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# taz.de -- Protest bei Kaeser-Rede: „I will survive“
> In Berlin stürmt eine Aktivistin die Bühne und hält eine
> antikapitalistische Rede vor Siemens-Chef Joe Kaeser. Der gibt sich
> gelassen.
Bild: Die Aktivistin „Noe Ito“ spricht, während Siemens-Chef Kaeser am Bü…
Berlin taz | Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft wollte ungestört
Neujahr feiern. 3.000 Gäste waren am Montagabend ins Berliner Maritimhotel
gekommen, um Reden des Präsidenten von Senegal und der BundesministerInnen
für Familie, Franziska Giffey (SPD), und Wirtschaft, Peter Altmaier (CDU),
zu lauschen. Doch beim Auftritt von Siemens-Chef Joe Kaeser wurde die Party
gestört. Denn als er sprechen wollte, [1][stand bereits eine kurzhaarige
Frau in Weste am Rednerpult].
Sie nennt sich Noe Ito, nach einer japanischen Anarchistin. Ihr Auftritt
wurde gefilmt und ist auf YouTube zu sehen: „Sie sind an der Zerstörung
unseres Planeten beteiligt“, klagte sie die Anwesenden auf Englisch an.
„Und Sie wissen es.“ In ihrem Gesicht und an den Händen klebte grüne Farb…
„Wenn es Ihnen egal ist, dann ist das eben so. Aber wenn Sie einfach nur
Angst haben, Angst, Ihren Job zu verlieren, dann hören Sie jetzt zu.“
Hinter der Aktion steht nicht Fridays for Future, nicht Greenpeace oder
Extinction Rebellion. Noe Ito gehört zu einer Gruppe, die keine Gruppe sein
will. „Wir sind keine Organisation mit Namen“, sagt sie später zur taz auf
Deutsch. „Es geht mehr darum, Widerstand als natürliche Haltung anzusehen
und zu hoffen, dass viele verstehen, dass es keine Masse braucht, um etwas
zu verändern.“ Klimaschutz müsse mit einem Systemwechsel einhergehen, sagt
die Frau, die ihren Namen nicht nennen will.
„Das eine lässt sich ohne das andere nicht denken. Wir sind ökologisch
orientierte AnarchistInnen. Ohne eine grundsätzlich Veränderung der
herrschenden Verhältnisse wird sich auch das Klima nicht verbessern.“ Bei
der Aktion vor dem Mittelstand forderte die Aktivistin, dass die Anwesenden
Verantwortung übernehmen. „Sie wissen alle, worum es hier geht. Es geht um
Leben und Tod. Um ein System, dass Sie miterschaffen haben.“
## Gegen den Kapitalismus
Nach 90 Sekunden betrat ein Sicherheitsmitarbeiter die Bühne, ergriff ihren
Arm, doch Siemenschef Kaeser signalisierte: Die Frau soll bleiben. „Ich
habe noch ein Lied“, sagte Noe Ito. „Dieser Song geht raus an den
Kapitalismus!“, rief die Aktivistin, „und an Sie, deutscher Mittelstand!“
Sie begann zu singen, „I will survive“ von Gloria Gaynor, ohne Mikrofon,
während sie langsam von der Bühne geschoben wurde. Das Publikum
applaudierte.
„Der Refrain passt zu uns widerständigen Bewegungen“, erklärt sie später.
„Alles, was wir tun, tun wir aus Liebe, nicht aus Hass, so kitschig das
auch klingt.“
Kaeser reagierte gelassen auf die Störung. „Ich hätte der jungen Frau gerne
gesagt: Mach doch mit. Komm an den Tisch.“ Doch das will Noe Ito nicht,
sagt sie. „Die grüne Farbe in meinem Gesicht sollte ein Handabdruck sein,
der den Mund zuhält. So wie Greenwashing.“ Genau das habe Kaeser im
Anschluss versucht. „Genau diese Art von Rhetorik, wir sollten uns mit
ihnen an einen Tisch setzen, wir wären die Zukunft, blabla. Wir alle
wissen, dass das gelogen ist. Dass die Angst haben, ihre Stelle zu
verlieren.“
Mit den Protesten anlässlich Siemens' Adani-Projekt habe die Aktion nichts
zu tun gehabt. „Der Empfang war eine gute Möglichkeit, ans Herz der Bestie
zu kommen.“ Dass es „diesen Kaeser“ getroffen hat, sei tatsächlich Zufal…
sagt Noe Ito. „Ich wollte einfach nur auf die Bühne, als die ganzen
Securities wegwaren.“
29 Jan 2020
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=d9rrVM-83Ds&feature=youtu.be
## AUTOREN
Sara Wess
## TAGS
Protest
Siemens
Mittelstand
Antikapitalismus
Schwerpunkt Fridays For Future
Schwerpunkt Fridays For Future
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