Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Rassismus in Rumänien: Wer ist rassistischer?
> Eine rumänische Gemeinde mobbt zwei Männer aus Sri Lanka. Dies provoziert
> auch nationalistische Tendenzen gegen die ungarische Minderheit.
Bild: Rassistische Sprüche in Siebenbürgen: Die Hände des Bäckers sollen nu…
BERLIN taz | „Wir wollen ein Ditrău ohne Migranten“ – die Forderung
stellten etwa 300 Bewohner einer Gemeinde in Siebenbürgen, in der fast
ausschließlich Angehörige der ungarischen Minderheit in Rumänien leben.
Der Unmut der Bewohner der 5.000-Einwohner-Ortschaft richtete sich gegen
zwei aus Sri Lanka stammende Männer, die als Bäcker in einem lokalen
Betrieb angestellt waren. Einige der mehrheitlich römisch-katholischen
ungarischen Bewohner erklärten, sie möchten kein Brot essen, das Männer aus
Sri Lanka kneten und mit ihren Händen angefasst haben.
Die Leitung des Betriebs gab dem Druck nach: Die beiden mussten nicht nur
den Betrieb verlassen, sondern auch die Wohnung, in der sie als Untermieter
untergebracht waren. Ihr Vermieter war, ähnlich wie der Betriebsleiter,
Drohungen ausgesetzt.
[1][Der rassistische Vorfall löste in ganz Rumänien] eine Diskussion aus.
Es stellte sich heraus, dass die beiden Männer regulär eingestellte
Gastarbeiter waren. Nationalistische rumänisch-sprachige Medien nutzten die
Gelegenheit, um die ungarische Minderheit insgesamt als rassistisch und als
fünfte Kolonne der Budapester Regierung unter Viktor Orbán darzustellen,
die sich zum Ziel gesetzt habe, irgendwann Siebenbürgen von Rumänien
abzutrennen und an Ungarn anzuschließen.
## Einfluss der Orbán-Regierung
Tatsächlich ist der politische und ideologische Einfluss der derzeitigen
Budapester Regierung auf die ungarische Minderheit in Rumänien nicht
wegzureden. [2][Die völkischen Vorstellungen der Orbán-Regierung] und deren
Propaganda gegen Migranten offenbarten sich auch im Fall der Vorfälle von
Ditrău.
Die Menschenrechtlerin Smaranda Enache sprach auf Facebook von einem mit
allen Mitteln betriebenen „massiven Export der illiberalen Ideologie eines
Viktor Orbán nach Siebenbürgen“, wobei dieser sich finanzieller,
emotionaler, religiöser, medien- und bildungspolitischer Kanäle bediene.
Das katholische Erzbistum aus Alba Iulia reagierte mit Betroffenheit auf
die Vorfälle und appellierte an die Gemeindebewohner, sich anderen Menschen
gegenüber tolerant zu verhalten. Gleichzeitig verurteilte die
Kirchenführung jegliche Formen von Fremdenfeindlichkeit.
Ähnlich äußerte sich auch der ungarische Schriftsteller und frühere
Vorsitzende des Demokratischen Verbandes der Ungarn aus Rumänien (UDMR),
Markó Béla. Der ungarische Verband, der [3][im Parlament] Parteienstatus
hat, ließ sich mit einer kritischen Stellungnahme zu dem rassistischen
Vorfall in Ditrău zunächst Zeit – wohl um Wähler nicht zu verprellen, wie
es in manchen Kommentaren hieß.
Inzwischen wurde bekannt, dass es in jüngster Zeit auch in anderen
Ortschaften zu ähnlichen Vorfällen kam. In der Großstadt Cluj/Klausenburg
protestierten Bürger gegen die Unterbringung von „Dunkelhäutigen“ in ihrem
Kiez. Es handelte sich auch in diesem Fall um 20 Gastarbeiter aus Sri
Lanka, die in Restaurants und lokalen Betrieben beschäftigt sind. Der
Bürgermeister der Stadt verurteilte die Vorfälle.
7 Feb 2020
## LINKS
[1] /Rassismus-in-Rumaenien/!5655801
[2] /Orban-wirbt-fuer-illiberale-Demokratie/!5613881
[3] /Politische-Krise-in-Rumaenien/!5662173
## AUTOREN
William Totok
## TAGS
Rumänien
Ungarn
Schwerpunkt Rassismus
Rumänien
Schwerpunkt Rassismus
Rumänien
## ARTIKEL ZUM THEMA
Politische Krise in Rumänien: Regierung gestürzt
Das Kabinett unter dem Liberalen Ludovic Orban wird mit einem
Misstrauensvotum gestürzt. Das kommt Präsident Johannis entgegen. Er will
Neuwahlen.
Rassismus in Rumänien: Gebärverbot für Roma
Der Vorschlag eines Bürgermeisters löst Zustimmung, aber auch
Protestkundgebungen aus. Auf ihnen wird der Rücktritt des Stadtoberen
gefordert.
Umstrittene Reformen in Rumänien: Bukarest stoppt Justizreform
Die Europäische Union begrüßt die Entscheidung der Regierung in Bukarest.
Auch die Opposition wittert jetzt plötzlich Morgenluft.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.