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# taz.de -- Das Waxing-Studio aus der Hölle: Ziemlich nackt
> Die besten Waxerinnen lassen einen vergessen, wo man gerade ist. Die
> schlimmsten sind die, die Schlüsse aus der Haupt- auf die Intimfrisur
> ziehen.
Bild: Die Frisur darunter ist ein Thema für sich
„Und ist es bei dir da unten so wie da oben?“ Ich stand am Empfang eines
neuen Waxing-Studios, das ich ausprobieren wollte und bereute es
augenblicklich. „Wie bitte?“, fragte ich nach.
Die Frau begleitete mich zu der freien Kabine und wiederholte ihre Frage.
Diesmal zeigte sie aber abwechselnd auf meine Zöpfe und gestikulierte in
Richtung Bikinizone. Ich schaute sie ungläubig an. Dachte diese Frau
wirklich, dass ich …
Ich stammelte irgendwas und lachte nervös, aber brachte wirklich kein
richtiges Wort über die Lippen. Ich war schon sprachlos, bevor die Prozedur
begann, bei der mir sowieso oft die Spucke wegbleibt.
Sie verließ die Kabine, damit ich mich ausziehen konnte. Erst wollte ich
direkt wieder gehen, aber ich hatte keine Zeit mehr, einen neuen Termin in
meinem alten Studio zu machen. Und ehrlich gesagt wollte ich unbedingt ihr
Gesicht sehen, wenn sie herausfindet, dass ich keine 60 Zentimeter langen
Rastazöpfe in meiner Unterhose trage.
## Eine ziemlich nackte Angelegenheit
Das muss ein „Scherz“ sein, dachte ich mir. Das kann sie unmöglich wirklich
und aufrichtig denken. Ich zog mich aus und legte mich auf die Bank.
[1][Waxing] ist, wie man sich denken kann, eine ziemlich nackte
Angelegenheit. Man ist nicht nur nackt, man fühlt sich auch so.
Die besten Waxerinnen sind die, bei denen man komplett vergisst, dass man
da entblößt mit einer wildfremden Person über Mieten und
Schienenersatzverkehr spricht. Die nicht ganz so guten sind die, die zu
heißes Wax nutzen und nur über abwertende Blicke kommunizieren.
Die allerschlimmsten sind aber zweifelsohne die, die über Gemeinsamkeiten
zwischen Intim- und Hauptfrisur sprechen wollen und ganz ernsthaft davon
ausgehen, dass zwischen den Beinen Schwarzer Frauen Beyoncé-ähnliche
Goddess-Braids schwingen.
## Unerwartete Parallelen
Als ob sie alle Zweifel aus dem Weg räumen wollte, dass es wirklich kein
Scherz war, erzählte sie mir, dass es gut sei, dass es da unten nicht wie
da oben aussehe, weil sie dann schneller fertig wäre. Ich unterbrach sie:
„Hast du wirklich gedacht, dass ich unten lange Zöpfe habe?“ Sie schaute
mich an und wippte mit dem Kopf hin und her und sagte das längste „Na ja“,
das ich jemals gehört habe.
Ich wartete, bis sie die schmerzhaftesten Stellen gewaxt hatte, bevor ich
sie fragte, ob das denn ihre Naturhaarfarbe sei. Sie verneinte. Ich hatte
ihren Ansatz gesehen und es eh geahnt, wollte aber gleichzeitig eine Frau
mit Migrationshintergrund, die so alt ist wie meine Mutter, nicht shaden.
Respektiere auch deine problematischen Elders.
„Bei dir da unten ist es ja genauso wenig platinblond mit Ansatz, wie es
bei mir geflochten mit Perlen ist.“ Sie nickte und sagte: „Ja, ich hatte
noch nie eine Schwarze Frau. Deshalb habe ich gefragt.“
Dating und Waxing sind sich offenbar viel ähnlicher, als ich dachte.
20 Dec 2019
## LINKS
[1] /Intimdesign-mit-Symbolwert/!5357252
## AUTOREN
Anna Dushime
## TAGS
Haare
Schwerpunkt Rassismus
Kolumne Bei aller Liebe
Kosmetik
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