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# taz.de -- Politische Folgen des Coronavirus: China tauscht Köpfe aus
> Wegen des Umgangs mit dem Coronavirus setzt China führende Funktionäre
> der Provinz Hubei ab. Die Zahl der Infizierten und Toten steigt weiter.
Bild: Abgesetzt: Ma Guoqiang (l.), Parteichef von Wuhan, und Jiang Chaoliang, P…
Peking/Madrid afp/rtr | Die weiterhin rasante Ausbreitung des neuartigen
[1][Coronavirus] in China hat zu ersten größeren personellen Konsequenzen
im politischen Apparat der Volksrepublik geführt. Die obersten politischen
Chefs der von der Epidemie besonders hart getroffenen Provinz Hubei und der
dortigen Millionenmetropole Wuhan wurden abgesetzt, wie die staatliche
Nachrichtenagentur Xinhua am Donnerstag meldete. Kurz zuvor hatte die
Provinzregierung einen besonders dramatischen Anstieg der Totenzahlen der
Epidemie innerhalb nur eines Tages bekanntgegeben.
Der Sekretär der Kommunistischen Partei für Hubei, Jiang Chaoliang, wird
laut Xinhua durch den bisherigen Bürgermeister von Schanghai, Ying Yong,
ersetzt. Der Parteichef in Wuhan, Ma Guoqiang, wird durch Wang Zhonglin,
einen früheren Mitarbeiter der Provinzregierung von Shandong, abgelöst.
Bereits am Montag waren zwei Leiter der Gesundheitsbehörden in Hubei
entlassen worden.
Die personellen Veränderungen seien „nach gründlicher Erwägung“ und „im
Einklang mit den Bedürfnissen nach Kontrolle der Epidemie“ vollzogen
worden, meldete Xinhua. In der chinesischen Bevölkerung hatte zuletzt die
Kritik am Umgang der Behörden mit der Epidemie zugenommen. Die Kritik
schwoll an, nachdem in der vergangenen Woche der junge Augenarzt [2][Li
Wenliang] in Wuhan an der Infektion gestorben war, die er sich im Kampf
gegen die Epidemie zugezogen hatte.
Li war einer der Ersten gewesen, die vor dem neuartigen Virus gewarnt
hatten. Die Behörden hatten deshalb anfangs versucht, ihn zum Schweigen zu
bringen. Von chinesischen Nutzern der Onlinenetzwerke wurde Li als Held und
Märtyrer gerühmt.
## Insgesamt fast 60.000 Erkrankungen in Festlandchina
Die nun vermeldeten 242 weiteren Toten in Hubei waren der mit Abstand
stärkste Anstieg der Todesfälle innerhalb eines Tages seit Ausbruch der
Epidemie. Die offizielle Gesamtzahl der Todesopfer in Festlandchina wuchs
damit auf mindestens 1.355. Der Gesundheitsausschuss der Provinzregierung
teilte ferner mit, dass in Hubei bei 14.840 weiteren Menschen eine
Ansteckung mit dem Erreger bestätigt worden sei. Die offizielle Gesamtzahl
der Krankheitsfälle in Festlandchina stieg damit auf fast 60.000.
Nur wenige Stunde vor Bekanntgabe der neuen Toten- und Krankenzahlen hatte
Staatschef Xi Jinping die „positiven Ergebnisse“ der von den Behörden
getroffenen Maßnahmen gegen das Virus gepriesen. Die allermeisten Todes-
und Infektionsfälle treten weiterhin in Hubei auf. Die Behörden haben die
Provinz weitgehend von der Außenwelt abgeschottet.
Die jüngste besonders deutliche Zunahme der Toten- und Infektionszahlen
hängt nach Angaben der Behörden damit zusammen, dass die Mediziner
inzwischen die Verfahren zur Diagnose des Virus Covid-19 ausgeweitet haben.
Demnach wird mittlerweile nicht nur das Standardverfahren des
Nukleinsäure-Tests angewendet, sondern auch sogenannte Bildgebungsverfahren
zur Untersuchung der Lunge.
Außerhalb von China gibt es inzwischen mehr als 400 Infektionsfälle in rund
25 Ländern, darunter 16 nachgewiesene Ansteckungen in Deutschland. Die
EU-Gesundheitsminister wollen sich am Donnerstag in einer Sondersitzung in
Brüssel mit Covid-19 befassen. Sie wollen über mögliche einheitliche
Einreisekontrollen im Falle einer weiteren Ausbreitung des Erregers sowie
über die beschleunigte Entwicklung eines Impfstoffes beraten. Auf der
Agenda steht auch die Frage, wie die EU mit möglichen Engpässen bei
Medikamenten wegen Produktionsunterbrechungen bei Pharmaherstellern in
China umgeht.
## Wegen Corona: Mobilfunkmesse in Barcelona abgesagt
Die größte bekannte Verbreitung des Virus außerhalb von China gibt es
bislang auf einem [3][Kreuzfahrtschiff], das seit vergangener Woche in
Japan unter Quarantäne steht. Unter den 3.711 Menschen, die mit der
„Diamond Princess“ nach Japan gelangt waren, wurden inzwischen weitere 44
positiv auf den Erreger getestet, wie der japanische Gesundheitsminister
Katsunobu Kato mitteilte. Die Zahl der bestätigen Infektionsfälle auf dem
Schiff wuchs damit auf 218.
Wegen der Angst vor dem Coronavirus haben die Organisationen die weltgrößte
Mobilfunkmesse MWC in Barcelona abgesagt. Die Epidemie und andere Umstände
führten dazu, dass die Ausstellung nicht stattfinden könne, teilte die GSMA
am Mittwochabend nach Beratungen mit.
Mehrere große Telekommunikationskonzerne, darunter auch die Deutsche
Telekom, Vodafone, die britische BT ebenso wie der Netzwerkausrüster Nokia
hatten im Vorfeld erklärt, der Messe fernbleiben zu wollen. Auch Konzerne
aus den USA und aus Japan hatten bereits angekündigt, auf eine Teilnahme zu
verzichten. Große chinesische Firmen wie Huawei wollten dagegen zu der
Veranstaltung kommen.
Die Leitmesse der Branche, die in diesem Jahr für den Zeitraum zwischen dem
24. und dem 27. Februar angesetzt war, zieht in der Regel mehr als 100.000
Besucher an. Für Barcelona ist sie zudem ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.
Bitkom-Präsident Achim Berg erklärte nach der Absage, dass gerade in diesem
Jahr die Messe besonders wichtig gewesen wäre. Weltweit stehe der Aufbau
der 5G-Netze an. Technologie und Markt seien extrem stark in Bewegung, es
gehe um Milliardeninvestitionen. „Für dieses Thema fehlt nun die wichtigste
Plattform. Netzbetreiber, Technologielieferanten und Endgerätehersteller
werden nun andere Wege finden müssen, um die notwendigen Informationen zu
beschaffen und ihre Investitionsentscheidungen solide vorzubereiten. Wir
gehen gleichwohl davon aus, dass sich der Netzaufbau dadurch nicht
signifikant verzögert“, teilte Berg mit.
13 Feb 2020
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