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# taz.de -- Financial Fair Play der Uefa: Loden-Kalle gefällt das
> Der Europapokal-Bann von Manchester City überrascht. Finanzdoping wurde
> bisher vor allem in fußballerischen Randgebieten bestraft.
Bild: Wegweisender Deal: Loden-Kalle Rummenigge mit Ex-Uefa-Boss Michel Paltini
Am Samstag erwartet Manchester City ein eher schweres Spiel. Es geht gegen
Leicester City, den Tabellendritten. Und obwohl die Citizens in der Tabelle
vor dem Überraschungsmeister des Jahres 2016 liegen, ist es eine gebrauchte
Saison für den Klub. Sie können nicht mehr Meister werden, weil Jürgen
Klopps FC Liverpool zu weit enteilt ist. Und dann flatterte auch noch diese
Meldung in die Ashton New Road, an der das Stadion der Hellblauen steht:
Der Ausschluss aus der Champions League in den kommenden zwei Spielzeiten
droht.
Die Uefa möchte offensichtlich beweisen, dass sie mit ihrem Controlling,
[1][Financial Fairplay] genannt, ein Instrument zur harten Sanktion in der
Hand hält. Ein bisschen überraschend kommt es schon, dass die Uefa
plötzlich ernst machen will, denn bis dato kam eher der Eindruck auf, der
Kontinentalverband lasse die Großen laufen und bestrafe die Kleinen, um den
Anschein zu erwecken, er sei handlungsfähig und halt irgendwie gewillt, für
lauteren Wettbewerb zu sorgen.
Ermittelt wurde in den vergangenen Jahren etwa beim FC Kairat Almaty, CFR
Cluj und FK Vardar, PFC Levski Sofia, beim FC Sion und FK Vojvodina, KF
Tirana, FC Irtysch, Kardemir Karabükspor und FC Botosani, FC Astra Giurgiu,
Pallohonka Oy, ASA 2013 Targo Mures oder beim FC Honka, der identisch ist
mit Pallohonka Oy, aber wer weiß das schon.
Es ist ja schön, dass die FKKK der Uefa, also die Finanz-Kontrollkammer für
Klubs auch in die weniger bedeutenden Ligen und die europäischen
Randbezirke schaut. Aber existiert das Problem der Wettbewerbsverzerrung
durch potente Geldgeber wirklich nur in Klubs, deren Namen nicht einmal
umtriebige Fußballfans unfallfrei aussprechen können? Bisher, so ließ sich
bilanzieren, hat die Uefa den Job eines beflissenen Ermittlers mit
Tunnelblick gemacht. Die Zentren des großen Geldes gerieten eher nicht in
den Fokus.
## Die Kunst des Betrügens
Sie schuf ein Regulierungsmonstrum, schien nach Gutdünken mal hier und da
eine Strafe auszusprechen – und erfüllte damit fast punktgenau die
Erwartungen, die Kritiker des Financial Fairplay zu Beginn der
Implementierung gehabt haben. Der englische Wirtschaftsexperte Stefan
Szymanski prognostizierte schon vor Jahren im Fußballmagazin 11Freunde, es
werde künftig weniger gerecht zugehen als zuvor: „Wann immer man
Marktaktivitäten reguliert, muss man sehr lange, detaillierte Spielregeln
aufstellen, was erlaubt ist und was nicht. Selbst wenn man 95 Prozent der
Betrüger fassen kann, werden die fünf Prozent, die man nicht erwischt, die
Erfolgreichen sein.“
Es sei ein System, „das am Ende die geschicktesten Betrüger“ belohne. Auch
Manchester City schien lange Zeit durch die Netze zu schlüpfen, doch nach
den Veröffentlichungen im Zuge der Football Leaks muss auch die Uefa das
allzu Offensichtliche zur Kenntnis nehmen. Allerdings wundert man sich in
Manchester schon ein bisschen, warum an ihnen nun ein Exempel statuiert
werden soll, andere Großklubs aber wohl nur mit ein paar Schrammen
davonkommen sollen.
Bei so einer Sachlage gedeihen gern mal Verschwörungstheorien, und eine
davon besagt, dass die eher Katar-nahe Uefa – der Katari und PSG-Eigner
Nasser Al-Khelaifi sitzt im Uefa-Exekutivkomitee – Manchester City eins
auswischen will, weil die Citizens dank der üppigen Geldspritzen aus den
Vereinigten Arabischen Emiraten spielerisch dominant geworden sind.
Gleich drei Anwaltskanzleien bemühen sich nun um die Reinwaschung von
ManCity vorm Sportgerichtshof CAS. Und aus der Ferne schaut ein
Bayern-Funktionär dem Treiben mit großem Amüsement zu: Karl-Heinz
Rummenigge, Loden-Kalle also, der 2008 mit dem ehemaligen Uefa-Chef Michel
Platini den Plan fürs Financial Fairplay ausheckte. Ein Schelm, wer denkt,
dem FC Bayern sei es dabei um das Wohlergehen des europäischen Fußballs
gegangen.
21 Feb 2020
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## AUTOREN
Markus Völker
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