# taz.de -- Diskriminierung: Bitte mehr Araber! | |
> Eine E-Mail belegt Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt. Gut, dass die | |
> öffentlich wurde! | |
Bild: Ob Bauen auch Fachkräfte geht? | |
Bitte keine Araber“: Das war mal eine ehrliche Absage, die ein Berliner | |
Architekturbüro da, wie diese Woche bekannt wurde, an einen Bewerber | |
ägyptischer Herkunft geschickt hat. Versehentlich, wie das Büro später in | |
einer Entschuldigung mitteilte – schade! Denn man möchte der Firma | |
wünschen, dass eineR der dort Beschäftigten den Mut hatte, die | |
Diskriminierung öffentlich zu machen. Die Person verdiente eine | |
Auszeichnung. | |
Es ist nämlich trotz aller Gleichstellungs- und | |
Antidiskriminierungsgesetze, -trainings und -handreichungen immer noch viel | |
zu einfach, bei Einstellungen zu diskriminieren. Denn es ist ja, wenn man | |
seine Kriterien nicht so klar formuliert wie die Berliner Architekten, kaum | |
nachzuweisen, warum jemand nicht eingestellt wird. | |
Deshalb ist es gut, dass genau diese interne Mail bekannt wurde. Männer | |
arabischer und afrikanischer Herkunft sind (neben Kopftuchträgerinnen) vom | |
Aussortierungsbedürfnis privater wie öffentlicher Arbeitgeber*innen am | |
härtesten betroffen. | |
Das verwundert nicht. Denn an deren schlechtem Image arbeiten | |
unterschiedliche Akteur*innen perfekt zusammen: Medien und Polizei etwa, | |
wenn sie gemeinsam in Shishabars Flaschen konfiszieren, auf die | |
verbotenerweise kein Pfand erhoben wurde, Politik und Polizei, wenn sie im | |
Görlitzer Park schwarze Dealer besuchen – und deren weiße Kundschaft, nicht | |
unwichtig für das kriminelle Business, dabei stets übersehen. „Schwarze“ | |
sind Dealer, „Araber“ clankriminell (und auch noch Muslime, ein weiterer | |
Diskriminierungsfaktor). Dass junge Männer aus beiden Bevölkerungsgruppen | |
teils gar keinen Sinn mehr in einer Berufsausbildung sehen, da sie keine | |
fairen Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt erwarten, hängt auch mit dieser | |
massiven öffentlichen Stigmatisierung zusammen. | |
Gutmenschengerede? Ich versuche es mal anders herum: Dass viele der jungen | |
syrischen Flüchtlinge ausgesprochen bildungs- und aufstiegsorientiert sind, | |
könnte darauf hinweisen, dass es vielleicht gar nicht an der arabischen | |
Herkunft liegt, wenn hier Aufgewachsenen diese Motivation fehlt. Sondern | |
daran: Anders als hiesige Arabischstämmige sind die neu Eingewanderten eben | |
nicht von klein auf mit massiven Stigmatisierungen und Vorurteilen | |
nachhaltig demotiviert und gedemütigt worden. | |
Menschen können so lange nach ethnischer Herkunft und/oder | |
Religionszugehörigkeit aus dem Arbeitsmarkt aussortiert werden, wie das | |
Angebot an Bewerber*innen ohne die stigmatisierten Zugehörigkeiten groß | |
genug ist. Ist das, wie heute bereits in vielen Berufsbereichen, nicht mehr | |
der Fall, kommt man vielleicht irgendwann dahinter, was nötig, richtig und | |
wichtig wäre: Bitte mehr Araber! | |
18 Jan 2020 | |
## AUTOREN | |
Alke Wierth | |
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