# taz.de -- Absage der Münchner Friedenskonferenz: Schuld sind die anderen | |
> Die Münchner Friedenskonferenz ist nach Antisemitismus-Vorwürfen | |
> abgesagt. Zeit für innere Einkehr bei der linken Friedensbewegung. | |
Bild: Keine Friedenskonferenz in München 2020, aber die Rüstungslobbyisten un… | |
Ohne Großmäuligkeit können sie es anscheinend nicht. Weil „die | |
Unversehrtheit für alle an der Münchner Friedenskonferenz Beteiligten nicht | |
mehr gewährleistet“ sei, hätten sich die Veranstalter zur Absage | |
entschieden, teilen sie mit. Schuld sind die anderen, und diese seien auch | |
gefährlich. | |
Dabei waren es die Konferenzveranstalter selbst, die verhindern wollten, | |
dass mit dem SPD-Stadtrat [1][Marian Offman] ein Jude das traditionelle | |
Grußwort des Münchner Oberbürgermeisters übermittelt. „Kein Jude“, so | |
hätten sie es selbst gewiss nicht formuliert, aber dass sie konkret etwas | |
gegen Offman haben, das sagen sie schon. Dieser ist seit Jahren ein | |
engagierter Sozialpolitiker und aktiv in der jüdischen Gemeinde. | |
Judenhass bekämpft Offman nicht nur bei Rechten, sondern auch im linken | |
Milieu Münchens. Dort kommt das Ressentiment meist mit einer | |
verschwiemelten Ablehnung Israels daher. Dass damit mehr als bloß die | |
Regierung in Jerusalem gemeint ist, offenbart sich immer dann, wenn es | |
unter der antizionistischen Fahne auch gegen einen deutschen | |
Sozialpolitiker geht. Und zwar gegen einen, der Jude ist und auch deswegen | |
zu Israel steht – weswegen sich Offman unter anderem sehr kritisch zur | |
Boykottbewegung BDS geäußert hat – was die Veranstalter zum Anlass für | |
seine Ausladung machten. Der jüdische Staat ist für Juden eben auch eine | |
Rückversicherung, wenn der Hass hier wieder stärker wird. | |
Nun wird sie also ganz abgesagt, die Friedenskonferenz, die seit 2003 eine | |
Antwort auf die [2][Münchner Sicherheitskonferenz] darstellt. Die Absage | |
muss man zugleich bedauern und begrüßen. Bedauern, weil das früher auch als | |
Wehrkundetagung bezeichnete jährliche Treffen von | |
Rüstungslobbyist:innen, Politiker:innen und Militärs ja wirklich | |
Widerspruch benötigt. Doch zu begrüßen und notwendig ist die Absage auch, | |
weil die Melange von Antisemitismus und Friedensbewegung so offenkundig | |
geworden ist, dass die linken Friedensfreunde dringendst Einkehr üben | |
müssen. | |
Was die Veranstalter jedoch bislang als Begründung ihrer Absage | |
verlautbaren ließen, deutet an, dass sie von der nötigen Selbstkritik sehr | |
weit entfernt sind. Für sie sind immer noch, immer nur die anderen schuld. | |
Und die anderen, das sind für sie auch Juden. | |
20 Jan 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Israelbezogener-Antisemitismus/!5655149 | |
[2] /Muenchner-Sicherheitskonferenz/!5570925 | |
## AUTOREN | |
Martin Krauss | |
## TAGS | |
Friedensbewegung | |
Antisemitismus | |
BDS-Movement | |
Friedenskonferenz | |
BDS-Movement | |
Schwerpunkt Rechter Terror | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Friedenskonferenz in München: Schwere Vorwürfe zum Abschied | |
Dann halt gar nicht: Nach dem Vorwurf des Antisemitismus haben die | |
Organisatoren die Tagung abgesagt – und noch mal kräftig ausgeteilt. | |
Israelbezogener Antisemitismus: Jüdischer Stadtrat ausgeladen | |
Bei der Friedenskonferenz in München hätte der jüdische Stadtrat Marian | |
Offman ein Grußwort halten sollen. Doch dann luden die Organisatoren ihn | |
aus. | |
Experte über Antisemitismusdefinitionen: „Eine abwegige Debatte“ | |
Soziologe Peter Ullrich hält die international gängige | |
Antisemitismusdefinition für falsch. Sie verschleiere, dass die größte | |
Gefahr von rechts kommt. |