| # taz.de -- IT-Manager kauft „Mopo“: Geld hinterhergeworfen | |
| > Die „Hamburger Morgenpost“ wird an Arist von Harpe verkauft. Und zwar | |
| > laut taz-Informationen zu einem Negativ-Kaufpreis. | |
| Bild: „Mopo“-Mitarbeitende protestierten noch Ende Januar gegen die möglic… | |
| Hamburg/Berlin taz | Der IT-Manager Arist von Harpe ist der neue Eigentümer | |
| der [1][Hamburger Morgenpost]. Das hat der Chef der DuMont-Gruppe, | |
| Christoph Bauer, am Donnerstag der Belegschaft des Boulevardblattes auf | |
| einer Betriebsversammlung in Hamburg mitgeteilt. | |
| Von Harpe ist Marketingchef der Karriereplattform Xing, deren | |
| Hauptgesellschafter das Münchner Medienhaus Burda ist. Der gebürtige | |
| Düsseldorfer lebt seit 1999 in Hamburg. Der neue Eigentümer kommentierte am | |
| Donnerstag seine Entscheidung so: „Die Mopo ist immer eine der zentralen | |
| Medienmarken dieser Stadt gewesen“. Und fügte hinzu: „Ich glaube fest an | |
| das Potenzial der Marke.“ Er wolle den Fokus auf echten Lokaljournalismus | |
| weiter schärfen und damit die Hamburger noch mehr begeistern. „Das Ziel: | |
| eine tief in der Stadt verankerte und nachhaltig erfolgreiche Mopo – und | |
| das auf allen Kanälen.“ | |
| Die Aufsichtsratsvorsitzende von DuMont, Isabella Neven DuMont, | |
| kommentierte: „Uns war wichtig, den Hamburger Morgenpost Medien mit all | |
| ihren Angeboten eine Perspektive zu geben. Hierfür hat Arist von Harpe das | |
| erfolgversprechendste Konzept präsentiert.“ | |
| Der Verkauf an von Harpe umfasst im Einzelnen die Printzeitung Hamburger | |
| Morgenpost, das Newsportal mopo.de, zwei mit ihr verbundene Medienagenturen | |
| sowie die lukrative Beteiligung an Radio Hamburg. Über den Kaufpreis wurde | |
| Stillschweigen vereinbart. | |
| ## Mitgift statt Rechnung | |
| Laut taz-Informationen ist für die hochdefizitäre Hamburger Morgenpost aber | |
| ein negativer Kaufpreis in einstelliger Millionenhöhe fällig geworden, die | |
| von Harpe als Mitgift erhält. Dafür will der Manager die Morgenpost | |
| zumindest vorläufig auch als Print-Produkt fortführen. Ein Großteil der | |
| Belegschaft soll nach taz-Informationen übernommen werden, allerdings soll | |
| es Personalwechsel in der Chefredaktion und der Geschäftsführung des | |
| Verlags geben. | |
| Nina Gessner, die Betriebsratsvorsitzende der Mopo, sieht in dem Deal eine | |
| Chance für eine gute Zukunft des Traditionsblatts: „Wir verspüren große | |
| Erleichterung, die Übernahme birgt die Chance für einen Neuanfang. Wir | |
| erwarten von von Harpe das Bekenntnis zum Mopo-Team und zu journalistischer | |
| Qualität, die in den vergangenen Monaten mit Füßen getreten worden ist“. | |
| Die Hamburger Morgenpost gilt als „älteste Boulevardzeitung Deutschlands“, | |
| sie feierte im vergangenen Jahr mit großem Pomp ihr siebzigjähriges | |
| Jubiläum. Sie ging seit ihrer Gründung durch viele Hände: Gegründet im | |
| SPD-Umfeld und verlegt von einem SPD-eigenen Verlag, wurde sie 1980 an | |
| einen Schweizer Unternehmer und von diesem sechs Jahre später an Gruner + | |
| Jahr weiterverkauft. 1999 ging die kleinformatige Boulevardzeitung an die | |
| millioneschweren Privatleute Frank Otto und Hans Barlach, von da 2006 an | |
| den britischen Medieninvestor David Montgomery und vor gut zehn Jahren dann | |
| an die Kölner Mediengruppe DuMont-Schauberg. | |
| DuMont verhandelte zuletzt mit dem Bauer Verlag und dem Essener | |
| Medienkonzern Funke, der schon das Hamburger Abendblatt besitzt, um die | |
| Zukunft der Mopo. | |
| ## Angst um die Traditionsmarke | |
| Brutal buchhalterisch betrachtet ist die Zeitung ein Trauerspiel: In Print | |
| und e-Paper ist die verkaufte Auflage zuletzt schmerzhaft unter die 50.000 | |
| gerutscht, in den letzten 10 Jahren hat die Zeitung in diesem Bereich mehr | |
| als die Hälfte ihrer Leser*innen, oder vielmehr Käufer*innen, verloren. Den | |
| anderen Boulevardtiteln des DuMont-Verlags erging es ähnlich. | |
| Insgesamt wollte sich DuMont daher schrittweise vom Tageszeitungsgeschäft | |
| trennen und verkaufte schon im September Berliner Zeitung und Berliner | |
| Kurier an die örtlichen Unternehmer [2][Silke und Holger Friedrich] und | |
| Anfang Januar [3][die Mitteldeutsche an Bauer]. Die Zeitungen am | |
| Unternehmenssitz, nämlich den Kölner Stadtanzeiger und den Express, will | |
| DuMont vorerst behalten, wie der Konzern im Dezember bekanntgegeben hat. | |
| Bei der Mopo hingegen war die Sache bis zuletzt offen – zunächst sah es so | |
| aus, als käme man erneut mit Funke ins Geschäft. [4][Die Mitarbeitenden | |
| reagierten darauf mit Sorge], befürchteten, dass Funke die Zeitung | |
| weitgehend einstampfen und nur noch die rentablen Bereiche, vor allem | |
| mopo.de behalten würde. Sogar aus der Hamburger Politik gab es Warnungen. | |
| Denn von Hamburg aus betrachtet man die Mopo natürlich nicht, wie von Essen | |
| oder Köln aus, als buchhalterischen Posten, sondern als örtliche | |
| Traditionsmarke und als Arbeitsplatz. | |
| 6 Feb 2020 | |
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| ## AUTOREN | |
| Marco Carini | |
| Peter Weissenburger | |
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