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# taz.de -- Strafgerichtshofurteil zu Rohingya: Ein bisschen Gerechtigkeit
> Der Internationale Strafgerichtshof verpflichtet Myanmar, die Rohingya zu
> schützen. Vielen Flüchtlingen außer Landes gibt das Hoffnung.
Bild: September 2017, Rohingya bringen sich in Bangladesh in Sicherheit
Das Weltgericht hat gesprochen: Myanmar ist verpflichtet, Sofortmaßnahmen
zum Schutz der seit Jahrzehnten verfolgten Rohingya zu ergreifen. Die
Minderheit, deren spektakulärer [1][Exodus nach Bangladesch] vor fast drei
Jahren weltweit für Aufsehen sorgte, sei weiter extrem gefährdet, so die
Richter.
Im Flüchtlingscamp war die Freude über die [2][Nachrichten aus Den Haag]
groß. Das „Tor für Gerechtigkeit“ habe sich endlich geöffnet, sagte ein
Bewohner. Doch bis es so weit ist, könnten Jahre vergehen. Jahre, in denen
die Flüchtlinge weiter in den überfüllten Camps in Bangladesch ausharren
würden, wo sich mehr als zwei Jahre nach ihrer Ankunft Verzweiflung und
Desillusion breit gemacht haben.
Vor fast einem Jahr habe ich in einer der Hütten Abul Kasim getroffen: Ich
interviewte seinen Nachbarn, und plötzlich war er da, saß schüchtern in der
Ecke und nestelte an einem aufgerollten Stück Papier herum, bis ich ihn
danach fragte. Er habe etwas vorbereitet für den Fall, dass eines Tages ein
Journalist in seinem Teil des riesigen Lagers vorbeikäme. In einem
handgeschriebenen Brief bat er die UNO um Hilfe. Medikamente, Essen, ein
sauberes Zuhause und Gerechtigkeit.
Heute hat er zumindest einen Vorgeschmack darauf bekommen. Ob sich an
seinen und den Lebensumständen von mehr als einer Million [3][Flüchtlingen
in Bangladesch] und von den verbliebenen Rohingya in Myanmar tatsächlich
etwas ändern wird, ist allerdings fraglich. Das Urteil ist zwar bindend,
aber das Weltgericht hat keine unmittelbaren Machtbefugnisse, um es auch
tatsächlich durchzusetzen.
Die Entscheidung des Weltgerichts hat für die Minderheiten in Myanmar
historische Tragweite. Aber sie ist am Ende wohl auch nur ein Symbol. Und
den höchsten Preis für die Ernüchterung zahlt auch am Ende wieder nur eine
Gruppe: die Rohingya. Man würde Abul Kasim und die anderen gerne vor zu
viel Enthusiasmus warnen. Aber irgendwie ist heute auch einfach einmal sein
Tag.
23 Jan 2020
## LINKS
[1] /Fluechtlinge-in-Bangladesch/!5637710
[2] /Gambia-verklagt-Myanmar/!5648223
[3] /Vertreibung-der-Rohingya/!5617773
## AUTOREN
Verena Hölzl
## TAGS
Den Haag
Rohingya
Schwerpunkt Myanmar
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