# taz.de -- Yelp siegt vor dem Bundesgerichtshof: Zu wenig Transparenz | |
> Ohne Onlinebewertungen geht nichts mehr – sie müssen aber transparent | |
> sein. Bedauerlich, dass Yelp nun vor dem Bundesgerichtshof recht bekommen | |
> hat. | |
Bild: Was nutzt das Bewertungssystem, wenn es nicht transparent ist? | |
Die leckerste Pizza, der beste Haarschnitt, die ehrlichste Finanzberatung: | |
Wo man früher auf Freunde, Bekannte und Verwandte vertraute, die wiederum | |
auf den Schwager einer Cousine schworen, verlassen sich Verbraucher*innen | |
im 21. Jahrhundert auf das Internet. | |
Ohne Onlinebewertungen geht nichts mehr, sie sind gleich nach Geld die | |
wichtigste Währung in Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistungsgewerbe | |
– sowohl für Käufer*innen als auch Verkäufer*innen. Natürlich kann das | |
nur gelten, wenn diese Bewertungen transparent und unabhängig sind. | |
Umso bedauerlicher, dass das Internetbewertungsportal Yelp nun vor dem | |
Bundesgerichtshof recht bekommen hat. Das Unternehmen darf weiterhin | |
Rezensionen nach einem eigenen Algorithmus ausspielen, der die | |
durchschnittliche Bewertung eines Gewerbes nicht in der Gesamtheit der | |
abgegebenen Stimmen widerspiegelt, sondern nach von Yelp „empfohlenen“ | |
Beiträgen listet. | |
Geklagt hatte eine Fitnessstudiobetreiberin, die sich verständlicherweise | |
benachteiligt fühlte, weil bei ihrem Unternehmen viele [1][positive | |
Bewertungen] für die Gesamtnote unberücksichtigt blieben. Das Gericht geht | |
in der [2][Begründung] seiner Ablehnung unter anderem davon aus, dass „der | |
unvoreingenommene und verständige Nutzer“ in der Lage sei, das | |
Yelp-Bewertungssystem zu verstehen. | |
## Künstlich verzerrtes Gesamtbild | |
Das ist ein starkes Stück. Anstatt zu gewährleisten, dass Verbraucher*innen | |
sich unvoreingenommen informieren können, sollen sie mit einem künstlich | |
verzerrten Gesamtbild Vorlieb nehmen – bestimmt durch einen Algorithmus, | |
dessen Kriterien weitgehend geheim bleiben. Und was sollen erst kleine | |
Anbieter*innen sagen, deren Existenz davon abhängt, ob potenzielle | |
Kund*innen zwei oder vier Sterne bei Yelp angezeigt bekommen? | |
Aus Unternehmenssicht ist das Ganze jetzt erst mal gelaufen, das Urteil ist | |
letztinstanzlich. Hoffentlich gibt es Protest von Verbraucher*innen, die | |
sich das nicht gefallen lassen wollen. Sie können sich von Yelps | |
Algorithmus schließlich mindestens genauso benachteiligt sehen wie | |
Unternehmen. | |
14 Jan 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Psychologie-der-Onlinebeschwerden/!5634890 | |
[2] https://www.bundesgerichtshof.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2020/2020… | |
## AUTOREN | |
Johanna Roth | |
## TAGS | |
Verbraucher | |
Verbraucherschutz | |
Bundesgerichtshof | |
Kolumne Internetexplorerin | |
Restaurant | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Psychologie der Onlinebeschwerden: Loyal oder egal? | |
Beschwerden sind schnell abgegeben auf Bewertungsportalen und Fanseiten. | |
Dabei unterliegen sie einer recht simplen Typologie. | |
Restaurantkritik-Serie „Auf die Mütze“ (7): Der Senf vom Gast | |
Gastrokritiker, das waren früher Experten in geheimer Mission. Im Internet | |
können das nun alle – und Köche in den Wahnsinn treiben. | |
Google und die Suchneutralität: „Es zählt nur, was die Nutzer wollen“ | |
Die EU klagt gegen Google. Der Jurist und Programmierer James Grimmelmann | |
erklärt, warum er das für übertrieben hält. |