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# taz.de -- Jürgen Klinsmann und Hertha BSC: Klinsi geht, Blender bleibt
> Die Flucht des Hertha-Trainers hat viel Spott und Häme ausgelöst. Dabei
> hält Klinsmann uns doch allen den Spiegel unserer Erlösersehnsucht vor.
Bild: Jürgen Klinsmann in seiner kaulquappigen Art
Geht uns das nicht allen manchmal so? „Und dann hab ich so wenig geschlafen
die Nacht, und dann bin ich halt so ein Typ, der vor sich selbst auch nicht
Halt machen kann“ – [1][was haben wir nicht selbst schon alles gesagt und
getan an einem Dienstagmorgen.] Jürgen Klinsmann hat an so einem Dienstag
nach 80-Millionen-Euro-Einkäufen einseitig mit der Hertha Schluss gemacht,
in allen Einzelheiten nachvollziehbar in [2][seinem Facebook-Video].
Ein letztes Mal noch so voll Zehnerjahre in den Zwanzigern. Tapsige
Facebook-Einträge, öffentliche Liebesbeichte („viele Dinge sind passiert,
die sehr schwer waren für mich“) und das Waschen dreckiger Wäsche in der
Fußballöffentlichkeit, deren Kommunikation sich eigentlich durch PR-Berater
professionalisiert hat.
In einem abgeriegelten Geschäft also führt Klinsi uns vor, was ihn in echt
an Preetz nervt, wie ein Trainer den Tag nach dem Rücktritt verbringt und
alles halb Wahre über interne Vertragsdiskussionen. Eine radikale
Transparenz, die die Bundesliga viel unterhaltsamer machen würde, ihre
Protagonisten menschlicher, ihre Motive nachvollziehbarer. Und die vom
Zeitgeist nicht honoriert wird.
Vor allem aber hat Jürgen Klinsmann uns unfreiwillig den Spiegel
vorgehalten. Deutsche haben ja eine traditionell ungute [3][Fixierung auf
einen Mann, der verspricht, alle Probleme zu lösen.] Heute muss man da
nicht einmal Merz zitieren, der Erlösermythos zieht sich von Habeck bis
Höcke. Klinsi trat dreimal als Heiland an und scheiterte zweimal; und der
Hohn der Medien ist ja auch bloß eine durchsichtige Selbstkasteiung derer,
die eben noch an den dauergrinsenden Selbstdarsteller glaubten.
Jetzt schenkt uns der Mann den Realitätsschock: Da sitzt er vor der Kamera,
rudert etwas kaulquappig mit den Armen, im Hintergrund eines dieser Gläser
mit Kieselsteinen und grünem Gestrüpp, wie sie bei jeder Petra zu Hause
rumstehen, Klinsi ist auch nur einer wie wir eben. Verhindert das am Ende
[4][Merz als Kanzler]?
Der ganz große Blender bei Hertha aber bleibt am Schalthebel, Lars
Windhorst sieht den Klub weiter auf dem Weg in die europäische Spitze.
Investoren kann man nicht abwählen, er sieht für Hertha grenzenlose
Wachstumschancen. Das ist schon fast 2000er.
15 Feb 2020
## LINKS
[1] /Verbot-von-Kreuz-Titelseite-gescheitert/!5164294
[2] https://www.facebook.com/JuergenKlinsmann/videos/512560552998501/?__xts__%5…
[3] /Klinsmann-kapituliert/!5659723
[4] /CDU-Kandidatur-von-Friedrich-Merz/!5660044
## AUTOREN
Alina Schwermer
## TAGS
Liebeserklärung
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Rücktritt
Fußball
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