| # taz.de -- Thüringens Regierungskrise: Lieberknecht gibt CDU einen Korb | |
| > Die Ex-CDU-Ministerpräsidentin will die Verzögerungstaktik ihrer Partei | |
| > nicht mitmachen. Sie habe nur für die Ramelow-Lösung bereitgestanden. | |
| Bild: „Bin aus der Debatte raus“: Christine Lieberknecht (CDU) | |
| Berlin taz/dpa | In der Suche nach einer schnellen Lösung für die | |
| politische Krise in Thüringen gibt es eine weitere Wendung. Die ehemalige | |
| CDU-Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht steht offenbar nicht mehr | |
| für eine Interimslösung zur Verfügung. Das [1][meldete die Thüringer | |
| Allgemeine am Mittwochmorgen]. | |
| „Ich bin aus der Debatte raus. Stand nur für Lösung von @bodoramelow zur | |
| Verfügung“, [2][zitierte Martin Debes, Reporter der Thüringer | |
| All][3][gemeinen, Lieberknecht auf Twitter]. Und weiter: Der Widerspruch | |
| mit ihrer Partei, die keine schnellen Neuwahlen wolle, lasse sich nicht | |
| auflösen. | |
| Ex-Ministerpräsident Bodo Ramelow von der Linkspartei hatte am Montagabend | |
| vorgeschlagen, den Landtag rasch für eine Neuwahl aufzulösen und bis dahin | |
| die CDU-Politikerin und [4][Ex-Ministerpräsidentin Lieberknech]t zur Chefin | |
| einer Rumpfregierung für den Übergang zu machen. Die CDU hatte dies am | |
| Dienstag größtenteils abgelehnt. Sie forderte eine vollständig besetzte | |
| Regierung unter Lieberknecht und die Verabschiedung eines Landeshaushalts | |
| für 2021. Erst danach könne neu gewählt werden. | |
| An dieser Pattsituation hatte sich [5][auch nach stundenlangen Gesprächen | |
| am Dienstagabend nichts geändert], bei denen VertreterInnen von | |
| Linkspartei, Grünen, SPD, CDU und FDP nach einer Lösung gesucht hatten. Am | |
| Mittwoch wollten die Parteien weiterverhandeln, bis spätestens Freitag | |
| sollte eine Lösung gefunden sein. | |
| „Ich hatte mich gegenüber @bodoramelow und dann auch gegenüber meiner | |
| Partei als Übergangsministerpräsidentin bereit erklärt, um den gordischen | |
| Knoten zu lösen“, [6][wird Lieberknecht in einem weiteren Tweet von dem | |
| Reporter zitiert]. „Es zeigt sich aber, dass dies nicht funktioniert, weil | |
| die Interessen diametral gegeneinanderstehen.“ | |
| ## Lieberknecht: CDU soll Ramelow wählen | |
| Als möglicher Ausweg schwebt Lieberknecht eine direkte Unterstützung | |
| Ramelows durch die CDU vor. Wer jetzt keine Neuwahlen wolle, müsse Bodo | |
| Ramelow „mit verlässlicher Mehrheit zurück ins Ministerpräsidentenamt | |
| verhelfen und dann am besten mit ihm in eine Regierung gehen“, [7][wird sie | |
| in einem dritten Tweet zitiert]. | |
| Der Nachrichtenagentur dpa sagte Lieberknecht, die CDU solle nun eine | |
| „verlässliche parlamentarische Vereinbarung mit der Linken“ schließen. Das | |
| sei ihrer Meinung nach der einzige Weg, um zu stabilen politischen | |
| Verhältnissen in Thüringen zu kommen, wenn die CDU keine schnellen | |
| Neuwahlen wolle. | |
| Diese Vereinbarung dürfe sich nicht nur auf die Wahl des Linken-Politikers | |
| Bodo Ramelow zum Ministerpräsidenten beziehen, sondern müsse ein „dauerhaft | |
| verlässliches Regierungshandeln ermöglichen“. Linke, SPD und Grüne fehlen | |
| im Landtag vier Stimmen für eine eigene Mehrheit. | |
| Lieberknecht warb damit indirekt für einen Tabubruch. Sie kenne den | |
| Unvereinbarkeitsbeschluss ihrer Partei, der eine Zusammenarbeit nicht nur | |
| mit der AfD, sondern auch mit der Linken ausschließt. Aber sie sehe auch, | |
| dass die reale politische Situation in Thüringen zu berücksichtigen sei. | |
| ## Mohring bedauert | |
| Der Thüringer CDU-Landespartei- und Fraktionschef Mike Mohring bedauert | |
| Lieberknechts Entscheidung. Lieberknecht wäre eine gute Kandidatin wäre, | |
| den angestrebten „Übergang gut zu moderieren“, sagte Mohring am Mittwoch. | |
| „Es gibt unterschiedliche Auffassungen über die Zeit dieses Übergangs“, | |
| sagte Mohring. | |
| SPD-Landeschef [8][Wolfgang Tiefensee schrieb bei Twitter], die CDU habe | |
| mit ihrem Gegenvorschlag Ramelows Angebot „pervertiert und damit | |
| verantwortungslos provoziert“. Es sei verständlich und bedauerlich, dass | |
| Lieberknecht sich zurückgezogen habe. „Die CDU trägt die Verantwortung für | |
| ihren Rückzug.“ | |
| [9][Susanne Hennig-Wellsow, Landeschefin der Thüringer Linken, schrieb auf | |
| Twitter], der Ball liege nun bei der CDU. Entweder die Union mache den Weg | |
| frei für unverzügliche Neuwahlen oder sie unterstütze eine rot-rot-grüne | |
| Regierung mit Bodo Ramelow als Ministerpräsident. | |
| 19 Feb 2020 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.thueringer-allgemeine.de/politik/wahl-von-thomas-kemmerich-zum-… | |
| [2] https://twitter.com/Martin_Debes/status/1230036384167141376 | |
| [3] https://twitter.com/Martin_Debes/status/1230036384167141376 | |
| [4] /Christine-Lieberknecht-und-CDU-Thueringen/!5664951 | |
| [5] /Regierungskrise-in-Thueringen/!5665043 | |
| [6] https://twitter.com/Martin_Debes/status/1230037928862257152 | |
| [7] https://twitter.com/Martin_Debes/status/1230037029536370688 | |
| [8] https://twitter.com/WTiefensee/status/1230048144848715777 | |
| [9] https://twitter.com/SusanneHennig/status/1230050489041084422 | |
| ## AUTOREN | |
| Gereon Asmuth | |
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