde. Wäre schön, ist aber erst mal nicht so. Und gerade auch für die | |
Suche nach neuen, ökologischeren Antriebsformen hätte die IAA ein Forum | |
sein können. | |
Wobei es natürlich auch jene gibt, die komplett bestreiten, dass es | |
überhaupt Autoverkehr jenseits von Bussen braucht. Das mag stimmen, wenn | |
man in Kreuzberg wohnt und zur nächsten Bushaltestelle nur ein paar Minuten | |
und zur U-Bahn bloß wenig mehr braucht. Wer aber beispielsweise von | |
Jütchendorf aus, kaum 30 Kilometer südlich von Berlin, Brötchen in einem | |
der wenigen Nachbarorte holen will, die noch eine Bäckerei haben, und | |
dummerweise körperlich nicht so fit ist wie die sonntags zu Dutzenden | |
vorbeiflitzenden Rennradler, der hat eben keinen Bus vor der Nase. Und wird | |
ihn auch trotz neuer grüner Kenia-Regierungsbeteiligung in Brandenburg so | |
schnell nicht haben. | |
Das kann man in der Berliner Innenstadtblase ignorieren. Man kann aber auch | |
über den eigenen Horizont hinausdenken. Eine IAA neuen Zuschnitts hätte | |
dafür die Möglichkeit geboten. Schade. | |
7 Mar 2020 | |
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## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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