| # taz.de -- Korruptionsbekämpfung in Malta: Eine zweifelhafte Karriere | |
| > Der Politiker Konrad Mizzi ist verwickelt in dubiose Geschäfte. Die | |
| > Entscheidung, ihn zum Vertreter Maltas in der OSZE zu ernennen, wurde nun | |
| > revidiert. | |
| Bild: Zentral in dem Skandal, den die ermordete Journalistin Galizia aufgedeckt… | |
| Für die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ist | |
| Korruptionsbekämpfung ein wichtiges Thema. Erst vor wenigen Wochen startete | |
| sie in Wien eine „Plattform zur Korruptionsbekämpfung für Südosteuropa, die | |
| Ukraine und Moldau“. Zudem brachte sie ein „Handbuch zur | |
| Korruptionsbekämpfung“ heraus und entwickelt | |
| „Anti-Korruptions-Performance-Indikatoren“, um zu vergleichen, wie die | |
| Staaten beim Kampf gegen Betrug im öffentlichen Dienst vorankommen. | |
| Die neue Regierung von Malta bestimmte sodann am Montagabend, wer das Land | |
| künftig in der OSZE vertritt. Dabei fiel die Wahl zunächst auf jemanden, | |
| der sich mit dem Korruptionsthema bestens auskennt: Konrad Mizzi, 42, | |
| Sozialdemokrat. Am Mittwoch jedoch wurde die Entscheidung revidiert, | |
| Ministerpräsident Abela zog die Nominierung zurück. | |
| Grund ist die Vergangenheit des Ministers: Von 2013 bis 2017 war er | |
| Minister für Energie und Wasserreinhaltung, ab 2017 Minister für Tourismus | |
| auf Malta. Das ist er seit dem 26. November 2019 allerdings nicht mehr. | |
| Damals trat er zurück – wegen schwerwiegender Indizien für Korruption. „I… | |
| sah es als meine Pflicht an, als Minister zurückzutreten, damit die | |
| Regierung ihre Amtszeit vollenden kann“, sagte er da. | |
| Denn Mizzi ist eine der zentralen Figuren in dem Skandal, den die ermordete | |
| Journalistin Daphne Galizia aufgedeckt hatte. In den Panama Papers, den | |
| 2014 geleakten Papieren, fand Galizia Dokumente, denen zufolge Mizzi sowie | |
| der langjährige Kabinettschef Keith Schembri Firmen in Panama unterhielten, | |
| die Gelder von einem Unternehmen namens 17 Black erhielten. Demnach soll es | |
| Zahlungen von täglich Tausenden Euros für nicht näher genannte Dienste | |
| gegeben haben. Die in Dubai ansässige Firma 17 Black gehört dem | |
| Geschäftsmann Yorgen Fenech. Ein Konsortium, an dem Fenech beteiligt war, | |
| hatte während Mizzis Amtszeit die Konzession für den Bau eines | |
| Gaskraftwerks auf Malta erhalten. Fenech wurde kurz vor Mizzis Rücktritt | |
| festgenommen, er ist angeklagt, weil er den Mord an Galizia in Auftrag | |
| gegeben haben soll. | |
| ## Glaubwürdigkeit der Regierung beschädigt | |
| Nach Galizias Enthüllungen ab 2016 hatte Mizzi den Besitz einer Firma in | |
| Panama eingeräumt, die von einer Stiftung in Neuseeland verwaltet wird. | |
| Einen Rücktritt lehnte er damals ebenso wie Kabinettschef Schembri und der | |
| Premier Muscat ab. Ein Misstrauensvotum der Opposition überstanden sie mit | |
| den Stimmen der eigenen Partei. Mizzi bestand darauf, dass in den | |
| durchgestochenen Dokumenten nicht die Rede davon sei, dass er Vermögen in | |
| Panama besitze. | |
| Ein Untersuchungsbericht des EU-Parlaments vom Januar 2018 sah das anders. | |
| In dem Bericht wird der Rücktritt von Mizzi und Schembri gefordert, | |
| außerdem sollten sie wegen mutmaßlicher Geldwäsche vor Gericht gestellt | |
| werden. Falls die beiden im Amt blieben, werde das die Glaubwürdigkeit der | |
| Regierung in Zweifel ziehen, den Eindruck von Straflosigkeit nähren und es | |
| könne den Staatsinteressen schaden, hieß es dort. | |
| Hinweis: Im Artikel hieß es zunächst, Mizzi sei zum Vertreter Maltas in der | |
| OSZE ernannt worden. Wir haben den Text entsprechend den Entwicklungen | |
| aktualisiert. | |
| 29 Jan 2020 | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Jakob | |
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