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# taz.de -- ARD-Deutschlandtrend nach Thüringen: FDP und CDU verlieren
> Eine Mehrheit ist für den Rückzug Kemmerichs. Bei der Frage, ob die
> Zusammenarbeit mit der AfD ausgeschlossen werden soll, herrscht
> Uneinigkeit.
Bild: Demonstration gegen die Wahl von Kemmerich am Mittwoch in Berlin
Berlin taz | Auf die Wahl des FDP-Kandidaten Thomas Kemmerich zum
Ministerpräsidenten folgte ein politisches Erdbeben in Thüringen – weit
über den Freistaat hinaus. Das spiegelt sich auch im Stimmungsbild der
Bevölkerung wider. Eine Blitzumfrage des [1][ARD-DeutschlandTrends] zeigt:
Eine Mehrheit der Bevölkerung befürwortet den Rücktritt Kemmerichs. Jedoch
leiden FDP und CDU unter ihrem Schlingerkurs – sie verlieren deutlich an
Ansehen.
Insgesamt halten 61 Prozent der 1.007 Befragten den Rückzug Kemmerichs vom
Amt des Thüringer Ministerpräsidenten für richtig. Etwa ein Viertel, 24
Prozent, halten diesen Schritt für falsch.
Unter den Anhänger*innen der verschiedenen Parteien treten jedoch deutliche
Unterschiede zutage: Während bei Linken, SPD und Grünen eine deutliche
Mehrheit von über 80 Prozent den Rückzug befürwortet, halten die
FDP-Anhänger*innen diese Entscheidung mehrheitlich für falsch. Nur 38
Prozent unterstützen die Entscheidung ihrer Parteiführung, [2][Kemmerich
zum Rücktritt zu bewegen], 46 Prozent hingegen lehnen diesen ab.
Auch die CDU ist in dieser Frage gespalten: Fast ein Viertel, 23 Prozent,
der Unterstützer*innen der Union halten die Entscheidung für falsch, 65
Prozent unterstützen den Rückzug Kemmerichs. Bei der AfD sind dies nur 15
Prozent.
Ansehen von FDP und CDU sinkt
Die Ereignisse in Thüringen haben zudem deutlich Einfluss auf das Ansehen
der Parteien in der Bevölkerung. 60 Prozent der Befragten gaben an, ihre
Meinung über die Linke habe sich nicht verändert. 19 Prozent antworteten,
ihre Meinung habe sich verschlechtert. Bei 10 Prozent stieg die Linke im
Ansehen. Das Bild bei SPD und Grünen ist ähnlich.
CDU und FDP leiden jedoch deutlich unter den aktuellen Entwicklungen. Das
Ansehen beider Parteien ist signifikant gesunken: 41 Prozent der Befragten
gaben an, dass sich ihre Meinung über die CDU verschlechtert habe. Die FDP
sank sogar bei 44 Prozent der Befragten im Ansehen. Für 43 Prozent machen
die Ereignisse in Thüringen keinen Unterschied und 4 Prozent haben ihre
Meinung über die FDP verbessert.
Während die Spitzen der im Bundestag vertretenen Parteien die
Zusammenarbeit mit der AfD gestern erneut kategorisch ausgeschlossen haben,
ist die Haltung der Parteianhänger*innen differenzierter. Die
Anhänger*innen von Linken, Grünen und SPD sind mit einer großen Mehrheit
von jeweils etwa 80 Prozent gegen jedwede Zusammenarbeit mit der AfD. Auch
bei der CDU schließen 69 Prozent der Befragten eine Kooperation mit der AfD
prinzipiell aus.
Anders sieht das Stimmungsbild unter den FDP-Anhänger*innen aus: 62 Prozent
der Befragten, die bei der letzten Bundestagswahl FDP gewählt haben, sind
der Meinung, dass über eine Zusammenarbeit mit der AfD von Fall zu Fall
entschieden werden solle. 13 Prozent halten einen Ausschluss für falsch,
nur jede*r vierte FDP-Anhänger*in möchte die Zusammenarbeit mit der AfD
kategorisch ausschließen.
Sogar auf Seiten der AfD lehnen 8 Prozent der Anhänger*innen eine
Kooperation mit ihrer eigenen Partei grundsätzlich ab. 60 Prozent der
Befragten sprechen sich gegen einen kategorischen Ausschluss aus. Drei von
zehn sind dafür, von Fall zu Fall zu entscheiden.
Mit besonderem Interesse dürften die Parteien in Thüringen auf diese Zahlen
schauen. Schließlich hängt ihr [3][weiteres Vorgehen] auch davon ab,
welches Ergebnis sie bei möglichen Neuwahlen erwarten könnten. Laut einer
einer jüngsten Forsa-Umfrage würde die CDU bei Neuwahlen deutlich
schlechter abschneiden, während die Linke an Stimmen gewinnen würde. Die
FDP drohe bei Neuwahlen die Fünfprozenthürde und damit den Einzug in den
Landtag zu verfehlen.
7 Feb 2020
## LINKS
[1] https://www.tagesschau.de/inland/deutschlandtrend-extra-blitzumfrage-101.ht…
[2] /Nach-der-Wahl-in-Thueringen/!5658340
[3] /Machtkampf-nach-Thueringen-Desaster/!5662392
## AUTOREN
Georg Sturm
## TAGS
Thüringer Landtag
Schwerpunkt AfD
Bodo Ramelow
Schwerpunkt Thüringen
Grüne
Thomas Kemmerich
Schwerpunkt Rassismus
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