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# taz.de -- Gefahren beim Dating: Aus Versehen Valentinstag
> Man sollte immer in den Kalender gucken, bevor man das nächste Date
> ausmacht. Über terminliche Risiken einer „Situationship“.
Bild: Zu viel für manche Dates
Wir schreiben das Jahr 2010 und ich bin in einer sogenannten
Situationship. Das ist eine Wortneuschöpfung aus Relationship und
Situation. Dieses Wort habe ich von der großartigen Regisseurin und
Schauspielerin Issa Rae.
Situationship meint, wenn man sich regelmäßig sieht, eventuell intim ist,
aber es sich dabei weder wirklich um Freundschaft Plus handelt – denn dazu
braucht es eine Freundschaft, wie der Name ja schon sagt – noch wirklich um
eine romantische Beziehung. Ich war also seit ein paar Wochen in einer
sogenannten Situationship mit N. und wir wollten uns verabreden.
N. Ist in Berlin geboren, sein Vater kommt aus dem Kongo und seine Mutter
aus Deutschland. N. ist groß, gutaussehend und so viel cooler als ich. Er
hat einen Job im Entertainment-Bereich, hat regelmäßig Gästelistenplätze
überall – damals für mich noch ein komplett wildes Konzept („Wie – ohne
bezahlen und anstehen rein?“) – und kennt immer richtig gute Bars und
Restaurants.
Ich mache ein Praktikum und liebe meine Arbeit, bin aber noch nicht so
karrierefokussiert, dass es mich davon abhält, bis um eins vorm Späti zu
trinken oder am Donnerstag random WG Partys zu crashen.
## So verknallt wie erlaubt
Ich bin so in N. verknallt, wie man in einer Situationship sein darf. Wir
sehen uns relativ regelmäßig und verstehen uns gut. Er fragt mich, ob wir
uns nächste Woche sehen, und ich kann ausnahmsweise nicht und schlage den
einen Tag darauf vor, ohne in irgendeinen Kalender zu schauen. Dann stellt
sich heraus, dass das der Valentinstag ist. Das weiß ich aber nicht, als
ich das vorschlage. Er sagt zu und rafft es auch erst später. Ein paar Tage
vor dem Date fällt mir auf, dass es V-Day ist. Und ab da werde ich nervös.
Ich überlege das Date zu verschieben, aber komme mir albern vor. Am Tag
selbst bereite ich mich anders [1][auf unser Date vor als sonst]. Ich
dusche. Ich rasiere mir die Beine und zupfe mir sogar die Augenbrauen. Ich
mache ungefähr alles bis auf Haare waschen, denn [2][mein Afro] fällt nach
dem ersten Waschtag nicht sehr gut, wie alle wissen, die es wissen sollen.
Um mich in Stimmung zu bringen, trinke ich sogar ein Bier beim Duschen (ein
sogenanntes Duschbier – beste Erfindung aller Zeiten). In der U8 höre ich
fünf Mal „Pony“ von Ginuwine und bin bereit für dieses unerwartete
Valentinstag-Date.
In der Bar angekommen, begrüßen wir uns hastig-nervös und verbringen eine
Weile mit Smalltalk. Die Kerze in der alten Lidl-Prosecco-Flasche schimmert
zwischen uns und ich bin ready to risk it all, wie man auf Twitter so sagt.
Dann sagt er: „Gleich kommen noch zwei Freunde von mir, freu mich schon,
wenn ihr euch kennenlernt. Mit C. würdest du dich bestimmt gut verstehen.
Ihr passt ganz gut zusammen, glaub ich.“
Noch nie habe ich es so sehr bereut, mir die Beine rasiert zu haben. Und
wieso habe ich mir überhaupt die Augenbrauen gezupft?
14 Feb 2020
## LINKS
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[2] /Frisuren-schwarzer-Frauen/!5636756
## AUTOREN
Anna Dushime
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