| # taz.de -- Politische Krise in Rumänien: Regierung gestürzt | |
| > Das Kabinett unter dem Liberalen Ludovic Orban wird mit einem | |
| > Misstrauensvotum gestürzt. Das kommt Präsident Johannis entgegen. Er will | |
| > Neuwahlen. | |
| Bild: Arbeitet auf Neuwahlen hin: Rumäniens Staatspräsident Klaus Johannis | |
| Berlin taz | Die erst vor drei Monaten eingesetzte rumänische Regierung | |
| unter Premierminister Ludovic Orban ist am Mittwoch durch ein | |
| [1][Misstrauensantrag] gestürzt worden. 261 Parlamentarier, 28 mehr als für | |
| die Annahme des Misstrauensvotum notwendig gewesen wären, stimmten gegen | |
| die nationalliberale Exekutive. | |
| Der Misstrauensantrag wurde von der oppositionellen Sozialdemokratischen | |
| Partei (PSD) und dem Demokratischen Verband der Ungarn aus Rumänien (UDMR) | |
| eingebracht, nachdem Premier Orban eine Änderung des Wahlrechts angekündigt | |
| hatte. Durch diese Änderungen sollten unter anderem die Kommunalwahlen in | |
| zwei Wahlgängen erfolgen. Dadurch, argumentierten die PSD- und die | |
| UDMR-Parlamentarier, habe die gestürzte liberale Regierung, die | |
| [2][Präsident Klaus Johannis] nahe steht, versucht, sich Wahlvorteile zu | |
| verschaffen. | |
| In einer mehrstündigen Sitzung, die erst spät in der Nacht von Dienstag zu | |
| Mittwoch endete, hatte die Regierung im Eiltempo über 20, zum Teil | |
| umstrittene, Dringlichkeitsverordnungen durchzupeitschen versucht. | |
| Die Ombudsfrau Renate Weber kritisierte die Verordnungen als | |
| verfassungswidrig. Die Regierung, sagte Weber in einem Interview mit dem | |
| Sender Radio France International, habe das Parlament umgangen. Deshalb | |
| werde sie persönlich das Verfassungsgericht einschalten und eine | |
| Überprüfung dieses Prozederes beantragen. | |
| ## Gesetzlich vorgeschriebenes Tauziehen | |
| Der Sturz der Regierung Orban soll Neuwahlen provozieren, die Präsident | |
| Johannis befürwortet. Laut rumänischer Verfassung können vorgezogene Wahlen | |
| erst dann stattfinden, wenn das Parlament innerhalb von 60 Tagen zwei | |
| Kabinette ablehnt. Erst nach diesem gesetzlich vorgeschriebenen Tauziehen | |
| kann der Staatspräsident das Parlament auflösen, was dann automatisch | |
| Neuwahlen zur Folge hat. | |
| Johannis hat sich in den vergangenen Wochen wiederholt für Neuwahlen | |
| ausgesprochen. Dadurch hofft er, seiner liberalen Partei die Mehrheit in | |
| der Legislative sichern zu können. | |
| Laut jüngsten Umfragen liegt die PNL bei mehr als 45 Prozent, während für | |
| die sozialdemokratische Opposition rund 20 Prozent der Wahlberechtigten | |
| stimmen würden. | |
| Die von den Sozialdemokraten dominierte Vorgängerregierung unter Victoria | |
| Dăncilă war im Oktober ebenfalls per Misstrauensvotum aus dem Amt gedrängt | |
| worden. Ihrer Partei wurden Begünstigung von Korruption, Miss- und | |
| Vetternwirtschaft vorgeworfen. | |
| Johannis versucht nun die verfassungsmäßigen Vorschriften für seine | |
| Vorstellungen auszunutzen. Es ist zu erwarten, dass er Orban erneut als | |
| Premier einsetzen wird und das dann in kürzester Zeit die Regierung wieder | |
| gestürzt wird. Dann können das politische Spiel fortgesetzt und schließlich | |
| vorgezogene Wahlen organisiert werden. | |
| 5 Feb 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| William Totok | |
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