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# taz.de -- Urteil in Belgien zu Tutsi-Ermordung: Ruander wegen Völkermord ver…
> Ein belgisches Gericht verurteilt den ehemaligen Direktor der ruandischen
> Kaffeebehörde, Fabien Neetse. Es ist das erste Völkermordurteil Belgiens.
Bild: Fabien Neretse am Tag seiner Prozesseröffnung in Brüssel, 4. November
Berlin taz | Zum ersten Mal hat ein Gericht in Belgien, der ehemaligen
Kolonialmacht in Ruanda, einen Ruander wegen Völkermordes schuldig
gesprochen. Der 71-jährige Fabien Neretse, ehemaliger Direktor der
staatlichen Kaffeebehörde, wurde am späten Donnerstagabend von einem
Geschworenengericht in Brüssel [1][nach rund sechs Wochen Prozess]
verurteilt. Am Freitag abend wurde das Strafmaß verkündet: 25 Jahre Haft.
Bei dem Prozess ging es um Neretses Rolle bei der organisiertren Ermordung
von rund einer Million Tutsi sowie Hutu-Regierungsgegnern in Ruanda
zwischen April und Juli 1994, als radikale Hutu-Politiker und Generäle nach
der Ermordung des Präsidenten Juvenal Habyarimana, der einer Machtteilung
mit Tutsi-Rebellen zugestimmt hatte, die Macht ergriffen. Die
Völkermordregierung wurde schließlich von den Tutsi-Rebellen unter Führung
des heutigen Präsidenten Paul Kagame in den Kongo vertrieben, [2][wo ihre
Sympathisanten bis heute kämpfen].
Neretse organisierte laut Gericht die Ermordung seiner Tutsi-Nachbarn in
Kigali und finanzierte den Aufbau von Milizen. Er floh später nach
Frankreich, aber überlebende belgische Angehörige seiner Opfer spürten ihn
auf und erwirkten Anklage gegen ihn. Vor Gericht trat er als freier Mann
auf und erklärte sich für unschuldig.
Ruandas Nationale Kommission zum Kampf gegen Genozid (CNLG) begrüßte das
Urteil als „Meilenstein“ und warf zugleich Neretse unlautere Praktiken vor.
So habe die Familie des Angeklagten versucht, in Ruanda lebende Zeugen der
Anklage zu bestechen.
„Die CNLG verurteilt die Praxis des Bestechens von Zeugen, die vor
nationalen, ausländischen und internationalen Gericht normal wird“, so die
Kommission. Es handele sich um „eine Strategie von Völkemordtätern, um sich
der Justiz zu entziehen“. Um dem entgegenzutreten, müssten
Völkermordangeklagte grundsätzlich in Untersuchungshaft genommen werden.
20 Dec 2019
## LINKS
[1] /Prozess-wegen-Voelkermords-in-Ruanda/!5639441/
[2] /Ruandischer-Rebellenfuehrer-im-Kongo/!5624638/
## AUTOREN
Dominic Johnson
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