# taz.de -- Mordermittlungen auf Malta: Spirale in den Abgrund | |
> Die Regierung soll in den Mord an der Journalistin Galizia verstrickt | |
> sein. Korruption und Geldgier haben Maltas politische Kultur zerstört. | |
Bild: Valletta, Perle des Mittelmeers und Oase für Verbrecher | |
Wer dieser Tage die Nachrichten aus Malta verfolgt, verspürt innere | |
Widerstände, diesen zu glauben. Zu abgründig ist das, was über den [1][Mord | |
an der Investigativjournalistin Daphne Caruana Galizia] zutage tritt. | |
Der Hintergrund ist dabei vergleichsweise banal: Zwei Minister haben einem | |
Geschäftsmann die Konzession für einen Kraftwerksbau zugeschoben und dafür | |
offenbar Schmiergeld kassiert. Damit das keiner merkt, haben sie eine | |
Briefkastenfirma in der Karibik gegründet. Das ist kriminell, doch es | |
bewegt sich in der international üblichen Bandbreite von Korruption. Es | |
hätte überall sonst genauso passieren können. | |
Was man sich hingegen kaum vorstellen kann, ist, was dann geschah. Galizia | |
war dabei, die krumme [2][Panama-Connection] aufzudecken. Und wie es | |
aussieht, hat sich deshalb [3][mindestens ein Minister daran beteiligt,] | |
die Journalistin per Autobombe ermorden zu lassen. Und konnte danach über | |
zwei Jahre im Amt bleiben, obwohl es schon lange Indizien gegen ihn gab. | |
Ein solches Schwerverbrechen, mutmaßlich mit begangen von einem amtierenden | |
Minister einer seriösen, sozialdemokratischen Partei in einem stabilen | |
EU-Staat, erinnert an frühere Hoch-Zeiten der italienischen Mafia. Auch so | |
etwas könnte theoretisch anderswo in Westeuropa passieren. Aber es ist kein | |
Zufall, dass es eben auf Malta geschah. Und das hat damit zu tun, dass die | |
Regierungen des Inselstaats irgendwann aufgehört haben, seriös zu sein. | |
Das fing harmlos an: niedrige Steuersätze hier, ein paar Passverkäufe da. | |
Alles nicht verboten, aber auch nicht ganz sauber. Die EU krittelte ein | |
wenig, aber ließ Malta gewähren. Offenbar kam so eine Dynamik in Gang, die | |
letztlich dazu führte, dass sich Teile der Regierung am Ende wohl genauso | |
kriminell verhielten wie jene, die sie auf ihrer zum Steuer-, Glücksspiel- | |
und Geldwäscheparadies zugerichteten Insel willkommen hießen. Mit windigen | |
staatlichen Geschäftsmodellen, die auf die Bedürfnisse von Kriminellen | |
zugeschnitten waren, schraubte sich die Korruption bis in höchste Sphären | |
der Macht. Am Ende stand der moralische Abgrund. | |
2 Dec 2019 | |
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## AUTOREN | |
Christian Jakob | |
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